Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
Vom Netzwerk:
solche Sachen
sagt.«
    »Ich
werde dir für diese Quittung einen guten Preis
bezahlen«, {353 }sagte Leifur gefasst. »Du und deine
Tochter ... ihr braucht euch keine Sorgen mehr um Geld zu
machen.«
    Dóra
konnte nicht widersprechen, denn Aldas Mutter antwortete prompt:
»Glaub bloß nicht, Leifur, dass ich dein dreckiges Geld
annehme. Du kannst nicht alles kaufen. Diese Quittung wird nicht
verkauft.«
    »Gib mir
die Quittung, oder ich sorge dafür, dass du es
bereust!«, zischte Markús und tastete sich auf die
Frau zu. Er konnte sich nur mühsam zwischen dem Sofa und dem
Tisch hindurchquetschen, zumal sein Sohn an ihm hing. Der Junge
schien am Rande des Wahnsinns zu sein. Unterdessen schlief der
kleine Orri, und Sóley glotzte die Beteiligten mit
großen Augen an.
    »Ich
kann dir überhaupt nichts geben. Die Quittung ist bei der
Polizei.«
    Hjalti
schluchzte immer wieder: »Papa, Papa, Papa, du musst mir
helfen, Papa, Papa, Papa.« Markús starrte die Frau
konfus an. Er tat Dóra furchtbar leid. Es bestand kein
Zweifel daran, dass er seinen Sohn sehr liebte, aber auch Alda
geliebt hatte. Er war hin und her gerissen und konnte nichts
sagen.
    Das Zelt
öffnete sich erneut, und diesmal stand Guðni mit einem
Kollegen in der Öffnung. »Guten Tag«, sagte er in
die Runde und schaute dann zu Hjalti. »Hjalti
Markússon, würdest du bitte
mitkommen?«
    Der Junge
leierte weiter denselben Satz herunter und klammerte sich an seinen
Vater. Markús sah ihn an, schien etwas sagen zu wollen und
machte seinen Arm frei. »Mein Sohn hat Alda nicht umgebracht,
Guðni. Ich war’s.«
    Dóra
stöhnte laut. Was war das für ein verdammtes Chaos?
Wollte Markús die Schuld für seinen Sohn auf sich
nehmen, so wie sein Vater damals die Schuld für Daði auf
sich genommen hatte? Womöglich vertraute er darauf, dass auch
in dieser Nacht ein Vulkan ausbrechen würde.
     
     
     

38
    SAMSTAG
4. AUGUST 2007
    »Sie ist
einfach nicht so gestorben, wie ich es beabsichtigt hatte. Sie hat
die Medikamente wieder ausgekotzt. Ich hatte nicht endlos Zeit und
musste einen Ausweg finden. Es sollte wie Selbstmord aussehen. Ich
hab gehofft, dass das Botox in der Zunge nicht entdeckt wird. Zur
Sicherheit hab ich’s auf dem Nachttisch liegen lassen. Falls
der Stoff in ihrem Körper gefunden würde, sollte es so
aussehen, als hätte Alda sich auf diese Weise umbringen
wollen. Ihre Fingerabdrücke waren auf der Verpackung und auf
der Spritze. Natürlich hatte ich Handschuhe
an.«
    »Du hast
sie also vorsätzlich getötet?«, fragte Guðni
bedächtig.
    »Ja,
habe ich. Ich hatte keine andere Wahl. Ich hatte schon alles
versucht. Sie war selbst schuld. Natürlich war ich
enttäuscht, als das Botox nicht so gewirkt hat, wie es sollte,
und ich musste irgendwie reagieren. Ich wollte nur ihre Zunge
lähmen. Man hört ja ständig von Leuten, die an ihrem
Erbrochenen ersticken. So sollte es aussehen. Sie hat die ganze
Zeit gewürgt. Ich wusste, dass sie Botox bei sich zu Hause
hatte. Vor ein paar Monaten hat sie mich überredet, es mal
auszuprobieren. An dem Abend bin ich unter dem Vorwand gekommen,
mehr haben zu wollen. Sie hat mich gespritzt, bevor ... ihr wisst
schon.«
    Dóra
schloss die Augen. Würde das denn nie aufhören? Sie
schaute hinaus in den Flur, wo Orri im Kinderwagen schlief und {355
}Sóley mit einem Polizisten Mau-Mau spielte. Sóley
würde bald zu müde zum Kartenspielen sein. Dóra
hatte sich vorgenommen, dann zu verschwinden. Sie hatte genug
gehört, und der Mann neben ihr schien keine Verteidigung mehr
zu brauchen. Er hatte beschlossen, alles zu gestehen. Kein Anwalt
konnte mehr etwas für ihn tun. Er würde keine mildernden
Umstände bekommen. Dóra musste aufpassen, dass sie
nicht zu emotional reagierte. Sie fühlte sich betrogen und
hätte den Fall am liebsten abgegeben. Guðni schien sich
auch nicht viel besser zu fühlen. Auch er war getäuscht
worden. Der Mörder hatte alle an der Nase herumgeführt,
nur Stefán nicht. Aber jetzt musste er dafür
büßen. »Markús, willst du nicht zum Ende
kommen?«, sagte Dóra, ohne ihn anzuschauen. »Ich
muss bald gehen.«  
    »Ja,
bringen wir es zu Ende«, sagte Guðni. »Hat der
Immobilienmakler dir ein Alibi verschafft? Hast du ihn dafür
bezahlt, dass er behauptet hat, deine Stimme am Telefon erkannt zu
haben?«
    »Nein,
er hat meine Stimme erkannt.«
    »Dein
Handy wurde doch in der Nähe von Hella geortet, wenn ich mich
recht erinnere. Dort konntest du nicht sein, Markús. Dieser
Makler kann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher