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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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Arm hatte, aber María reckte
sich danach und stellte ihn vor Dóra ab. María stand
schwankend neben Dóra und hätte fast das Gleichgewicht
verloren, als das Zelt aufging.   
 
    Leifur war
sofort anzusehen, dass der Gast in der Zeltöffnung nicht
willkommen war. Markús’ Mundwinkel sanken nach unten,
und sein Gesicht versteinerte. Dóra drehte sich zum Eingang
um. Es war Aldas Mutter. Sie wirkte noch genauso niedergeschmettert
wie bei der Sarglegung. Dennoch hatte ihr Auftreten etwas
Entschlossenes. »Mein þorgeir und euer Vater mögen
Freunde gewesen sein«, sagte die alte Frau, erst unsicher,
aber mit {351 }jedem Wort mutiger. »Aber ich habe
Magnús nie sehr geschätzt. Das Schicksal hat es besser
mit ihm gemeint als mit vielen anderen, zumindest früher. Er
hat mit dem Fischfang weitergemacht und so viel gefangen wie nie
zuvor. Er hat die Schuld für Daði auf sich genommen, aber
wegen des Vulkanausbruchs ist die Sache nicht weiter verfolgt
worden. Ich könnte noch mehr aufzählen. Ihr Söhne
habt es nur wegen eures Vaters zu etwas gebracht. Die Leute
scharwenzeln um euch herum, besonders um dich,
Leifur.«
    »Sollten
wir uns nicht lieber nach dem Festival miteinander
unterhalten?« Leifur war plötzlich wieder
stocknüchtern. »Ich kann gut verstehen, was du auf dem
Herzen hast, aber das ist nicht die richtige Zeit und nicht der
richtige Ort dafür.«
    »Nein,
Leifur«, entgegnete die alte Frau. »Diesmal bestimmst
nicht du, wo es langgeht. Ich habe euch etwas zu sagen, und ich
bezweifle, dass ihr danach noch in Feierstimmung
seid.«
    »Ich
komme erst in Feierstimmung, wenn du wieder draußen
bist«, sagte María lallend. »Was soll das
eigentlich?« Offensichtlich war sie es nicht gewohnt, dass
ihr Mann zurechtgewiesen wurde. Leifur packte sie an der Schulter,
und sie verstummte.
    »Ich war
heute in Reykjavík und habe dort ein krankes Mädchen
besucht«, sagte die Alte. »Mein Enkelkind«,
fügte sie stolz hinzu. »Ich habe ihr zugehört. Die
erste Erwachsene, die ihr seit langer Zeit zugehört
hat.«
    Die
Atmosphäre war so angespannt, dass sich Dóra mit dem
Kinderwagen automatisch zu Sóley bewegte, die auf einem der
Sofas saß und gähnte. »Was hat sie gesagt?«,
fragte Dóra.
    Die alte Frau
starrte Markús’ Sohn Hjalti an. »Wo warst du,
als meine Alda ermordet wurde?« Sie spuckte ihm den Satz
richtiggehend vor die Füße.
    Dóra
war irritiert. Hjalti stand mit offenem Mund da und griff entsetzt
nach dem Arm seines Vaters. »Was spielt das für eine
Rolle?«, fragte Markús mit puterrotem Gesicht.
»Willst du etwa andeuten, dass mein Sohn etwas mit Aldas Tod
zu tun hat?«
    »Ja,
Markús, das will ich«, antwortete die Frau, so als
spräche {352 }sie mit einem kleinen Kind. »Hjalti wurde
beobachtet. Er ist in Aldas Haus gegangen, als sie noch gelebt hat,
und wieder rausgekommen, als sie tot war. Sein Auto wurde gesehen
– obwohl er nicht direkt vor dem Haus geparkt
hat.«
    »So ein
Unsinn!« Markús legte seinem Sohn die Hände auf
die Schultern. Der Junge war vollkommen durcheinander. »Mich
hat auch jemand in oder aus Aldas Haus gehen sehen. Diese
Zeugenaussage war völlig belanglos.«
    »Es ist
mehr als eine Zeugenaussage«, sagte die alte Frau. Sie
fixierte Hjalti. »Ich sollte dich umbringen, Junge. Ich hab
zu Hause gesessen und darüber nachgedacht, wie ich es machen
könnte. Dann müsstest du genauso leiden, wie meine
Tochter leiden musste, aber ich bin zu alt
dafür.«
    »Jetzt
ist es aber langsam genug«, warf Dóra ein.
»Solltest du nicht besser zur Polizei gehen, wenn du glaubst,
irgendwelche Beweise zu haben?«
    »Da war
ich schon.« Die alte Frau grinste gehässig.
»Guðni ist schon unterwegs. Natürlich wollte er bis
morgen warten, aber als er gehört hat, welche Beweise ich
habe, hat er seine Meinung geändert.«
    »Was
hast du?«, krächzte Hjalti. »Du kannst gar keine
Beweise haben.«
    »Du
solltest dein Auto besser aufräumen.« Die Alte warf ihm
einen vernichtenden Blick zu.
    Der Junge
zuckte zurück. »Was meinst du? Mein
Auto?«
    »Als du
die Tür aufgemacht hast, ist eine VISA-Quittung rausgeflogen.
Sie ist in einem Strauch hängengeblieben, und das
Mädchen, das dich beobachtet hat, hat sie mitgenommen.
Jóhanna hat herausgefunden, wem die Kreditkarte
gehört.«
    Hjalti schrie
auf, und sein Vater versuchte ihn zu beschwichtigen.
»Beruhige dich, das ist völliger
Blödsinn.«
    »Tu was,
Leifur«, sagte María mit schriller Stimme. »Du
kannst nicht zulassen, dass sie
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