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Das Glücksprojekt

Das Glücksprojekt

Titel: Das Glücksprojekt
Autoren: Alexandra Reinwarth
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(»Das macht der sonst nie!«). Katzen hingegen, die subtileren Geschöpfe, geben sich überaus anschmiegsam und schmeicheln sich bis auf den Schoß der Tierhasser, wo sie dann voller Absicht 80 Prozent ihrer Haare abstoßen.
    Christinas Vater war ganz auf der Seite seiner Tochter, hatte aber leider nichts zu melden. Klassischer Fall von Pech. Wenigstens hatte sie mich zur Freundin, ich nahm sie mit nach Hause und dort liebten wir gemeinsam mehrere Hamster zu Tode. Wer als Hamster in einem Kinderzimmer wiedergeboren wird, der hat in seinem vorherigen Leben etwas sehr Elementares falsch gemacht.
    Christina kam nicht zu ihrem Hund. Erst stand ihre Mutter im Weg, dann, als sie von zu Hause auszog, ihr Jurastudium und schließlich ihr Job. Sie arbeitete geschätzte 32 Stunden am Tag, machte sich selbstständig und schuftete daraufhin das Doppelte. Wie sie zwischendurch noch ihren Mann Lars kennenlernen und heiraten konnte, ist mir ein Rätsel. An irgendeinem durchgearbeiteten Weihnachten oder Geburtstag machte Christina eine Lebensinventur und nach zwei Flaschen Rioja und einer verheerenden Bilanz beschloss sie, einige Dinge zu ändern. Nach dem Motto »Mein Leben soll schöner werden« suchte sie sich eine Geschäftspartnerin, reduzierte ihre Arbeit auf einen Halbtagsjob, begann einen Yogakurs und endlich, so ihr Plan, wollte sie sich auch den Traum vom eigenen Hund erfüllen. Während Christina aufgeregt die Vor- und Nachteile aller Hunderassen abwog, sagte ihr Mann Lars: »Unter gar keinen Umständen.« Christina dachte zunächst, er wolle unter gar keinen Umständen einen Mops, das war der letzte Hund, über den sie laut nachgedacht hatte. Bis sich das Missverständnis aufklärte und Christina klar wurde, dass Lars nicht meinte: Unter gar keinen Umständen einen Mops. Er meinte: Unter gar keinen Umständen einen Hund.
    Nach einem Moment der Verblüffung fing Christina an zu diskutieren, zu argumentieren und schließlich zu betteln. Sie könnte den Hund mit zur Arbeit nehmen, mit zum Sport, sie würde ihn gut erziehen und Lars hätte keinerlei Arbeit mit ihm, ja, er würde nicht einmal merken, dass der Hund existierte. Aber alles half nichts, Lars blieb bei seinem Nein, einen Hund wolle er nicht im Haus haben. Und da überlegte sich Christina, ob sie überhaupt noch einen Lars im Haus haben wollte. Ergebnis: negativ. Wer will schon mit jemandem zusammen sein, der einem den Herzenswunsch derart kaltherzig abschlägt? Kurz darauf zog Lars aus und Arthur ein. Arthur ist ein junger Golden Retriever. Und Christina ist glücklich. »In jeder Hinsicht eine Verbesserung«, findet sie. »Er schnarcht nicht, er schaut kein Fußball und er kommt nie betrunken nach Hause.«
    Dass Tiere dem Menschen guttun, ist mittlerweile erforscht, abgestempelt und anerkannt. Bei Kindern fördern sie das Verantwortungsbewusstsein und außerdem die rhetorischen Fähigkeiten, wenn die Kleinen argumentieren müssen, warum Mutti das Tier versorgen soll. Senioren fühlen sich mit Tieren weniger einsam und Behinderte können durch sie ihr Körpergefühl und ihre Konzentrationsfähigkeit verbessern. Haustiere sind gut gegen Zivilisationskrankheiten wie Stress, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Anwesenheit einer Katze senkt den Blutdruck, Hundebesitzer leben gesünder, weil sie sich mehr an der frischen Luft bewegen. Warum es Tiere nicht schon längst auf Rezept gibt, ist unklar.
    Die Erkenntnisse der Wissenschaft bezüglich Haustiere und Glück sind leicht in der Praxis zu überprüfen. Fragen Sie einfach einen Bekannten, eine Arbeitskollegin oder den unsympathischen Nachbarn nach seinem oder ihrem Haustier. Was sich da in den Gesichtern abspielt, ist operativ nicht zu erreichen: eine Gesichtsstraffung mit gleichzeitiger Augenaufhellung, Lymphdrainage und Faltenglättung. Wer von seinem Tier spricht, blüht auf und wird für einen Augenblick schön. Als wäre er verliebt. Sofern er sein Tier mag, natürlich. Wenn Sie also sehen wollen, wie Ihre Fleischfachverkäuferin aussieht, wenn sie verliebt ist, fragen Sie nach ihrem Rottweiler-Siamkater-Sittich, Sie werden staunen.
    Wer wie ich den Entschluss getroffen hat, dass ein Tier her muss, und nun vor der Wahl steht, welches es sein soll, wird überrascht feststellen, dass die Welt in zwei Lager gespalten ist: in Hundemenschen und in Katzenmenschen. Das ist jetzt keine Beleidigung, die bezeichnen sich selbst so. Wenn man da nicht ganz klar Stellung bezieht,
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