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Das Glücksprojekt

Das Glücksprojekt

Titel: Das Glücksprojekt
Autoren: Alexandra Reinwarth
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Studio zeigen sollte. Können Sie sich an Spike erinnern? Diesen bulligen Hund aus Tom und Jerry? Der mit dem Dornenhalsband? So sah Mike aus, nur mit einem Muskelshirt und ohne Dornenhalsband. Im Geräteraum erklärte er Dinge, die ich sofort wieder vergaß, wahrscheinlich deswegen, weil ich Mike die ganze Zeit beobachten musste, während er sich heimlich selbst in der Spiegelwand Blicke zuwarf. Dann zeigte er uns einen verglasten Raum, in dem ein Dutzend Erwachsener immer wieder auf kleine Schemel stieg, die vor ihnen auf dem Boden standen. »Step«, erklärte Mike. Anschließend sahen wir noch die Fitness-Fun-Bar, die Reklame für Getränke in Neonfarben machte und an der ein einsamer Fitness-Fun-Gast ein Pils trank. Nach dem Rundgang fragte Mike-Spike uns, was unsere Ziele seien.
    Ich war das so gewohnt von meinem Vater zu Hause, dass ich sofort aufsagte: »Spitzenjob mit Herausforderung, große Liebe finden, Hund anschaffen.« Jana sagte: »Fünf Kilo abnehmen.« Mike sah mich an, als hätte ich ausgeholt, um einen Ball zu werfen, und ihn dann hinter meinem Rücken versteckt. Er schüttelte sich und drehte sich zu Jana. Dann deutete er auf ihre nackten
T-Shirt-Arme und sage: »Und etwas Gerätetraining für die schlaffen Oberarme vielleicht.«
    Als wir wieder auf der Straße waren, walkte und knetete Jana nach Kräften an ihren Oberarmen herum. »Schlaff also«, sagte sie und winkte probehalber mit dem Arm, um zu sehen, ob sich etwas bewegte. Und dann: »Ich glaube, ich möchte da nicht mehr hingehen.«
»Der meint das nicht so wertend, wie sich das anhört, seine Sichtweise ist eher so wie die eines Arztes«, versuchte ich abzuschwächen, aber Jana ließ sich nicht beruhigen: »Ich weiß nicht, wie deine Ärzte aussehen, aber die Ärzte, zu denen ich gehe, sehen ganz, ganz anders aus.« Da hatte sie natürlich recht. Und man lässt sich nicht gerne von irgendeiner Bulldogge die eigenen Problemzonen erklären.
    Nach der Pleite mit dem Fitnessstudio machte ich um organisierten Sport einen großen Bogen und kaufte mir zusammen mit der Restbevölkerung Inlineskates. Ich stopselte am Wochenende mit ihnen im Park herum und ärgerte mich, dass mir nicht vorher aufgefallen war, dass es sich bei den meisten Parkwegen um Kieswege handelt. Im Robocop-Stil, mit Knieschützern und Helm, leicht nach vorne gebeugt und mit rudernden Armen, strumpelte ich über den Kies. Auf dem Bürgersteig blieb ich, einmal angeschoben, möglichst lang in starrer Abfahrtshaltung, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Auch wenn ich mich in Sachen Geschwindigkeit gegenüber dem Laub nicht wesentlich verbessern konnte. Sie erinnern sich an die Haltemanöver von Inlineskatern, indem sie an einer Ampel den Arm rausstrecken und sich dann um den Mast der Ampel wickeln? Das war ich.
    Ich konnte meinen Stil zwar verbessern, aber es wurde nie zu diesem leichten Dahingleiten, das mir vorschwebte. Die Yogurette-Fraktion hingegen konnte sogar rückwärts laufen.
    Als Jana mir daraufhin einen Yogakurs vorschlug, schmiss ich dankbar die Inlineskates in die Ecke und sagte freudig zu. In meiner Vorstellung sah ich uns schon gazellenartig auf einem Bein stehen, gelassen und strahlend schön würden wir langsame, elegante Bewegungen in einem Loft mit Blick über die Stadt ausführen. In der Realität kniete ich auf einer dünnen Schaumstoffmatte in einem Raum, der nach Schweiß und Räucherstäbchen roch, und unterdrückte nach Kräften einen Furz. Kennen Sie diese Stellung aus dem Sonnengruß, in der man mit durchgestreckten Beinen die Hände auf den Boden legt?

    Also wenn Ihnen mal einer quer sitzt, kann ich das nur empfehlen.
    Was ich unlängst versucht habe, ist Schwimmen. Schwimmen gehört zu den gesündesten Sportarten überhaupt. Man verhebt sich nicht, man fällt nicht auf die Nase und man belastet die Gelenke nicht. Da Wasser eine höhere Dichte hat als Luft, müssen wir mehr Energie aufwenden, um uns zu bewegen. Noch besser wäre es, in Wackelpudding oder in Mousse au Chocolat zu schwimmen. Man kann brust- oder rückenschwimmen, den Delfin geben oder kraulen. Selbst wenn man nur planscht, nennt man das einfach Aquajogging, und das ist immer noch sportlich. Ein großer Vorteil im Wasser: Es klebt einem nie ein verschwitztes T-Shirt am Körper, das man nach dem Training in seiner Sporttasche vergisst. Ich kaufte mir gleich eine Monatskarte mit dem Vorsatz, jede Woche mindestens drei bis vier Mal zu schwimmen. 1000 Meter. Mindestens. Tatsächlich
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