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Das Glück mit dir (German Edition)

Das Glück mit dir (German Edition)

Titel: Das Glück mit dir (German Edition)
Autoren: Lily Tuck
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Jean-Marc.
    In dem Restaurant am Kai bestellen sie Hummer-Sandwiches zum Mittagessen.
    Zu viel Mayonnaise, beschwert sich Jean-Marc. Trotzdem isst er zwei Stück. Er sitzt neben Louise und bietet ihr, die Hand auf ihrem Arm, von den Pommes frites an, die zu den Hummer-Sandwiches serviert werden.
    Louise stochert in ihrem Salat und schüttelt den Kopf.
    Du musst essen, sagt er zu ihr. Du bist zu dünn.
    Louise zuckt die Achseln. Sie ist fünfzehn.
    Nach dem Essen besuchen sie ein historisches Herrenhaus. Die Führerin referiert mit Bostoner Akzent über die Silbersammlung, den Mahagonisekretär eines hiesigen Möbeltischlers, die Banjo-Uhr, einen bemalten Schaukelstuhl.
    Verstehst du, was sie sagt?, fragt Philip Jean-Marc.
    Bien sûr , antwortet er.
    Nina steht dicht neben Louise, in größtmöglichem Abstand zu Jean-Marc.
    Auf dem Heimweg im Auto besteht Jean-Marc darauf, hinten neben Louise zu sitzen.
    Louise, Louise.
    Jetzt, stellt Nina sich vor, schläft sie in den Armen des gutaussehenden jungen Mannes.
    Die hochgewachsene, schlanke, athletische, schöne Louise.
    Als Teenager ist sie zu dünn. Knochig.
    Sie isst fast nichts, klagt Nina Philip gegenüber.
    Sie sagt, sie sei Vegetarierin.
    Lass sie in Ruhe. Je mehr du sie drängst, desto weniger wird sie essen, sagt Philip.
    Und wenn sie nun magersüchtig wird?
    Lulu ist eine Kämpfernatur, sie wird sich schon nicht zu Tode hungern.
    Mit wem kämpft sie denn?, fragt Nina.
    Ruhig, höflich, vernünftig, so beschreibt sie Philip immer.
    Intelligent natürlich auch.
    Brillant sogar.
    Und groß.
    Unter der Decke ahnt sie die Umrisse seiner langen, dünnen Beine – am linken ist in der Mitte eine dickere Stelle, wo der Schienbeinknochen nicht richtig zusammengewachsen ist –, die bis ans Fußende des Bettes reichen.
    Wieder greift sie hinüber und berührt seine Wange.
    Sie beugt sich hinab und küsst ihn sanft.
    Ihre Lippen streifen kaum seine Haut.
    Tränen steigen ihr in die Augen.
    Rot ist Philips Lieblingsfarbe. Wenn es nach ihm ginge, wäre alles im Haus rot: die Möbel, die Vorhänge, die Wände, alles rot bedeckt und gestrichen.
    Sein Auto, auch ein Volkswagen, ist rot.
    Farben sind dazu da, um Begehren zu wecken, sagt er gern.
    Sie ist sicher, dass er jemanden zitiert.
    Sie wirft einen kurzen Blick hinüber zum Schrank, wo in Plastik verpackt der rote Seidenmantel hängt, den er ihr aus Hongkong mitgebracht hat.
    Vorsichtig, um ihn nicht zu stören, steigt sie aus dem Bett. Im Dunkeln tastet sie ihre Kleider ab, bis sie bei dem Mantel angelangt ist, und nimmt ihn vom Bügel. Sie reißt das Plastik herunter, öffnet die seidenen Knebelverschlüsse und schiebt die Arme in die weiten Ärmel; sie trägt den Mantel über der Windjacke. In dem Spiegel auf der Innenseite der Schranktür sieht sie sich selbst – um die gestickten blauen und grünen Päonien zu erkennen, ist es zu dunkel –, einen undeutlichen, schimmernden Umriss. Dann klettert sie wieder ins Bett und legt sich neben Philip.
    Schau, sagt sie zu ihm und streicht die starre rote Seide glatt, so dass sie sich in ordentlichen Falten um ihren Körper legt, ich habe es angezogen.
    Findest du mich begehrenswert?, fühlt sie sich versucht zu fragen.
    Sofia in ihrem eng anliegenden seidenen Qipao führt Philip in ein anderes Zimmer, wo ihre Sammlung alter blauweißer Mingschalen fein säuberlich auf einem Regal arrangiert ist.
    Wunderschön, sagt er und nimmt eine Schale in dieHand – die durchscheinende mit der grob wirkenden Marke.
    Vorsicht, warnt ihn Sofia.
    Aber er lässt sie fallen.
    Sofia stößt einen kleinen Schreckensschrei aus.
    Denselben kleinen Schrei.
    Nina war noch nie in Hongkong.
    Oder überhaupt in Asien.
    Bangkok und Chiang Mai würden sie interessieren, und Siem Reap, wo sie den Sonnenaufgang über Angkor Wat erleben, wo sie sich von Angkor Wat aus den Sonnenaufgang ansehen wird, und auch Luang Prabang.
    Luang Prabang , wiederholt sie in Gedanken.
    Sie mag den Klang dieser Worte – wie eine Süßigkeit oder eine Nachspeise.
    Es ist heiß dort und sie wird mit leichtem Gepäck reisen, Baumwollkleidern und T-Shirts, die sie von Hand waschen kann, bequemen Sandalen, die sie und Philip leicht auch mal abstreifen können, wenn sie Wat Arun besichtigen, den mit zerbrochenem Porzellan geschmückten Tempel, wenn sie die 309 Stufen erklimmen, die zum Wat Phrathat Doi Suthep hinaufführen, oder wenn sie auf der Suche nach Banteay Samré und Ta Prohm, den beiden im halbverfallenen Zustand
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