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Das Glück mit dir (German Edition)

Das Glück mit dir (German Edition)

Titel: Das Glück mit dir (German Edition)
Autoren: Lily Tuck
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ist frisch gewaschen. Auf dem Weg den Boulevard entlang zu Tante Theas Wohnung fühlt sie sich ein wenig benommen von dem Weinbrand.
    Bevor sie die Rue de Saint-Simon erreichen, geht Philip in einen Tabakladen und kauft ein Päckchen Gauloises, dann nimmt er Nina bei der Hand, als führte er sie an einen unbekannten, aber wichtigen Ort.
    Dieses Mal denkt Philip nach dem Tennis daran, seine weißen Shorts, das Polohemd und die Socken in den Wäschekorb zu stecken.
    Und gestern muss Marta sie herausgeholt und gewaschen haben.
    Sie umarmt sich selbst.
    Immer noch trägt sie Philips alte gelbe Windjacke.
    Dann hält sie die Hände hoch und dreht den Ehering an ihrem Finger.
    An einem windigen Sommernachmittag, als Philip vor der Küste von Belle-Île segelt, lässt er einen Moment lang das Ruder los, um seinen Ring abzuziehen. Der Ring sitzt fest an seinem Finger und er muss ihn mehrmals drehen, um ihn abzubekommen. Dann sagt er stirnrunzelnd etwas, das sie wegen des Windes nicht hören kann, und wirft den Ring hinaus ins Meer, so weit er kann. Ruderlos hat sich das Boot gedreht und legt sich in den Wind, die Segel schlagen laut. Er ist in Ketten gelegt.
    Nein, das stimmt nicht – das erfindet sie gerade.
    Sie hat nur drei oder vier Mal mit Jean-Marc geschlafen. Nicht oft genug, um es eine richtige Affäre zu nennen.
    Stattdessen isst Philip, eine Hand am Steuerruder, mit der anderen einen Pfirsich. Der Pfirsich ist reif und süß und der Saft rinnt an Philips Fingern hinunter. Als er fertig ist, wirft er den Kern ins Meer, dann lehnt er sich weit über die Reling, um seine klebrigen Finger ins Wasser zu halten. Das Wasser ist unerwartet kalt und der Ring rutscht ihm vom Finger. Hilflos sieht Philipzu, wie er einen Augenblick lang in dem dunkelblauen Wasser tanzt, dann ist der goldene Ring verschwunden. Eine Sekunde später schwimmt ein silberfarbener Fisch mit stacheliger Schwanzflosse so schnell vorbei, dass Philip nur einen flüchtigen Blick auf ihn erhascht   – ein großer Zackenbarsch, nimmt er an, mindestens um die fünfzig Kilo schwer. Der Fisch schlägt mit der Schwanzflosse, als er nach dem Ring taucht, das hässliche Maul schon aufgerissen, um ihn zu schlucken.
    In ihrem Volkswagen, der bereits mehr als hundertachtundzwanzigtausend Kilometer auf dem Buckel hat, fährt sie Jean-Marc nach Buzzards Bay; er hat eine Verabredung mit dem Direktor der Segelschule. Während sie auf ihn wartet, läuft sie ziellos durch das neuenglische Städtchen, blickt in die Schaufenster und schaut auf die Uhr.
    Ich will mir ansehen, was hier für Kurse laufen, sagt er im Auto in seinem französisch gefärbten Englisch zu ihr.
    Die Augen auf die Straße gerichtet, nickt sie.
    En français , sagt sie zu ihm.
    Sie fühlt sich befangen in seiner Gegenwart.
    Non, non , ich muss Englisch üben, antwortet Jean-Marc.
    Er fühlt sich befangen in ihrer Gegenwart.
    Abgesehen von einem Begrüßungskuss auf beide Wangen an der Haustür hat sie ihn nicht berührt. Er sie auch nicht. In Anzug, Hemd und Krawatte wirkt Jean-Marc kleiner und gar nicht mehr wie er selbst, nicht so, wie ihn Nina in seinen Jeans in Erinnerung hat.
    Oder wenn er die Jeans auszieht.
    Sie schüttelt den Kopf, um die Erinnerung loszuwerden.
    Ma chérie , nennt Philip sie.
    Wie nennt Jean-Marc sie?
    Nina – er betont die zweite Silbe, so klingt ihr Name unvertraut.
    Ein paar Jahre nach dem Sommer, in dem Nina die Affäre mit ihm hat, kommt Jean-Marc für ein paar Tage zu Besuch – Tage, in denen er sich die Segelschulen in Neuengland anschauen will.
    Am Samstag schlägt Philip vor, nach Marblehead zu fahren.
    Perfektes Ausflugswetter. Wir können zu Mittag essen und spazieren gehen, sagt er, um Nina und Louise zu locken.
    Eine der historischen Städte in Neuengland, erzählt Philip Jean-Marc im Auto, gegründet Anfang des siebzehnten Jahrhunderts.
    Bis Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war es ein bedeutender Fischereihafen und ein Handelszentrum, fährt Philip fort. Jetzt ist es eher ein Ferienort mit großen Sommerhäusern.
    Wie Belle-Île, sagt Jean-Marc.
    Zusammen sehen er und Philip sich die Boote am Hafen an; Nina und Louise schlendern hinterher. Ein leichter Wind lässt die Wanten an den Masten klirren; kreischende Möwen kreisen über ihren Köpfen.
    M a chérie , flüstert Philip ihr zu, nachdem sie sich zum zweiten Mal in Tante Theas Wohnung geliebt haben.
    Philip trägt ein verblichenes rotes Polohemd und khakifarbene Shorts; er ist einen Kopf größer als
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