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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wirtschaftsgebäude. »Kann ich mich hier mal ein bißchen umsehen, Gerhard?«
    »Selbstverständlich, Mister Miller!«
    Der Verwalter hatte in dieser kurzen Zeit schon allerhand geleistet. Neue Kühe waren gekauft und offene Rechnungen beglichen worden. Eine Schweinezucht war im Entstehen, und als größte Überraschung wurde an einer Grobmühle gearbeitet, die Futtergetreide für die ganze Umgebung liefern sollte.
    John Miller war zufrieden. Er klopfte dem Verwalter auf die Schulter und schenkte ihm ein Kistchen Zigarren, das er in Köln für sich selbst als Wegzehrung für die Überfahrt erstanden hatte. Es waren beste Importen, von denen jede einzelne in einem langen Glasröhrchen steckte. Der Verwalter freute sich sehr, obwohl er Pfeifenraucher war und für Zigarren nichts übrig hatte. Er konnte aber das Präsent mit Recht als ein Zeichen der Anerkennung betrachten.
    »Weiter so«, sagte Miller. »Überstürzen Sie nichts, stellen Sie alles auf eine solide Basis, aber in einem halben Jahr, wenn in Rheinstadt und Bochum schätzungsweise die Betriebe richtig angelaufen sein werden, will ich auch von Ihnen Erfolge gemeldet haben. Wer weiß, vielleicht tut sich auch in Köln etwas. Das Geld, das Sie als Gewinn buchen, geben Sie auf ein Sperrkonto, an das nur ich herankann. Und jedes halbe Jahr legen Sie mir eine durch einen Buchprüfer vorgenommene Bilanz vor. Meine Adresse in Chicago haben Sie ja.«
    »Jawohl, Mister Miller.«
    »Ihr Gehalt erhöhe ich halbjährlich, wenn Sie mir einen wachsenden Gewinn nachweisen können. Es wird auch zusätzliche Erfolgsprämien geben, wenn Sie außergewöhnlich gut wirtschaften. So mache ich das in meinen Betrieben in Amerika und habe von jeher Erfolg damit. Ich habe nicht das Gefühl, daß das in der Zusammenarbeit mit Ihnen anders sein wird.«
    »Sicher nicht, Mister Miller.« Der Verwalter lachte breit. »Und wann kommen Sie wieder nach Deutschland?«
    »Nicht vor Ablauf eines Jahres, fürchte ich. Ich habe ja drüben auch noch etwas zu tun. Ganz bestimmt komme ich aber dann ohne meinen Schlitten. Ich werde fliegen. Den Wagen hätte ich schon diesmal nicht gebraucht. Ich habe gesehen, daß die deutschen Autos ausgezeichnet sind.«
    Der Verwalter druckste herum. Er hätte seinen Boß gerne noch etwas gefragt, zögerte aber, es zu tun. Da sagte jedoch Miller selbst: »Nach dem Baron werden Sie so schnell keine Sehnsucht haben, nicht?«
    »Nein«, gab Trenkler zu.
    »Aber eines Tages werde ich ihn Ihnen wiederbringen.«
    »Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen«, sagte der Verwalter mit saurem Gesicht.
    »Ihr Wunsch wäre, daß ich Ihr Boß bliebe?«
    »Ja«, sagte Trenkler und nickte dazu nachdrücklich mit dem Kopf.
    Miller lachte und meinte: »Keine Sorge, Gerhard, ich biege ihn Ihnen drüben schon zurecht. Er wird sich selbst im Spiegel nicht mehr wiedererkennen. Erst dann bekommen Sie ihn zurück, mein Bester – nicht eher! Er wird dann ein Gutsherr sein, wie er im Buche steht. Schließlich war es ja meine Absicht, Waldfels für ihn zu retten. Vergessen Sie nicht, im Grunde gehört ihm das Gut ja noch. Ich habe mir lediglich seine Schulden angeeignet und hätte ihn dadurch von Waldfels für immer vertreiben können, weil er nicht in der Lage gewesen wäre, sich einer Zwangsversteigerung zu widersetzen. Solange aber nicht versteigert wird, ist er noch der Haupteigentümer. Wenn ich vorhabe, ihn nach Waldfels zurückzuverpflanzen, so ist das nur eine Wiedereinsetzung in seine alten Rechte.«
    »Das ist mir alles klar, Mister Miller.«
    »Ich bin ein alter Mann, Gerhard, und brauche keine Schweinezucht und keine Grobmühle mehr. Mein Kotelett kann ich mir im Metzgerladen kaufen und sogar für 'n Schinken reicht's auch noch. Ich will damit sagen, daß es nicht eines ganzen Gutshofes bedarf zur Deckung meiner Bedürfnisse. In mir ist also nur der Treuhänder für Waldfels zu sehen.«
    »An der nötigen Finanzkraft, um sich eine Schinkensemmel zu kaufen, zweifle ich bei Ihnen nicht, Mister Miller«, grinste der Verwalter, dann wurde er wieder ernst. »Wie lange, glauben Sie, werden Sie brauchen, bis aus dem Baron ein anderer Mensch geworden sein wird?«
    Miller zuckte die Achseln.
    »Das kann ich nicht sagen. Bei manchen dauert das lange, bei anderen geht's schneller. Sicher ist, daß man einen nicht in wenigen Monaten umbiegen kann. Dazu sind schon ein paar Jahre notwendig. In unserem Falle stellt allerdings die Baroneß v. Eibenhain noch einen Faktor dar, der sich
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