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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Hand nahm, um selbst auch einen Blick drauf zu werfen.
    »Verstehst du das?« fragte sie ihn.
    Jupp las die wahnsinnige Summe und versuchte die Unterschrift zu entziffern.
    »Das kann nur ein blöder Scherz sein«, vermutete Lenchen und fragte den Boten: »Von wem kommen Sie?«
    »Von der Dresdner Bank. Scherz ist das keiner. Der Aussteller des Schecks ist Herr Coco. Den werden Sie doch kennen? Sicher beliefern Sie ihn?«
    »Nein«, sagte das Ehepaar Müller wie aus einem Munde.
    Der Bote zuckte die Achseln. Dann weiß ich auch nicht, warum er euch soviel Geld zahlt, sollte das heißen.
    Jupp schaute noch einmal auf die Unterschrift, und nun konnte er sie lesen, nachdem der Bote den Namen genannt hatte. Da stand eigentlich ganz deutlich: Coco.
    »Es hat wohl keinen Zweck, wenn wir Sie fragen, wer das ist?« sagte Jupp zu dem Boten.
    »Doch«, grinste dieser. »Ich kenne ihn zufällig. Ich wohne ganz in der Nähe seiner Bar.«
    »Bar?«
    »Das ›Urwaldäffchen‹. Waren Sie schon mal drin?«
    »Nä!« rief Jupp spontan. »Ich bin doch nit jeck! Aber ich weiß, wo dat liegt.«
    »Herr Coco ist der Besitzer, Luigi Coco«, sagte der Bote. »Ein Italiener. Meine Frau geht putzen bei ihm.«
    »Und ich je zum Fragen zu ihm!« erklärte Jupp Müller entschlossen. »Ich will dat jeklärt hann!«
    Er gab dem Boten ein Trinkgeld und fuhr sich rasch mit dem Kamm durch die Haare, während Lenchen ihn anflehte, vorsichtig zu sein. Der rätselhafte Scheck, der Name darauf, ließ vor ihrem Auge Bilder von der Mafia erstehen, von deren dunklem Wirken die Illustrierten voll waren. Sie konnte sich nicht erklären, wie ausgerechnet sie in das Netz dieser weltumspannenden Organisation geraten war.
    Jupp Müller ratterte mit seinem Lieferwagen, auf dessen Karosserie zwei gekreuzte Riesenwürste und ein saftiger Schinken gemalt waren, in Richtung Hohe Straße und stand dann vor dem Lokal, das bei Tageslicht einen trostlosen Eindruck machte. Die Eingangstür war abgesperrt. Ohne zu zögern, läutete Jupp.
    Luigi Coco war in denkbar schlechter Laune. Die fünfundsiebzigtausend Mark drückten ihm auf die Seele. Die Beschaffung der Summe hatte ihn die letzten Nerven gekostet. Seit dem Zusammentreffen mit John Miller war er nicht mehr der alte. Dieses Gespräch hatte ihm einen panischen Schrecken eingejagt. So war er immer noch sehr nervös und spielte mit Auswanderungsgedanken, als es schellte.
    Die Polizei! Das war sein erster Gedanke. Aber dann sah er aus dem Fenster und erblickte den Lieferwagen mit den aufgemalten Würsten und dazu einen dicken Mann.
    Luigi Coco war ein vorsichtiger Mensch. Das lag in seiner Natur. Bevor er öffnete, rief er erst schnell seine Küche an.
    »Sind alle Fleischerrechnungen bezahlt?« fragte er.
    Da man bejahte, atmete er auf und drückte auf den Öffner.
    Josef Müller stürmte in das Büro und nannte seinen Namen. Hinzu setzte er, daß er der Mann von Magdalena Müller sei.
    »Aus Nippes?« fragte Coco.
    »Ja.«
    Aha, dachte der Sizilianer. Denen war der Umtauschkurs zu schlecht. Die haben gemerkt, daß ich den ein bißchen gedrückt habe.
    »War mit dem Scheck etwas nicht in Ordnung?« fragte er scheinheilig.
    »Was ist das überhaupt für ein Scheck?«
    Jupp Müller war hier wieder bemüht, Schriftdeutsch zu sprechen, da er sonst hätte befürchten müssen, von einem Ausländer nicht verstanden zu werden.
    »Was das für ein Scheck ist?« antwortete Luigi Coco. »Das wird Ihnen Mister Miller doch gesagt haben?«
    Mister Miller? Johann? Tausend Fragen schossen Jupp durch den Kopf.
    »Nein, das hat er nicht«, antwortete er.
    »Nein?!«
    Luigi Coco dachte blitzschnell alle Möglichkeiten durch. Die wissen also gar nichts. Die haben keine Ahnung. Der Uhren-Miller hat sie überhaupt nicht informiert. Warum nicht? Hat er es vergessen? Was bedeutet das für mich?
    »Ich kann ihn auch nicht mehr fragen«, sagte Jupp.
    »Warum nicht?«
    »Weil er abgereist ist.«
    »Wohin?«
    »Nach Hause.«
    Das heißt: nach Amerika! Ich kann den Scheck sperren lassen! Das war der Gedanke, der Coco durch den Kopf schoß.
    »Aber er wird uns ja anrufen, dann kann ich ihn doch noch fragen«, meinte Jupp.
    In Luigi Coco brach eine Welt des kurzen, schönen Scheins zusammen. Obwohl das für ihn nun gar keine Bedeutung mehr hatte, fragte er: »Macht Ihre Frau Geschäfte mit Mister Miller?«
    »Nein, überhaupt keine!«
    »Wieso ist er ihr dann finanziell verpflichtet – und das in solcher Höhe?« wunderte sich der
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