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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte
Autoren: Peter Orullian
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gekommen war. »Stilletreue könnten unbemerkt so weit ins Mal vorgedrungen sein. Wenn sie wissen, warum wir hergekommen sind, lauern sie uns vielleicht auf.«
    »Wir haben keine Wahl.« Vendanji blickte zu ihren Reittieren. »Wir gehen den Rest der Strecke ohne die Pferde. Wenn das Haus nicht verlassen ist, müssen seine Bewohner Wasser haben, und wir können umkehren und die Pferde tränken. Wenn es dagegen unbewohnt ist, haben sie einen edlen Zweck erfüllt.« Der Sheson wandte sich an Braethen. »Halt die Hand kampfbereit am Schwertgriff, Sodale. Das schaffst du schon.«
    Braethen leckte sich die trockenen Lippen.
    Vendanji setzte sich in Bewegung. »Mach einen großen Bogen«, sagte er zu Mira und beschleunigte seine Schritte. »Nähere dich dem Haus von hinten. Lass dich nicht sehen. Wenn er es nicht ist, ist es besser für uns, wenn deine Anwesenheit eine Überraschung ist.«
    Die Fern brach wortlos auf und rannte nach Osten. Braethen sah ihr nach und bewunderte die Leichtigkeit, mit der sie sich bewegte, die Anmut und die Geschwindigkeit, wie bei einem Rennpferd, das über die Lehmbahn dahinschoss. Sie bewegte sich, als hätte die Hitze keine Auswirkungen auf sie. Binnen Sekunden war sie über den Hügelkamm verschwunden. Braethen wappnete sich und strengte sich an, mit Vendanji Schritt zu halten. Neue Entschlossenheit schien in dem Sheson aufgeflammt zu sein, und Braethen fühlte, wie sie mit jedem Schritt, den er tat, auch in ihm wuchs.
    Vendanji und Braethen erreichten die Kuppe des Hügels. Vor ihnen lag eine Senke, in der sich ein ausgetrocknetes Flussbett nach Norden und Süden wand. Nachdem Vendanji sich kurz in beide Richtungen umgesehen hatte, brach er zu dem kleinen Haus auf, das wie ein einsamer Wegposten an einer sehr langen Straße lag. Es wirkte zugleich wie ein Teil der Landschaft und ein Eindringling in der Leere des Mals.
    Fünfzig Schritt von dem Gebäude entfernt bildete eine natürliche kreisförmige Vertiefung einen Ring darum. Die Hausecken bestanden aus großen roten Ziegeln, die aussahen, als ob sie aus dem getrockneten Lehm des Mals bestanden. Holzbretter verliefen ausgeblichen und wettergegerbt in senkrechten Reihen. Das Dach war mit dünnen Sandsteinschindeln gedeckt, und mehrere Leitern standen an die Dachkante gelehnt, woraus Braethen schloss, dass es als Aussichtspunkt genutzt wurde.
    Er folgte Vendanji ein paar Schritte näher heran. Ein leichter Windhauch umflatterte den Schornstein wie ein unsichtbares Fähnchen und strich hier und da durch verdorrtes Gras.
    Vendanji legte Braethen eine Hand auf die Brust, um ihn zurückzuhalten. Der Sheson wartete, lauschte, senkte dann die Hand wieder und deutete auf einen leeren Waffenständer, der am Haus lehnte.
    »Es mag schwerfallen, diesen Mann zu respektieren«, sagte Vendanji leise, »aber halte deine Zunge im Zaum. Er hat sich seine Verbitterung verdient.«
    Als sie vollständig aus der flachen Senke hervortraten, wurde Braethen klar, wo sie sich befinden mussten: in der ringförmigen Vertiefung, in der Maral Praig und sein Sheson in einem Kreis gestanden hatten, um in der Schlacht des Rings zum letzten Mal die Macht des Allwillens herabzubeschwören. Das Herz des Sodalen machte einen Sprung bei dem Gedanken, mitten am Ort des Geschehens zu stehen. Er fragte sich, ob der Sheson, der hier gestorben war, in der Nähe begraben lag. Als er das Haus vor sich betrachtete, wurde ihm bewusst, wie sehr es jetzt einem Grabmal zu ähneln schien, als ob jeder Stein für das Leben eines Menschen stand, der bei der letzten Anrufung des Rings gefallen war. Wer auch immer dieser Grant war, entweder bewunderte er diejenigen, die hier gestorben waren, oder empfand nur Verachtung für sie, wenn er sein Haus inmitten ihres Todes errichtet hatte.
    Sie gingen zu dem Gebäude und blieben stehen. Vendanji lauschte. »Hallo«, rief er und hielt einen gewissen Abstand zur Tür.
    Er erhielt keine Antwort.
    »Grant«, sagte der Sheson in sanfterem Ton.
    Immer noch Schweigen.
    Die Fenster waren hinter von innen verriegelten Läden verborgen.
    »Nimm deine Waffe zur Hand«, sagte Vendanji.
    Braethen zog seine Klinge so leise er konnte.
    Der Sheson trat vor und klopfte an die Tür. »Wenn du da bist, Grant: Wir haben etwas Dringendes mit dir zu besprechen.« Die Stimme des Sheson wirkte in der Stille des Mals unnatürlich laut.
    Braethen beäugte die Hausecken und fragte sich, wo Mira war. Ihm wurde vor Erwartung flau im Magen. Er würde vielleicht sein Schwert
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