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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte
Autoren: Peter Orullian
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Worte des Mannes aus seinem Traum erinnerte: Du musst die Hand zum Gruß ausstrecken .
    Ohne ihrem Führer den Rücken zuzuwenden, stand Tahn auf, tappte dorthin, wo Sutter lag, und stieß die Schulter seines Freundes mit dem Fuß an.
    »Nun sag bloß nicht, dass du mich trittst, da ich doch gerade einschlafen wollte«, protestierte Sutter mit belegter, verdrießlicher Stimme.
    »Steh auf«, sagte Tahn leise.
    Irgendetwas an seinem Tonfall drang wohl zu Sutter durch, der sich schnell erhob und seine Decke abschüttelte.
    »Seid Ihr bereit zum Aufbruch?«, fragte der Mann und erhob sich geschmeidig. »Ich spüre, dass Ihr es eilig habt, diese Wildnis hinter Euch zu lassen und dorthin aufzubrechen, wohin Euch das Schicksal als Nächstes führt.«
    Tahn nahm vorsichtig seinen Bogen an sich und fing Sutters Blick auf, bevor er auf das Schwert am Gürtel seines Freundes hinabsah. Sutter verstand und legte die Hand kampfbereit auf den Griff. Falls ihr Reisegefährte ihre Unruhe bemerkte, ließ er es sich nicht anmerken. Seine eingefallenen Wangen wirkten im flackernden Feuerschein umschattet, aber seine Augen blickten weiter gelassen. Die edelsteinbesetzte Schwertscheide fing das Licht in bunten Prismen ein, und er schob sich den Dreispitz in den Nacken, als Tahn um das Feuer herum auf ihn zutrat.
    »Wir sind nun schon so weit zusammen gereist und haben Euch Gesellschaft geleistet, ohne uns einander in aller Form vorzustellen.«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte der Mann.
    »Wir kennen Euren Namen nicht«, antwortete Tahn, »wohingegen Ihr so freundlich wart, nach unseren zu fragen.«
    »Ich glaube, Ihr habt recht. Wie töricht von mir.« Er sah sie mit einem ernsten, entschuldigenden Lächeln an. »Die Aussicht auf Gesellschaft hat mich unhöflich werden lassen. Vergebt mir. Ich bin Sevilla Daul.«
    »Es war unbeholfen von mir, nicht zu fragen«, erwiderte Tahn. »Nehmt bitte meine Entschuldigung an.« Und damit streckte er Sevilla die Hand hin.

2
    Eine Schlüsselblume
    B raethen öffnete seinen Wasserschlauch und trank die letzten paar Mundvoll warmen Wassers, die kaum ausreichten, Staub und Sandkörner zwischen seinen Zähnen hervorzuspülen. Er drehte den Schlauch um, und drei Tropfen fielen in den Schmutz. Vor seinen Augen versickerte das Wasser in der Erde, ohne eine Spur zu hinterlassen. Er legte eine Hand auf die Stelle, an die die wenigen Tropfen gefallen waren: Der Boden war brennend heiß.
    Dann hob Braethen den Kopf, beschattete seine Augen und blickte erst nach Osten, dann nach Westen. Es war immer noch nichts von dem Mann zu sehen, den sie suchten. Es gab nur das Mal, und das Mal wandelte sich nie. Er hatte angenommen, dass sogar dieser Ort im ersten Morgenlicht schön sein würde, aber er glich nur den Brachfeldern westlich von Helligtal, wo Vogelscheuchen schlaff und vergessen an Pfählen hingen, das Füllmaterial bloß noch eine Erinnerung, die Kleider von der Sonne ausgeblichen.
    Sie hatten sich bereits vor Sonnenaufgang in Bewegung gesetzt. Vendanji führte sie weiter nach Nordosten. Den ganzen Tag über wanderten sie in der drückenden Hitze. Als es schon spät war, geriet Braethen ins Taumeln. Er fing sich mit mehreren schlurfenden Schritten. Schweißperlen liefen ihm den Hals hinunter, und er wischte sie weg. Das Wasser war aufgebraucht, und auch die Pferde stolperten mit jeder Stunde häufiger.
    Vor ihnen verschwand der Pfad einen Erdabhang hinunter. Miras Kopf tauchte aus der Senke auf, und die Fern kam auf sie zugelaufen und bedeutete ihnen mit erhobener Hand, haltzumachen.
    Vendanji blieb stehen. Eines der Pferde legte sich sofort hin und schnaubte vor Anstrengung durch die Nüstern. Binnen eines Augenblicks hatten es ihm die beiden anderen Pferde gleichgetan. Der Gedanke daran, sich hinzusetzen, war Braethen unheimlich, und so blieb er stehen, während Mira auf sie zurannte. Es machte ihn noch müder, ihr auch nur dabei zuzusehen.
    Ihre Haare und ihr Hemd waren nassgeschwitzt, und auch ihr Gesicht war schweißüberströmt, aber sie wischte es sich nicht ab.
    Sie benötigte nur einen Augenblick, um wieder zu Atem zu kommen. »Tausend Schritt, den Hügel hinunter und dann über eine zweite flache Anhöhe.«
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte Vendanji.
    »Nein, und ich habe auch nicht nachgeforscht, ob das Haus bewohnt ist. Am Fuß des Hügels verlaufen, für die Bewohner des Hauses unsichtbar, seltsame Spuren über den Pfad. Sie sind weniger als einen Tag alt.« Sie sah den Weg zurück, den sie
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