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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)
Autoren: Peter Orullian
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eines eurer Geschöpfe, mit dem ihr nach Belieben verfahren könnt! So wie manche Sterne heller leuchten als andere, so ist die Macht, den Willen zu lenken, manchen von uns in größerem Maße gegeben. Wurde mir nicht just aus diesem Grund die Verantwortung auferlegt, das Land mit Habgier zu überziehen, Disteln und Dornen hervorzubringen, auf dass sie die Schritte der Menschen quälen, und Leben zu schaffen, dem nach Krieg gelüstet, damit die Menschen den Wert des Friedens lernen?«
    »Deine Begabung steht außer Frage«, entgegnete Dossolum gelassen. »Doch deine Absichten machen dich leichtsinnig … und gefährlich. Die Weisheit und Stärke des Rates liegt in der Vielzahl seiner Mitglieder.«
    Die Stimme des Rates ließ den Blick um die mächtige Tafel schweifen. Er nickte und sprach weiter. »Bei der Erschaffung anderer Welten hat jeder von uns bereits das gleiche Amt versehen, das du in dieser Welt innehast. Doch niemals entwickelten wir Vergnügen daran, Verderben zu stiften. Du selbst hast diese finstere Arbeit schon zuvor getan, Maldaea, ohne deine Freude darin zu finden oder das Gleichgewicht zu stören, das du eben herstellen sollst.« Dossolum verstummte und fragte dann leise: »Was hat sich in dir verändert?«
    Hass brodelte in Maldaea empor. Diese Arroganz und Herablassung waren unerträglich! »Ihr Narren! Ihr kommt zusammen, um einer Welt Leben einzuhauchen, wie ihr es schon seit Urzeiten tut, doch eure Gestaltung hat weder an Größe noch an Tiefe gewonnen. Ihr seid selbstgefällig geworden, zu leicht zufrieden mit euren Werken. Habt ihr denn vergessen, weshalb wir dies tun? Die unzähligen Geschlechter, geschaffen auf unzähligen Welten, werden nicht von den Prüfungen und Entbehrungen ihres Lebens emporgehoben. Sie entwickeln sich nicht weiter zu jener Göttlichkeit, die euch zufolge ihr Geburtsrecht ist. Sie leben und sterben, weiter nichts. Weshalb ist das Tabernakel nicht erfüllt von diesen Kindern, die zu eu resgleichen geworden sind und uns bei der Arbeit helfen? Vielleicht liegt der Fehler in euren Werken.«
    »Genug!«, donnerte Dossolum. Der Himmel erbebte. »Du entweihst diese Hallen mit deinen Lügen und Verleumdungen! Verdrehe den Vorwurf nicht, um ihn gegen uns zu richten. Deine Schöpfung ist ausgeufert, sie ist Leid um des Leidens willen … schlimmer noch: Du suchst dich damit selbst zu verherrlichen. Das ist es, was sich in dir verändert hat.«
    Maldaea bebte vor Zorn. »Die Zeit des Rates ist vorbei! Es muss einen geben, der über die anderen erhaben ist. Einen, der anführt. Der dafür sorgt, dass keine Seele mehr ans Nichts verloren geht. Denn sonst …« Er blickte zum Himmel auf und bereitete seinen Fluch vor. »Sonst wäre es besser, sie hätten niemals Leben gekannt.«
    »Es gibt keinen Ersten unter Gleichen, Maldaea. Der Wille des Rates bestimmt über jeden von uns.«
    »Ihr bestimmt nicht über mich!«, heulte Maldaea auf. Er zeigte anklagend mit dem Finger auf den versammelten Rat. »Und gebt acht, dass ihr keine Grenze überschreitet, von der es kein Zurück mehr gibt. Wagt ihr es wirklich, mich dafür zu verdammen, dass ich nur getan habe, was jeder von uns schon unzählige Male getan hat? Seid ihr so blind in eurem Dünkel, dass ihr euch über die Gefahr erhaben glaubt, wenn ihr euch offen gegen mich wendet? Ihr habt euch zu weit von der Erde entfernt, die ihr so gern besät.«
    »Maldaea« – Dossolums Tonfall drückte nun Endgültigkeit aus –, »der du einst ein großer und edler Gefährte in dieser Runde deiner Freunde warst: Hochmut erfüllt nun deine Brust und besudelt das Werk deiner Hände …«
    »Schweig!«, brüllte Maldaea.
    Sein Schrei ließ das Tabernakel des Himmels erzittern. Die mächtigen Säulen schwankten vor dem blauen Morgen, der Boden bebte, als wollte er sich auftun und sie alle verschlingen. Die Luft knisterte und brodelte, als Maldaeas lauter Befehl am Gefüge der Realität rüttelte und das Tabernakel mit einem Lärm wie von tausend zerreißenden Segeln erfüllte.
    Dennoch fuhr Dossolum fort: »Dies sind Verbrechen aus Ehrgeiz, unerträgliche Hemmungslosigkeiten, die zu der Arbeit dieses Rates im Widerspruch stehen und die außerordentliche Natur deiner Berufung entweiht haben.« Seine Stimme nahm einen tieferen Klang voller Gewissheit an und besänftigte den wankenden Stein, gab der sichtbaren Welt feste Klarheit zurück. »In Anbetracht all dessen, was bereits geschehen ist, haben wir entschieden …«
    »Genug!«, protestierte Maldaea
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