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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
Autoren: Toni Feller
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man, würde sich der Druck auf die Terroristen erhöhen, was sich im Nachhinein bestätigen sollte.
    Mit Karl, so hieß mein Streifenführer, kontrollierte ich eines Tages das Anwesen Liebigstraße 10, einen mehrstöckigen Wohnsilo im Herzen der Stadt. Wir klingelten an jeder Wohnungstür und sprachen mit den Leuten. Karl führte das Wort, und die Art und Weise, wie er mit den Menschen umging, verblüffte mich ein ums andre Mal. Am meisten Verständnis brachten uns Personen im Alter zwischen 50 und mehr Jahren entgegen. Nicht selten wurden wir von ihnen auf einen Kaffee hereingebeten. Doch immer wieder kam es auch vor, dass unser ungebetenes Erscheinen den Unmut der Leute hervorrief. Mehr als einmal musste Karl reaktionsschnell den Fuß in den Türspalt stellen, um zu verhindern, dass uns die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde.
    Von einem älteren Ehepaar erhielten wir den Hinweis, dass sich gegenüber ihrer Wohnung vor etwa drei Wochen ein Mann eingemietet hatte, der ihnen höchst verdächtig vorkommen würde. Er würde immer nur sporadisch auftauchen und anschließend wieder verschwinden.
    Die Beschreibung, die die beiden abgaben, passte unzweifelhaft auf den gesuchten Topterroristen Christian Klar. Als uns die Zeugen dann auch noch mitteilten, dass der junge Mann ständig Besuche von anderen Personen erhielt, die aber nur auf ein bestimmtes Klingelzeichen hin Einlass bekämen und ganz offensichtlich darauf achteten, so unerkannt wie nur möglich zu bleiben, läuteten bei uns alle Alarmglocken.
    Endlich einmal ein vielversprechender Hinweis, bei dem es sich lohnte, weiter nachzuforschen. Wir überlegten, was zu tun sei. Ich machte den Vorschlag, durch das Mobile Einsatzkommando die Wohnung stürmen zu lassen. So hatte man es uns für solche Fälle auf der Polizeischule beigebracht.
    » Das wäre ja noch schöner!«, sagte Karl zu mir. » Die Lorbeeren heimsen wir selbst ein. Wenn das tatsächlich Christian Klar ist, machen wir ihn platt, bevor er auch nur einen Laut von sich geben kann!«
    Tief Luft holend, setzte ich gerade dazu an, meine Bedenken vorzubringen, als Karl das Ehepaar fest entschlossen nach dem Klingelzeichen und nach einem etwaigen aktuellen Besuch des Christian Klar fragte.
    » Zweimal kurz, einmal lang und danach noch einmal kurz«, sagte der Mann, ohne auch nur den geringsten Zweifel aufkommen zu lassen.
    Dann holte er ein kleines Notizbuch hervor, blätterte darin und sagte:
    » Er ist heute Morgen um 9.18 Uhr allein gekommen. Gestern Abend hatte er um 19.41 Uhr bis 20.57 Uhr Besuch von einem jungen Mann, den ich allerdings nur von hinten sah. Anschließend, nämlich genau um 21.23 Uhr, kam ein Pärchen. Die beiden haben sich so auffällig umgeschaut, dass man nicht Sherlock Holmes sein muss, um zu riechen, dass hier etwas oberfaul ist. Alle drei haben die Wohnung schließlich um 23.08 Uhr verlassen.«
    » Sie bleiben hier und schließen die Tür hinter uns. Wenn Sie Schüsse hören, rufen Sie sofort den Notarzt, verstanden?«
    » Verstanden, Herr Wachtmeister!«, sagte der Mann, und die Frau nickte mehrfach mit weit aufgerissenen Augen.
    » Was ist mit der Belohnung?«, fragte sie hastig.
    » Die bekommen Sie natürlich. Dafür werde ich persönlich sorgen«, erwiderte Karl im Brustton der Überzeugung.
    » Lade deine Waffe durch!«, befahl er mir, während er selbst seine Waffe aus der Pistolentasche riss und demonstrativ den Verschluss zurückzog.
    Ich war nicht mehr fähig, auch nur ein Wort herauszubringen, und befolgte seine Anweisung. Schweißperlen standen mir auf der Stirn. Wir verließen die Wohnung des Ehepaares, das sofort die Tür hinter uns schloss.
    Die Pistole im Anschlag, bedeutete mir Karl wortlos, dass ich links neben der Tür Posten beziehen sollte, während er sich auf der rechten Seite an die Wand presste. Auf dem Klingelschild konnte ich den Namen Krawuttke lesen. Mir schlug das Herz bis zum Hals, denn ich wusste, dass Terroristen mit großkalibrigen Waffen, ja sogar mit Maschinenpistolen ausgerüstet waren, wohingegen wir mit unserer kleinen 7,65-mm-Polizeipistole geradezu lächerlich wirkten.
    Bevor Karl den Klingelknopf betätigte, drückte er sein rechtes Ohr an die Tür. Er nickte mir zu und sagte ganz leise:
    » Musik!«
    Ich verstand und nickte ihm ebenfalls zu. Danach zog er seinen Kopf wieder von der Tür zurück, um kein Ziel zu bieten.
    Zweimal kurz, einmal lang und noch einmal kurz. Ich hörte, wie sich Schritte der Tür näherten und die Klinke nach unten
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