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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe
Autoren: Veronika Rusch
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zwischen den beiden gegeben?
    »… Augen wie Sterne, die vom Himmel gefallen sind, hatte sie, die junge Frau, die Raffele de Caprisi geheiratet hat, also die Mutter von Filippo, das haben sie immer gesagt, ein wenig übertrieben, fand ich, sie war so eine Blasse, Zarte, wie eine aus dem Norden … na ja, wo die Liebe hinfällt …«
    »Was ist mit ihr geschehen?«, fragte Francesca plötzlich.
    »Mit wem? Ach so, der Mutter von Filippo. Ach, das war eine schlimme Geschichte, du musst dich doch erinnern. An das Kreuz, damals, bei der Geburt des Jungen. Sie haben ihnen ein riesiges brennendes Kreuz in den Hof gestellt in jener Nacht. La Santa . Ihr könnt nicht entkommen.« Rosa Pizzichino löste ihr Ohr aus dem Klammergriff des Babys und warf einen begehrlichen Blick auf die Grappaflasche.
    Francesca stand auf und goss ihr nach. Ja, sie erinnerte sich. Alle hatten davon geredet, davon, dass die Mutter damals verrückt geworden war. Sie hatte geschrien, dass man es bis nach San Sebastiano hatte hören können, behaupteten die Leute, und danach hatte sie keiner mehr gesehen. »Ist sie gestorben?«, fragte Francesca.
    Rosa Pizzichino kippte das Glas in einem Schluck, schaukelte das Baby ein wenig, dann fuhr sie fort: »Ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist. Irgendwann ist sie fortgegangen. Nach Rom, sagen die Leute. Aber wer weiß, ob das stimmt.« Sie hob ihre massigen Schultern. »Jedenfalls ist sie nie wieder hergekommen, und sie hat sich nie um ihren Sohn gekümmert. Den hätte sie mal besser mitgenommen, wäre ihm eine Menge erspart geblieben.« Rosa setzte das Baby auf den Boden zurück und dachte nach. Ihr war etwas eingefallen. Sie hatte den Namen nicht gleich in Verbindung gebracht, zu viele Ereignisse hatten sich zugetragen in der letzten Nacht. Aber jetzt, als sie an die alten Geschichten der de-Caprisi-Familie dachte, kam sie ins Grübeln. Da musste ein Zusammenhang bestehen. Das konnte kein Zufall sein. »Kannst du dich an Filippos Vater, Raffaele de Caprisi, erinnern?«, fragte sie und fuhr eifrig fort, ohne Francescas Antwort abzuwarten. »Der war doch Journalist, beim Calabrese , man hat ja darauf warten können, dass ihm etwas zustößt, so wie der immer geschrieben hat. Und er hatte einen Kollegen. Der hätte damals mit im Auto sitzen sollen, weißt du noch? Es gab so viel Gerede deswegen.« Sie richtete sich triumphierend auf und ließ ihren Busen wogen: »Weißt du, wie er hieß?«
    »Wer?« Francesca hatte nur mit halben Ohr zugehört. Sie wünschte sich, ihre Nachbarin würde endlich gehen.
    »Na, sein Freund. Der nicht in dem Auto saß, als sie es in die Luft gejagt haben.«
    Francesca sah ein, dass Rosa Pizzichino keine Ruhe geben würde, und bemühte sich, ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Vielleicht würde sie dann schneller gehen. »Wie hieß er?«, fragte sie gehorsam.
    »Mimmo Battaglia!« Rosa Pizzichino zog zischend die Luft ein. »Und dieser Mimmo Battaglia hat sich heute Nacht umgebracht. Oder vielleicht hat ihn auch der Teufel geholt. Jawohl.« Sie lehnte sich zufrieden zurück. »Ich sag’s ja immer, es gibt noch eine Gerechtigkeit in der Welt.«
    Francesca starrte sie an, und Rosa Pizzichino sackte plötzlich beschämt in sich zusammen.
    »Oh, es tut mir leid, das war dumm von mir, so etwas zu sagen, heute … Ich wollte nicht …« Sie rang die Hände.
    In dem Moment klingelte es an der Tür. Francesca sprang angstvoll auf, ohne Rosa Pizzichino weiter zu beachten. Dieses Klingeln konnte nichts Gutes bedeuten. Der Sergente heute Morgen hatte auch geklingelt.
     
    Es war der Postbote. Er hatte ein Einschreiben für Signora Francesca Aquafredda, verheiratete Malafonte. Aus Deutschland, wie er bedeutungsvoll anmerkte. Sie musste unterschreiben, was sie mit zittrigen, ungelenken Fingern tat, dann reichte ihr der Postbote den Brief. Es war ein dicker gefütterter Umschlag, und Francesca nahm ihn so vorsichtig entgegen, als könnte er jeden Moment explodieren.
    Rosa Pizzichino reckte ihren kurzen Hals, um zu sehen, was Francesca so ehrfurchtsvoll vor sich hertrug »Was ist das?«, fragte sie neugierig.
    »Ach nichts«, sagte Francesca und legte den Brief betont nachlässig auf die Anrichte, außer Sichtweite ihrer Nachbarin und außer Reichweite des Babys. Sie holte Teller aus dem Schrank neben dem Herd und stellte sie auf den Tisch. »Sei mir nicht böse, Rosa, aber Salvo wird bald kommen und …«
    Rosa schob ihr Gebiss zurecht. »Du hast recht, es ist schon spät. Und vielleicht kommt
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