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Das Gesetz der Freiheit

Das Gesetz der Freiheit

Titel: Das Gesetz der Freiheit
Autoren: Charles Gray
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einer müden Handbewegung über die Augen. „Vor allem kommt es darauf an, daß wir in der genau richtigen Sekunde Feuer geben. Ich habe den Neigungswinkel berechnet, ferner die Geschwindigkeit des Schiffes und seine Höhe. Sobald wir nämlich die Abfeuerung betätigt haben, ist das Geschoß uns endgültig entglitten, und wir können nicht mehr tun, um seinen Kurs zu beeinflussen. Deshalb eben ist es ungemein wichtig, daß wir es im richtigen Augenblick auf die Reise schicken.“
    „Und dafür sorgen Sie, nicht wahr?“
    „Gewiß.“
    „Ausgezeichnet.“ Dell seufzte und blickte Lorna an. „Und alles andere ist wohl auch sorgfältig vorbedacht, nicht wahr? Sind die Gruppen eingeteilt, die die Aufgabe haben, die Unparteiischen zu töten? Und die Männer, die sich eilig in den Besitz der Schlüsselpositionen in den wichtigsten Städten zu setzen haben?“
    „Alles vorbereitet!“ Sie ging quer durch das Zimmer und schaltete das Elektroskop ein. Einen Augenblick lang blieb sie stehen und starrte gebannt auf den dunklen Fleck des leeren Himmels, den der kleine Schirm des Gerätes abbildete. Dann schaltete sie ärgerlich den Strom wieder ab.
    „Es ist genau geplant und vorgesehen, daß alle Antis sich in der Hauptstadt sammeln, nachdem sie sich mit Waffen versorgt haben. Sie alle wissen ganz genau, was sie zu tun haben. Und der Abschuß unseres Geschosses wird als Signal dienen.“
    „Im Augenblick also können wir dann gar nichts tun?“
    „Nein.“
    Er nickte und ließ sich schwer auf die Kante der harten Pritsche fallen. Ihm wurde buchstäblich übel vor Erschöpfung. Er vergrub den Kopf in den Händen. Er sehnte sich verzweifelt nach einer Tasse heißen Kaffees, nach Wärme und einer guten, kräftigen Mahlzeit, nach Ruhe und der behaglichen Gemütlichkeit eines stillen Heims. Lange, schrecklich lange war es nun her, daß er all dies nicht mehr hatte genießen können. Fast drei Tage waren seitdem vergangen, oder waren es etwa schon vier?
    Jedenfalls kam es ihm wie eine ganze Ewigkeit vor.
    Sein Arm tat ihm wieder weh, und wohl zum hundertsten Male fragte er sich, ob das, was er nun unternommen hatte, auch das Richtige war. Waren die Unparteiischen wirklich die Ungeheuer, die sie zu sein schienen? Waren die Antis tatsächlich die Helden, für die man sie nach dem äußeren Schein halten konnte? Hatten sie das Recht – und die Kraft, die Erde von neuem unter die Herrschaft der Menschen zu bringen? Würde er, Dell, es vielleicht einmal bedauern, falls es ihnen gelang – mit seiner Hilfe?
    Er wußte es nicht. Und seltsamerweise war es ihm auch fast gleichgültig.
    Die Zeit verstrich langsam, sehr langsam. Auf einem der Instrumentenbretter, flackerte eine Lampe auf, und Dell hob beim Klang von Carters dünner Fistelstimme den Kopf.
    „Ja?“
    Eine Männerstimme erklang halblaut durch das Zimmer:
    „Geschoß aufgetankt und feuerbereit.“
    Carter bestätigte kurz, die Meldung verstanden zu haben, und schaltete wieder das Elektroskop ein. Bewegungslos blieb er vor dem Gerät sitzen, einer seiner hageren Finger ruhte auf dem Abfeuerungshebel, seine erschöpften Augen starrten mit angsteinflößender Wildheit auf den Flecken fast schwarzen Himmels, der sich auf dem Bildschirm des Gerätes abzeichnete.
    Bender rührte sich ein wenig, murmelte im Schlaf ein paar unverständliche Worte vor sich hin, und Dell schaute auf ihn hinunter, während ein seltsamer Ausdruck in sein Gesicht trat.
    „Carter!“
    „Ja?“
    „Wäre es wohl möglich, das Vorhandensein radioaktiver Elemente nachzuweisen und anzupeilen?“
    „Ohne weiteres. Das könnte man jederzeit mit einem Geigerzähler tun. Wie kommen Sie darauf?“
    „Die Unparteiischen! Recht haben Sie gehabt! Offenbar ist es ihnen gelungen, den Atomsprengkopf aufzuspüren!“ Hastig sprang er auf die Füße und rief der jungen Frau mit dem erschöpften Gesicht seine Anweisungen zu.
    „Lorna! Alarmieren Sie sofort die Männer! Sie müssen das Gebäude hier mit aller Macht verteidigen! Schießt scharf, auf jeden, den ihr deutlich erkennt! So lange wie möglich müssen wir sie zurückhalten.“
    Grimmig lächelnd nickte er dem Professor und dem Mädchen nach, die bereits die Treppe hinunterhasteten.
    „Sie müssen den Standort des Sprengkopfes durch Peilung ermittelt und erraten haben, was wir vorhaben. Und nun versuchen sie, uns Einhalt zu gebieten. Ich …“
    Er unterbrach sich und erstarrte. Mit leicht geneigtem Kopf horchte er auf die Geräusche, die von unten zu ihm
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