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Das Gesetz der Freiheit

Das Gesetz der Freiheit

Titel: Das Gesetz der Freiheit
Autoren: Charles Gray
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murmelte sie verzagt.
    „Gewiß könnte man ihn heilen – wenn er selbst es wollte“, nickte Dell. Wieder schaute er fest auf die zusammengesunkene, leblose Gestalt auf dem schmalen Bett. „Aber wer wird sich schon die Mühe geben, ihn zu heilen? Wer denkt schon daran, ihn zu zwingen das Gift aufzugeben, das seinen Geist zersetzt?“
    „Wie …?“ Sie zögerte, und Dell nickte.
    „Nur einen einzigen Menschen gibt es auf der ganzen Welt, der ihn heilen könnte; und gerade dieser Mensch ist es, der die Heilung entschieden ablehnt: er selbst. Kein anderer könnte ihn veranlassen, es zu tun; und das bedeutet, daß es für ihn nie im Leben Heilung gibt. Nie im Leben. Und was für eine Welt könnte das schon sein, auf deren Thron ein Rauschgiftsüchtiger, ein haltloser, unzuverlässiger Geselle säße?“
    Er zuckte die Schultern und wandte sich ab.
    „Sie haben vorhin gesagt, das Raketengeschoß sei hier. Bedeutet das, daß es sich hier im Hause befindet?“
    „Jawohl. Wir haben es aus einzelnen eingeschmuggelten Teilen zusammengebaut, und es befindet sich hier im Haus. Warum wollen Sie das wissen?“
    „Ach, nur so allgemein.“ Stirnrunzelnd schaute er auf die Einrichtung des Labors an den Wänden. „Natürlich haben Sie auch eine Abschußrampe, Zündvorrichtung und alles andere, was nun einmal nötig ist, einen solchen ‚Torpedo’ in die Luft zu jagen?“
    „Das machen wir schon.“
    „Ich finde, Sie beantworten meine Frage nicht hinreichend genau. Haben Sie das alles?“
    „Jawohl.“
    „Na schön.“ Er schaute zu ihr herab, blickte sie fest an und versuchte die verborgene Erregung, die in ihren Augen flammte, richtig zu deuten. „Zeigen Sie es mir!“
    „Warum?“
    „Weil ich es mir einmal ansehen möchte – ist das nicht Grund genug?“ Er lachte.
    Als er den Zweifel in ihren Augen erkannte. „Trauen Sie mir etwa nicht?“
    Sie erwiderte seinen Blick voller Entschlossenheit. Dann zuckte sie die Schultern und machte ein paar Schritte auf die Treppe zu.
    „Warum sollten Sie es nicht sehen?“ murmelte sie im Gehen. „Es ist doch jetzt ganz ausgeschlossen, daß Sie noch irgend etwas verhindern könnten.“
    Nebeneinander stiegen sie die Stufen hinunter.
    Das Geschoß ruhte auf einer einfachen, primitiven Abschußrampe innerhalb des Gebäudes. Es war ein spitz zulaufender Gegenstand aus glattem Metall mit blitzenden Antriebsdüsen. Am vorderen Ende erkannte man die Halterung für den Atomsprengkopf. Rund um seinen Leib waren Steuerflächen angebracht, und eine große Menge von Brennstoffkanistern stapelten sich zu beiden Seiten. Dell schaute sich alles genau an und musterte dann die Männer, die mit entschlossenen Gesichtern und harten Augen neben den verrosteten Leitschienen der Abschußrampe standen.
    „Ist das Geschoß feuerbereit?“
    „Fast.“
    „Was soll denn das heißen: fast? Ist es nun feuerbereit oder nicht?“
    „Nun, wir brauchen doch noch den Sprengkopf?“ erinnerte sie ihn mit einiger Schärfe.
    „Das weiß ich wohl. Aber ist das Geschoß ausreichend aufgetankt? Sind die Annäherungszünder eingestellt? Ist die Vorrichtung zur automatischen Steuerung überprüft und in Ordnung?“ Scharf blickte er in ihr trotziges Gesicht und wandte sich dann mit einem Fluch an die müßigen Männer.
    „Das hätte ich mir doch denken können!“ herrschte er sie an. „Worauf wartet ihr denn eigentlich noch? Auf die Unparteiischen vielleicht? Seht zu, daß der Brennstoff in die Tanks kommt, und macht das Geschoß zu sofortigem Einsatz bereit. Los, bewegt euch schon!“
    Einer der Männer richtete sich auf und kam mit langsamen Schritten auf ihn zu.
    „Hör mal, du“, schimpfte er los. „Wir wissen ganz genau, was wir zu tun haben, klar? Was hat es denn für einen Sinn, das Ding aufzutanken, solange wir überhaupt keinen Sprengkopf haben?“
    „Den bekommt ihr in aller Kürze!“ Dell starrte den Mann fassungslos an. „Füllt sofort den Sprit in die Tanks!“ Er wandte sich an Lorna. „Was ist denn bloß los? Habt ihr etwa auf einmal nicht mehr vor, das Geschoß einzusetzen? Sobald Carter mit dem Sprengkopf zurück ist, müssen wir doch die Rakete sofort starten können. Nun tankt doch das Ding schon auf! Auf der Stelle muß der Sprit in die Tanks!“
    Sie nickte und herrschte die trägen Männer mit scharfer Stimme an.
    „Los, tut, was er sagt. Tankt das Geschoß auf!“
    „Du weißt doch, was das bedeutet, Lorna!“ Der Mann wischte sich mit dem breiten Handrücken über den Mund.
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