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Das Gesetz der Freiheit

Das Gesetz der Freiheit

Titel: Das Gesetz der Freiheit
Autoren: Charles Gray
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hob die kleine Dose hoch und lächelte, als er sofort bemerkte, wie wilde Gier aus Benders Augen leuchtete.
    „Er ist doch rauschgiftsüchtig, und in dieser Schachtel hier befindet sich eine Droge. Ohne sie hält er es überhaupt nicht aus; über kurz oder lang sagt er uns ganz bestimmt, was wir von ihm wissen möchten. Betteln und flehen wird er, daß wir ihm ein paar Körnchen von dem Zeug geben; aber ehe wir seinen Wunsch erfüllen, muß er uns erst sagen, wo sich der Sprengkopf befindet. Vorher bekommt er kein einziges Stäubchen.“
    „Glauben Sie ganz bestimmt, daß er es uns sagt?“ Unentschlossen biß Lorna sich auf die Lippen. „Es hängt schrecklich viel davon ab!“
    „Ich bin absolut sicher, Lorna!“ beruhigte er sie entschieden. „Vergessen Sie doch nicht, daß ich etwas von diesen Dingen verstehe. Schließlich habe ich einmal gerade dieses Rauschgift hergestellt!“
    In gespannter Erwartung setzten sie sich und harrten der Dinge, die da kommen sollten.
     
7. Kapitel
     
    Zwei Tage warteten sie.
    Zwei Tage, an denen sie die Zersetzung eines Menschengeistes beobachteten, den Zusammenbruch aller Menschenwürde und das Dahinschwinden aller Selbstachtung und aller Willenskraft.
    Dell saß ungerührt auf dem kleinen Generator in der Ecke des Zimmers. Schwer wie Blei lastete der Revolver in seiner rechten Hand; jeden Augenblick meinte er, vor Übermüdung einfach umzusinken und einzuschlafen.
    Zweimal hatte er den vom Wahnsinn gepackten Mann mit Gewalt abwehren müssen. Dreimal war er aus einem unruhigen Eindösen aufgeschreckt und hatte nur mit knapper Not die so ungemein wichtige Schachtel retten können. Mehr als einmal hätte er um ein Haar Benders flehenden Bitten nachgegeben.
    Nun aber war es vorbei.
    Bender saß auf der Pritsche, schwankte und blickte starr aus blinden Augen zu dem Manne in der Ecke hinüber.
    Für ihn hatte sich das ganze Universum bis an die Grenzen des Zimmers herangeschoben, und sein ganzes Sein hatte nur noch ein einziges Ziel: die Dose und das, was sich darin befand. Mit vertrockneter Zunge fuhr er sich über die aufgesprungenen Lippen und streckte eine Hand aus.
    „Gib schon her!“ wimmerte er kaum verständlich. „Gib her, ich sterbe!“
    „Wo ist der Sprengkopf?“
    Wieder flüsterte Dell die Frage, wie er sie schon so oft geflüstert hatte während der letzten beiden Tage. Langsam hob er die Hand und ließ den Deckel des Schächtelchens aufschnappen. Er schüttelte es ein wenig und ließ etwas von dem Inhalt in einer dünnen weißen Wolke auf den Fußboden sprühen. Bender tat einen Sprung vorwärts und fauchte in hilfloser Wut auf, als Dell ihn mit hartem Stoß zurückwarf.
    „Den Sprengkopf will ich haben!“ zischte er. „Heraus mit der Sprache! Wo steckt er?“
    „Gib mir die Schachtel, dann sage ich es dir. Nur einen Daumennagel voll Pulver, dann sage ich dir alles, was du wissen willst. Ein einziges Gramm Kokain, und der Sprengkopf gehört dir.“
    „Wo ist der Sprengkopf? Wenn du es mir jetzt nicht auf der Stelle sagst, werfe ich das Zeug endgültig weg. Sage es mir auf der Stelle, wo er ist – sonst bekommst du nie mehr im Leben dein Pülverchen.“
    „Gibst du mir die Schachtel, wenn ich es dir sage?“
    „Jawohl.“
    „Im Banktresor der Zentralbank. Fach achtunddreißig. Kennwort ‚Freiheit’.“
    Dell seufzte auf und nickte dem alten Professor zu.
    „Haben Sie gehört? Mieten Sie sich sofort einen Wagen, und fahren Sie mit ein paar Mann zur Zentralbank. Haben Sie Geld?“
    Carter schüttelte den Kopf.
    „Hier.“ Dell leerte seine Taschen und riß dann eine gefüllte Brieftasche aus Benders kurzer Jacke. „Beeilen Sie sich. Und rufen Sie am besten Ihre ganze Gruppe zusammen. Geben Sie Alarm – vielleicht haben wir nachher nicht viel Zeit.“
    Er horchte hinter dem Alten her, der eilig die Treppe hinunterhastete und atemlos seinen Mitverschworenen ein paar Anweisungen zurief. Lorna kam ins Zimmer gestürzt.
    „Die Dose!“ jammerte Bender immer wieder. „Gib mir doch die Dose!“
    Fast liebevoll streckte Dell ihm die kleine Schachtel entgegen. Bender riß sie ihm aus der Hand, tauchte Daumen und Zeigefinger tief in das weiße Pulver hinein und zog es gierig in sich hinein. Dann grinste er verzerrt, ließ den Deckel der Dose zuschnappen und ließ sich ganz langsam hintenüber wieder auf die schmale Pritsche fallen. Wenige Augenblicke später schlief er.
    Lorna schüttelte sich und packte ganz fest Dells Arm.
    „Er wäre doch zu heilen“,
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