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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon
Autoren: Laura Jane Arnold
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scheiße, scheiße!«, wütend sprang ich auf, schnappte mir den Stein und warf ihn mit aller Kraft auf die gegenüberliegende Felswand. Das Echo des ersten Aufpralls hallte noch nach, als der Stein immer weiter in die Tiefe fiel. Keira war ebenfalls aufgesprungen und versuchte meine Hand zu packen. Gerade als sie ansetzte mich anzufahren, damit ich endlich stehen blieb, hörte ich ein merkwürdiges Geräusch, das ganz sicher nicht von dem immer noch fallenden Stein stammte.
    »Janlan, kannst du bitte ... «, ich hörte den Rest von dem, was sie sagte, nicht. Ich hatte eine Art Gurgeln gehört. Ein Röcheln, wie von einem verletzten Tier. Aber das konnte nicht sein. In der Unendlichen Schlucht lebte nichts. Keiner wusste, wie tief diese Schlucht überhaupt reichte. Dennoch hatte ich etwas gehört. Ich war mir sicher.
    Ein kräftiger Griff an meinem Handgelenk riss mich herum.
    »Janlan, verdammt, jetzt halt endlich still!«
    Keira zerrte mich zu meinem Mustang und langte mit einem geübten Griff nach dem Erste-Hilfe Kasten. Mit einem Schubser drückte sie mich auf den Fahrersitz.
    »Wie bekommst du das bloß immer hin?«
    Vorsichtig untersuchte sie meine Hand und verband sie mit geübten Handgriffen. »Das muss genäht werden. Rutsch rüber.«
    Sie deutet auf den Beifahrersitz und ließ keinen Widerstand zu.
    Amalen hatte seit einigen Jahren ein eigenes Krankenhaus. Es hatte ewig gedauert, aber da das nächste erst in Solem war, hatte die Gemeindeverwaltung sich nicht mehr gegen den Bau eines eigenen Krankenhauses wehren können. Das Sellersen Krankenhaus lag am östlichen Rand von Amalen. Es war nicht besonders groß, aber für das kleine Dorf reichte es und ich war dort bereits eine Berühmtheit. Es wunderte also niemanden, als ich dort mit einem blutgetränkten Verband auftauchte.
    Misses Redstean war eine ältere Dame, die immer noch die meisten Schichten an der Anmeldung der Notaufnahme übernahm.
    »Tag Miss Alverra, Miss Kanterra«.
    Sie nickte uns freundlich zu und schenkte uns ein breites Lächeln.
    »Hi Misses Redstean, wir brauchen mal wieder ihre Hilfe.«
    Keira deutete auf meine verbundene Hand, von der gerade ein Blutstropfen auf den sauberen Krankenhausboden fiel. Ich schaute verlegen weg. Ich war definitiv viel zu oft hier.
    »Ich sage Doktor Halfersen, dass er sich beeilen soll«.
    »Das ist, ist nicht nötig ... es geht schon«, stammelte ich unverständlich. Misses Redstean lächelte mich aufmunternd an. Sie war die Art ältere Dame, die man sich immer als liebevolle Großmutter wünschte und vorstellte.
    »Ist schon gut meine Liebe, das macht doch keine Umstände. Doktor Halfersen ist sicher gleich bei dir. Du kannst ruhig schon in das Behandlungszimmer gehen.«
    Mit dem vertrauten Lächeln wies sie mich zu der verschlossenen Tür, auf der die Nummer eins prangte. Wieder einmal freute ich mich, dass ich nicht rot anlief, als ich mit gesenktem Kopf in das Zimmer ging und mich schnell auf die Barre setzte. Ich konnte schon fast mit geschlossenen Augen sagen, wo sich all die medizinischen Gegenstände befanden, ohne dass ich wirklich hinsehen musste. Ich hasste Krankenhäuser. Das sterile Weiß war mir nicht geheuer und das blasse Hellblau verbesserte meinen Eindruck nicht. Am schlimmsten war der Geruch. Den konnte ich am allerwenigsten leiden. Ich fühlte mich unwohl, sobald ich nur die Türschwelle überschritt. Wie stets biss ich mir vor Nervosität auf die Lippen.
    »Lass das«, wies Keira mich sofort zurecht.
    »Ich hasse Krankenhäuser«, drückte ich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen heraus.
    »Ich weiß und dennoch sorgst du nicht dafür, dass du weniger oft herkommen musst. Was sollte das vorhin?«
    Erneut sah sie mich forschend an, als fürchtete sie, ich könnte es schaffen, mir selbst an der Krankenhausbarre auch noch die andere Hand zu verletzten. Bevor ich antworten konnte, schwang die Tür auf und Doktor Halfersen trat mit federndem Schritt ins Zimmer. Er war das Klischee eines Doktors. Ein Gott in Weiß, wie es immer so schön hieß. Er war bestimmt eins neunzig, von stattlicher Statur und eingekleidet in einen weißen Ärztekittel. Sein Gesicht war markant und wies die attraktiven Merkmale eines reifen Mannes auf. Sein dunkelbraunes Haar saß so perfekt chaotisch, dass es von einem Hollywood Visagisten hätte frisiert sein können.
    »Also Janlan, was ist dieses Mal passiert?«, er lächelte mich bei seiner Frage einnehmend an, wobei leichte Krähenfüße an seinen Augen
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