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Das Geschenk

Das Geschenk

Titel: Das Geschenk
Autoren: ikarus 2.0
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'Du'!“
     
    Er hielt mir seine Hand hin.
     
    „Ich heiße Murat. Das hier ist mein Zwillingsbruder Aslan,“ - auch Aslan schüttelte mir die Hand - „das ist unser kleiner Bruder Cemal. Wir nennen ihn aber alle Cem. Ein bisschen aus der Art geschlagen, aber den kriegen wir schon wieder hin.“
     
    Cem gab mir auch brav die Hand.
     
    „Äh … Sehr erfreut … äh … du bissja voll krass drauf, Alter. Echt cool, ehj!“
     
    „Und der hier,“ - Murat zeigte auf den Kleinen, der verunsichert zwischen den beiden auf der Rückbank saß - „das ist unser Cousin Selim. Der spricht leider fast gar kein Deutsch. Er ist erst seit drei Wochen hier. Alles ein bisschen neu für ihn.“
     
    Er sagte etwas auf türkisch zu ihm, und auch er beugte sich zu mir vor, gab' mir zögerlich die Hand, deutete eine Verbeugung an und sagte:
     
    „Gutte Tag. … Hilfe gutt. ... Viele Dank!“
     
    „Ich heiße Leo. Schön euch kennen zu lernen.“
     
    Jetzt war ich also 'per du' mit vier türkischen Hengsten, die mindestens zwanzig Jahre jünger waren als ich. Ja, ja … in der heiligen Nacht kommt es manchmal zu wundersamen Begegnungen. … Ich packte den Verbandskasten wieder zusammen und deutete auf Murats Stirn.
     
    „Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber wie ist das denn passiert. Habt ihr Ärger bei Moni gehabt?“
     
    „Die hat uns rausschmeißen lassen, die rassistische Alte! Und abgezockt hat sie uns.“
     
    Auch Cem musste wieder seinen Senf dazu geben.
     
    „Voll rassistisch, die Schlampe … die alte Votze, die …“
     
    Es setzte wieder einen Klaps auf den Hinterkopf. … Ich sah Murat an.
     
    „Ich kenne Moni schon ziemlich lange. Man kann ja viel über sie sagen, aber sie ist nicht rassistisch. Geldgierig ja, aber rassistisch?“ - Ich schüttelte den Kopf - „Das kannst du vergessen. Da muss was anderes der Grund gewesen sein. … Was wolltet ihr überhaupt da. Ich meine … ihr seid junge, gutaussehende Männer. Die Frauen müssen euch doch nur so nachlaufen.“   
     
    „Naja, … Frauen … das ist einfach zu kompliziert. Die wollen immer gleich heiraten. … Gegen Bares ist das viel einfacher. 60 Euro, und die Sache ist geritzt.
    Ist zwar nicht billig, aber gegen eine Hochzeit ein Schnäppchen. Ein fairer Deal!“
     
    „ Schlampen, alles Schlampen...“, brabbelte Cem vor sich hin, aber ein strenger Blick seines großen Bruders ließ ihn verstummen. Murat fuhr fort.
     
    „Heute waren wir wegen Selim dort. Wir haben ein bisschen gefeiert. Junggesellenabschied, nennt man das, glaube ich. … Selim IST nämlich hier, um zu heiraten! Nämlich unsere Schwester Leila! … Er ist etwas schüchtern, und ich glaube er hat Angst vor der Hochzeitsnacht. … Er ist noch Jungfrau. Mit 20. Stell dir das mal vor! Er ist 20 und hat noch nicht eine einzige Erfahrung gemacht.“
     
    „Außer mit die Ziegen … !“, ätzte Honigschnitte.
     
    Selim brauste auf. Er hatte mitbekommen, dass über ihn gesprochen wurde.
     
    „ICH NIX ZIEGE!!! …. LÜGE!!! … NIX ZIEGE!!!“
     
    Aslan musste ihn zurück halten, sonst hätte er Cem eine gescheuert.
    Murat redet erneut auf türkisch auf Selim ein, und der beruhigte sich wieder.
     
    „ Ja, die Ziegen sind für die Leute da auf dem Dorf ein heikles Thema. Darüber spricht man nicht … und überhaupt würde nie jemand eine Ziege … Das sind alles böswillige Verleumdungen. … So rückständig wie bei euch, in manchen Tälern des Bayrischen Waldes, sind wir bei uns nun auch wieder nicht. … Ziegen … So'n Quatsch!“
     
    „Naja“, sagte ich, „so eine Erfahrung hätte ihm in der Hochzeitsnacht sowieso
    nichts genützt … Die arme Braut ...“
     
    Ich konnte mir das Kichern nicht verkneifen. Die Jungs sahen sich an, und fingen schallend an zu lachen. Cem klopfte mir auf die Schulter.
     
    „ Spaaaß, Alter, Spaaaaaß!!!“
     
    Selim fand das gar nicht lustig. Er bekam zwar nicht richtig mit worum es ging, aber dass er verarscht wurde, verstand er schon. Er sagte etwas auf türkisch, das wie ein Fluch klang.
     
    „Nix lache! … Is nix Spaßß. … Nix Ziege!“
     
    Er klang fast so, als ob er gleich losheulen würde. Er tat mir richtig leid, der Kleine.
    Um ihn zu trösten sagte ich:
     
    „ Es ist gut, Selim. Wir glauben dir. … Nix Ziege! … Ok?“
     
    Leise kam zurück:
     
    „Ok!“
     
    Ich ging wieder nach hinten um den Verbandskasten zu verstauen, setzte mich dann wieder auf den Fahrersitz und fuhr los.
     
    „Du musst die
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