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Das Geschenk

Das Geschenk

Titel: Das Geschenk
Autoren: ikarus 2.0
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erst mal.
     
    „Und?“, fragte ich.
     
    „Also Leo,“ - dabei legte er mir wieder die Hand auf's Bein - „Er scheint schon ziemlich groß zu sein. Aber Selim sagt, er wisse gar nicht wie andere Schwänze aussehen. Er hat noch nie einen Mann nackt gesehen. Der einzige Vergleich den er hatte, war der Esel seines Opas, wenn der zum Stuten decken geführt wurde. Und deshalb dachte er immer, er hätte einen kleinen Schwanz. … Es ist doch nicht zu fassen!“
     
    Der arme Selim saß wie ein Häufchen Elend auf der Rückbank. Ich sah ihn mir im Rückspiegel an. Er tat mir richtig leid. Ich hätte jetzt nicht in seiner Haut stecken wollen. … Obwohl … Mit so einem Schwanz dran ….
     
    „Und? Was wollt ihr jetzt machen.“
     
    „Naja, jetzt ist es schon nach fünf. Ich denke wir fahren erst mal hoch in den Wedding. Da hab' ich noch eine Idee. Es wird sich schon noch was finden.“         
     
    „Wo wollt ihr genau hin, am Humboldhain?“
     
    „Hochstraße. Ins 'Salomes Schleier'. Kennst du das?“
     
    „Ja, klar. Die hatten doch immer 24 Stunden offen. Aber den Laden gibt’s nicht mehr.
    Da gab's irgendwelchen Ärger mit Rockerbanden oder so. Ich hab' da was drüber gelesen.“
     
    Murat war überrascht.
     
    „ Der ist zu? So 'ne Scheiße. Was machen wir denn jetzt. Übermorgen ist die Hochzeit, und wir können Selim doch nicht als Jungfrau in die Ehe schicken.
    Hast du noch eine Idee, was noch offen haben könnte? Wir haben ihm doch versprochen, dass wir ihm helfen.“
     
    „ Tja,“ sagte ich, „das wird schwierig. Da gibt’s natürlich noch die Villa Rasputin und das Bel Ami im Westend, aber da dürftest du mit sechzig Euro nicht weit kommen. Die sind eher hochpreisig. … Das einzige was mir sonst noch einfällt, ist der Straßenstrich an der Kurfürstenstraße. Aber ich glaube nicht, dass ihr den armen Selim ausgerechnet da in die Liebeskünste einführen lassen wollt.“
     
    „Ehj, Alter, nee, isch bin da voll gegen. Isch hatt' 'nen Kumpel, ehj, der hat sisch da voll krass die Schleppscheiße geholt. Nee, Mann, da bin isch voll gegen.“, gab auch Cem seine Lebensweisheit dazu.
     
    „Naja, dann müsst ihr ihn eben unentblättert euer Schwester überlassen. Vielleicht hat die ja schon mehr Erfahrung.“
     
    Das löste einen gewaltigen Proteststurm aus.
     
    „UNSERE SCHWESTER HAT KEINE ERFAHRUNGEN!!!“
     
    „PASS' AUF WAS DU SAGST, LEO!!!“
     
    „EHJ, ISCH HAU' DISCH GLEISCH VOLL EIN REIN!!!“
     
    „JUNGFRAU!!! DIE IST JUNGFRAU!“
     
    „REIN, REIN WIE FRISCH GEFALLENER SCHNEE!!“
     
    Die drei Brüder schrien aufgeregt durcheinander. Mir wurde ganz mulmig zumute.
    Hoffentlich war das jetzt nicht schon das Ende unserer jungen Freundschaft. Ich versuchte die Situation zu retten:
     
    „ Nee, um Gottes willen! Ich will doch euer Schwester nicht zu nahe treten. Nie im Leben! … Ich dachte nur … vielleicht hat sie ja mal die Bravo gelesen, oder hat von ihren Freundinnen Tips bekommen, oder eure Mutter hat ihr Ratschläge gegeben!“
     
    „EHJ, ALTER!! LASS MEIN' ANNE DA RAUS, PASS BLOOSS AUF!! ISCH FICK' DISCH, EHJ!“
     
    Cem war kurz vor'm explodieren. Da hatte ich die Lage wohl eher verschlimmbessert. Aber über seine 'Drohung' musste ich innerlich grinsen. Honigschnitte wollte mich ficken. … Naja, ich könnt' mir Schlimmeres vorstellen.
     
    „Jungs … beruhigt euch. Ich denke wir sind Brüder! … Und eure Schwester und eure Mutter sind natürlich ehrbare Frauen! … Ich mein' ja bloß ….“
     
    „Ok, Leo.“, sagte Murat noch ziemlich aufgebracht. „Aber pass' in Zukunft auf was du sagst. Bei so was versteh'n wir keinen Spaß!“
     
    Gut, da hatte ich ja grade noch so die Kurve gekriegt. Einen Augenblick war es still im Taxi. Ich schaltete das Radio ein, aber als da dann auch noch ein Popchor 'Jingle Bells' raus trällerte, schaltete ich wieder aus. Murat sah mich wieder an.
     
    „Aber wie es aussieht hast du recht, Leo. Selim wird wohl improvisieren müssen. Hoffentlich macht er uns keine Schande. Das fällt ja immer auf die Verwandtschaft zurück. … wenn ich nur wüsste was wir machen sollen.“
     
    Er war richtig zerknirscht. Auf ihm, als Ältestem, lag die ganze Last der Verantwortung. … In mir wuchs langsam ein Plan. Ich dachte an meinen Liebsten, der bestimmt immer noch sauer auf mich war. Ich dachte an Selims vermeintlichen Monsterschwanz – den ich für mein Leben gern mal sehen  wollte – an Honigschnitte und die Zwillinge,
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