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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)
Autoren: Anna Fuchs
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Haupthaar besonders gut zur Geltung kam.
    »Jetzt red’ kan Schmarrn, Barthel«, fuhr Johanna den Alten grob an, »dir muss ich doch nicht erklären, dass wir Büßerinnen keinen Wein ausschenken dürfen, so wie alle hier in der Stadt. Ich bin froh, dass mir das mit dem Essig eingefallen ist, so verdienen wir wenigstens was an unseren eigenen Trauben!«
    »Is ja gut, Hannerl, nur du bist immer so sauer in letzter Zeit, dass du schon deinen eingelegten Essiggurkerln Konkurrenz machen könntest …«
    »Meine Essiggurkerln sind net sauer!«, schrie Johanna jetzt, stemmte ihre vom Arbeiten wuchtigen Unterarme gegen ihre ebenfalls sehr wuchtige Leibesmitte und baute sich vor dem zurückweichenden Barthel auf.
    »Die sind pikant! Merk dir das, du Haderlump, elendiger! Pikant und von einer angenehmen Frische und würzigem Gusto.«
    Stille breitete sich in der Küche aus. Ehrfurchtsvoll verstummten alle angesichts der pikanten Essiggurkerln der Johanna Maipelt. An einem Poltern und Rumpeln konnte Cäcilie hören, dass die drei Knechte jetzt endlich die verwinkelten Stufen zum Weinkeller hinabstiegen und wahrscheinlich bald mit einem Weinfass heraufkommen würden. Höchste Zeit, dass sie als Meisterin ihre Autorität geltend machte und festen Schrittes in die Küche stürmte! Hier musste ein Exempel statuiert werden, nein, so ging das nicht. Sankt Hieronymus war keine Bierschenke, kein Weinlokal, sondern immer noch ein Kloster! Sie umklammerte den kalten Türgriff, zog aber ihre Spinnenfinger gleich wieder weg. Konnte sie es sich gefallen lassen, dass im Kloster der Büßerinnen drei Männer in der Küche aus und ein gingen? Musste sie es aushalten, dass Johanna Maipelt, eine ehemalige Dirne, lautstark herumkeifte, obwohl sie als Büßerin bestenfalls Hymnen zu singen und sich ansonsten ins Gebet zu versenken hatte? Ja und warum sollte sie Johanna weiterhin eine stumme Magd und eine Nonne als Küchenhilfe zugestehen? Sollte sie die Arbeit doch allein machen, Herrgott noch mal! Wieder schlossen sich Cäcilies Spinnenfinger um den Türgriff, schon hatte sie die richtigen Worte auf ihrer spitzen Zunge liegen, schon öffneten sich ihre schmalen Lippen, um sich Gehör zu verschaffen – da verharrte sie einen kurzen Moment und ließ den Türgriff wieder los. Denn auf der anderen Seite, schoss es in ihr altehrwürdiges Oberstübchen, verstand es Johanna, mit der Hälfte des Wirtschaftsgeldes doppelt so gut zu kochen wie die Köchin vor ihr. Nie wieder wollte Cäcilie sich von Wassersuppe, ranzigem Getreidebrei und fauligem Krautkopf ernähren … Und das mit der Essigherstellung war ja wirklich ein guter Einfall gewesen! Viele der Büßerinnen hatten ihr Auskommen mit der Herstellung von Kräuteressig, eingelegtem Gemüse und Obst. Da blieb schon was hängen, viel mehr als früher, als sie ihre Trauben an die Weinbauern verkaufen mussten, weil sie selbst keinen Wein keltern und verscherbeln durften! Da konnte sie vielleicht bei der Johanna schon ein Auge zudrücken. Schwester Magdalena hingegen – nun die war ja noch jung, da war man halt etwas neugierig, und dass Johanna die Hand über Yrmel hielt, war vielleicht auch gar nicht so schlecht, denn sie selbst als Meisterin konnte mit dem verstockten jungen Ding, das nie auch nur ein Wort sprach, mit den Armen herumfuchtelte und sich ständig angsterfüllt umblickte, sowieso wenig anfangen. Dann, so dachte Cäcilie weiter, sollte man den Dingen vielleicht ihren Lauf lassen, einfach Gottvertrauen haben! Außerdem standen dem Kloster arbeitsreiche Zeiten ins Haus. Der Herzog würde seine Braut in wenigen Wochen heimführen, und Cäcilia hatte vor, die Hochzeitsfeierlichkeiten, die in Wien vor allem mit übermäßigem Weingenuss und Tafelfreuden einhergingen, auszunutzen und die Spezialitäten des Klosters zu einem echten Geschäft für Sankt Hieronymus zu machen. Außerdem versprach der neue Verdauungsessig von Johanna eine echte Offenbarung gegen übersäuerte Mägen und Übelkeit zu werden. Nach den hochzeitlichen Fress- und Saufgelagen konnte man sich über Mangel an Kundschaft sicherlich nicht beschweren. Da konnte sie auf die Hilfe der tüchtigen Wirtschafterin nicht verzichten. Nachdenklich stand die Meisterin weiter unbemerkt vor der Tür zum Küchenhaus und wägte ab, wie weit sie der Sünde hier Einlass gewähren durfte, oder, um es einfacher auszudrücken, wie lang sie sich noch von Johanna auf der Nase herumtanzen lassen sollte. Nicht nur, dass sie gotteslästerlich
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