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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)
Autoren: Anna Fuchs
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schimpfte, dass sie aufmüpfig und herrisch war, nein, Cäcilie wusste von der Schwester Vikarin, dass Johanna hier und da sogar das Kloster verließ, um am Markt wie eine gewöhnliche Bürgersfrau einzukaufen. Und – das war dann doch der Gipfel an unklösterlichem Verhalten – jeden Nachmittag ein ruhiges Stündchen mit einem Glas gewürzten Wein und einer Spezerei verbrachte! Also gerade das, was verboten war, nämlich Wein. Keine Frage, Johanna zweigte sich so manch guten Schluck vor der Essigbereitung für ihre eigene durstige Kehle ab! Und das obendrein zu einer Zeit, wo die Büßerinnen und Regelschwestern in der Kapelle die Non beteten und Hymnen und Psalmen zu Ehren Gottes anstimmten! Zitternd vor Ärger presste sich Cäcilie die Hand auf ihren heillos übersäuerten Magen.
    Männerstimmen und ein lautes Ächzen rissen die Meisterin dann jäh aus ihrer geistigen Versenkung – gleich würde Barthel mit seinen beiden Helfern da sein und das Weinfass heraustragen. Meisterin Cäcilie beschloss plötzlich, so schnell, wie sie ihre dünnen Beine tragen konnten, wieder in ihre Gemächer zu eilen. Es brauchte ja eigentlich niemand zu wissen, dass sie gelauscht hatte und bestens darüber unterrichtet war, was im Küchentrakt des Klosters so vor sich ging. Johanna sollte nur fuhrwerken wie bisher. Es konnte nur zugunsten des Klosters sein, wenn sie Wirtschaftsgeld sparen konnten und – hier erhellte ein diebisches, absolut unchristliches Lächeln die etwas verwitterten Züge der Meisterin – die andere Hälfte des Ersparten in schöner Regelmäßigkeit Cäcilias eigenen Geldsäckel füllte! Denn etwas abzweigen, das konnte sie selbst auch recht gut, da brauchte sie keine Johanna dazu! Nein nicht nur ein paar läppische Becher Wein … Zu Ehren Gottes auf der einen Seite und zur Befriedigung ihrer persönlichen Habgier auf der anderen mussten es bei der Meisterin Cäcilie schon eine paar Geldstücke sein!

    *

    Das Horn des Türmers schallte im Morgengrauen über die Burg, und es versprach, ein schöner Herbsttag zu werden. Der junge Mann, der sich versteckt hielt, schnupperte. In den Küchen wurde bereits gebraten und gekocht, in den Frauenkemenaten kleideten sich die Damen und Edelfräulein für die Jagd an. Die schweren Ritterpferde schnaubten unter den Sätteln, und ihr Atem dampfte in der kalten Morgenluft. Er sah über die Brücke die ersten Gäste reiten, allen voran der Bischof von Passau, der in seinem geistlichen Habit seltsam auf seinem Pferd aussah. Die Falkenjagd war zwar von oberster Stelle für Geistliche verboten worden, aber niemanden kümmerte das hier, weit weg von Kaiser und Herzog, inmitten der ausgedehnten Grafschaft rund um die Stadt Eferding. Immer wieder freute sich der Bischof, den Schlossherrn zu sehen, der soviel Macht und Reichtum besaß, dass er sogar den Habsburgern die Stirn bieten wollte. Es konnte also kein Schaden sein, sich von ihm herzlich begrüßen zu lassen! Der junge Mann grinste hämisch, sehr gut konnte er sich den fetten Geistlichen vorstellen, der schimpfend und schwitzend hier herauf geritten kam. Der Weg zur Burg Neuhaus war sicherlich beschwerlich gewesen für den übergewichtigen Bischof. Vom Kettensperrturm unterhalb der Festung, von wo aus der mit allen Wassern gewaschene Graf die Donau sperren konnte und Zoll einhob, begann der steile Aufstieg. Bis der Bischof endlich den fünfeckigen Turm mit der davorliegenden Schildmauer sehen konnte, rann ihm bereits der Schweiß den feisten Rücken hinunter. Sein Hinterteil schmerzte vom ungewohnten Reiten. Die Aussicht, die er von der Festung hatte, und die den Strom entlang bis zur meilenweit entfernten Donauschleife reichte, konnte ihn nicht für die Mühen entschädigen. Sehr gelegen dafür kamen dem Bischof das Warmbier und allerhand deftige Speisen, die sogleich im Burghof aufgetragen wurden. Er ergriff freudig die Gelegenheit, sich für die anstehende Jagd zu stärken.
    Leise, um ja nicht gesehen zu werden, verließ der junge Mann flink sein Versteck in einer Nische neben der Kapelle und schlich sich zu einem entlegenen eingeschossigen Nebengebäude am entgegengesetzten Ende des Burghofes. Er schlüpfte durch einen Spalt des massiven Holztores. Sofort umfing ihn der ätzende Geruch von Vogelmist. Durchdringendes Geschrei kam von den Käfigen an der Längsseite, auf und ab liefen die Falkoniere und machten ihre Schützlinge fertig zur Jagd. Keuchend stand der Jüngling und lehnte sich an die Holzwand. Mit
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