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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis
Autoren: Jack Vance
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»Geduld, nur Geduld. Einen Monat noch.«
    »Warum noch einen Monat?«
    »Versteht ihr denn nicht? Die Ökologen von Kay arbeiten ununterbrochen in ihren Labors, um diese Seuchen auszubrüten.«
    Noch ein Monat, noch ein paar Kay-Besuche; ein neuer Regen, der gegen das Leben auf der Neuen Erde eingesetzt wurde.
    »Jetzt«, sagte Bernisty.
    Die Schiffstechniker sammelten die letzten Ankömmlinge ein, die wirksamsten aller Ladungen. Es waren Züchtungen, die Saaten, die Sporen, die Eier, alles war präpariert und sorgfältig verpackt.
    Eines Tages verließ ein Schiff die Neue Erde und flog nach Kerrykirk, und in seinen Frachträumen befanden sich die giftigsten und gefährlichsten Feinde des Lebens von Kerrykirk, die die Wissenschaftler hatten finden können. Mit leeren Frachträumen kam das Schiff zur Neuen Erde zurück. Sechs Monate später sickerten die Nachrichten von den größten Plagen der Geschichte durch die Zensur von Kay.
    Während dieser Zeit kamen keine Kay-Besuche zur Neuen Erde. »Und wenn sie klug sind«, sagte Bernisty dem ernsten Mann vom Blauen Stern, der gekommen war, um ihn abzulösen, »dann werden sie auch nie mehr wiederkommen. Sie sind für ihre eigenen Seuchen viel zu empfänglich, solange wir die Ökologie von Kerrykirk behalten.«
    »Schutzfärbung, könnte man sagen«, bemerkte der neue Gouverneur der Neuen Erde und lächelte dünn dazu.
    »Ja, das könnte man sagen.«
    »Und was werden Sie tun, Bernisty?«
    Da hörten sie ein Summen, das zum Röhren wurde. »Das ist die Blauelm , die vom Blauen Stern kommt. Und sie gehört jetzt mir für eine neue Forschung.«
    »Sie wollen eine neue Neue Erde suchen?« Das dünne Lächeln wurde breiter, denn der Seßhafte fühlt sich dem Wanderer immer überlegen.
    »Vielleicht finde ich sogar die Alte Erde … Hm …«
     

 
Die Mondmotte
     
    Das Hausboot war genau nach dem Standard der sirenischen Handwerkskunst gebaut, und das heißt, so vollkommen, wie es vom menschlichen Auge zu erfassen war. Die Planken aus dunklem, poliertem Holz ließen nicht einmal erkennen, wo sie zusammengefügt waren, und alle Verschraubungen bestanden aus Platin, waren versenkt und mit der Oberfläche plan verschliffen. Dem Stil nach war das Boot massiv, breit in der Mitte und so sicher wie die Küste selbst, ohne jedoch schwerfällig zu wirken. Der Bug wölbte sich wie eine Schwanenbrust, der Steven stieg hoch hinauf und bog sich nach vorwärts, um eine Eisenlaterne zu tragen. Die Türen waren aus Bohlen eines schwarzgrün gefleckten Holzes geschnitzt, die Fenster reichlich unterteilt und mit Glimmer eingesetzt, der rote, blaue, blaßgrüne und violette Muster aufwies. Im Bug waren die Serviceräume und die Sklavenquartiere untergebracht, mittschiffs befanden sich ein paar Schlafkabinen, ein Speisesalon und ein Gesellschaftsraum, von dem aus das Beobachtungsdeck im Heck zugänglich war.
    Das war also Edwer Thissells Hausboot, doch der Besitz brachte ihm kein Vergnügen, er war auch nicht stolz darauf, denn das Boot war schon ein wenig schäbig. Die Teppiche hatten die weiche Fülle eingebüßt, die Schnitzereien waren beschädigt, die Buglaterne wies dicken Rost auf. Vor siebzig Jahren hatte der erste Besitzer den Bootsbauer geehrt, und sich selbst geehrt gefühlt, und da der ganze Prozeß mehr war als ein Geben und Nehmen, hatte er zum Prestige beider beigetragen. Diese Zeit war längst vorbei, und nun war mit dem Boot kein Prestige mehr verbunden. Edwer Thissell lebte erst seit drei Monaten auf Sirene; die Mängel sah er, konnte sie aber nicht abstellen. Dieses Boot war das beste, was er bekommen konnte. Er saß auf dem hinteren Deck und übte auf der ganga , einem zitherähnlichen Instrument, kaum größer als seine Handfläche. Hundert Meter landeinwärts schäumte ein Brandungsstreifen auf den weißen Strand, dahinter war Dschungel vor dem Hintergrund dunkler Felsberge. Mireille hing weiß und etwas vernebelt über ihm, als scheine sie durch dichtes Spinnengewebe. Der Ozean schimmerte wie Perlmutt. Die Szene war ihm schon bis zur Langeweile vertraut, wenn er ihrer auch nicht ganz so überdrüssig war wie der ganga , auf der er nun seit zwei Stunden übte und die sirenischen Tonleitern malträtierte. Jetzt legte er dieses Instrument weg und nahm das zachinko auf, ein kleines Tonkästchen, das mit Tasten versehen war und mit der rechten Hand gespielt wurde. Drückte man auf diese Tasten, so wurde Luft durch hohle Halme in die Tasten selbst gepreßt, so daß ein Ton wie
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