Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
Ferienbungalows zu erstellen…“
    Perry Clifton schwieg.
    „Es war ein einmotoriges Sportflugzeug. Zu spät stellte sich heraus, daß es der Besitzer nur oberflächlich wartete.“ Übergangslos, fast ohne Atempause, fuhr er fort: „Ich nahm Ronalds Frau Claire als gleichberechtigte Partnerin im Geschäft auf. Ich war der Meinung, daß ihr nichts so gut helfen würde wie Arbeit und eine andere Umgebung.“
    „Kannte sie sich denn in der Branche aus?“
    „Ich mußte sie anlernen. Aber sie war eine gelehrige Schülerin und stürzte sich mit wahrem Feuereifer, vielleicht sollte ich sagen: mit wahrer Verzweiflung in die Arbeit.“
    „Wie alt war Ihre Schwägerin zu diesem Zeitpunkt?“
    „26 Jahre...“
    „Hat sie später wieder geheiratet?“
    Burton schüttelte den Kopf. „Nein. Wenn ich sie daraufhin ansprach, lachte sie mich aus und sagte, daß ihr Arbeit und Geschwindigkeit zum Leben genügten.“
    „Wie ist das zu verstehen: Arbeit und Geschwindigkeit?“ Um Burtons Mund war ein bitterer Zug, als er erklärte: „Das Einmaleins der Grundstücksmakelei erlernte sie in atemberaubender Geschwindigkeit. Und was die Geschwindigkeit als solche anbetraf: Sie hatte eine verhängnisvolle Leidenschaft für schnelle Autos. Oder anders formuliert: Sie liebte die Raserei mittels hochgezüchteter Motoren!“
    Perry Clifton konstatierte: „Sie ist also ebenfalls tot!“
    „Am 23. September 1971 verunglückte Claire mit ihrem Maserati tödlich. Ein hinterhältiges Schicksal führte dabei Regie. Es geschah nämlich nicht während einer ihrer üblichen Rasereien, sondern im Rückwärtsgang und mit einer Geschwindigkeit von zwei Kilometern pro Stunde.“
    Mitten hinein in das von Verständnislosigkeit gezeichnete Gesicht Perry Cliftons sagte er: „Sie stürzte bei einem Wendemanöver über die Steilklippen von Duncan Hill!“
    „Duncan Hill? Nie gehört. Wo liegt das?“
    „Duncan Hill ist ein winziges Nest zwischen Dover und Folkestone, an der A 20 gelegen... Ich befand mich zum Zeitpunkt des Unfalls in Edinburgh.“
    „Was wollte Ihre Schwägerin in Duncan Hill. War es ein ganz gewöhnlicher Ausflug?“
    „Dieses Geheimnis hat sie mit ins Grab genommen. Ich meine das Geheimnis, was sie in Duncan Hill wollte. Allen bekannt war nur, daß sie zur Fähre nach Dover wollte, um sich übersetzen zu lassen...“
    „Wollte sie aus einem besonderen Anlaß nach Frankreich?“
    „Ja. Sie sollte Trauzeugin sein bei der Hochzeit einer ehemaligen Schulfreundin. Sie hatte sogar schon eine Menge nicht gerade billiger Hochzeitsgeschenke eingekauft.“ Clifton fragte überrascht: „War Ihre Schwägerin Französin?“
    „Ja, gebürtig aus Bordeaux, aufgewachsen in Paris. Ronald lernte sie in einem Pariser Reisebüro kennen, wo sie damals arbeitete. Sechs Wochen später waren sie verheiratet... Übrigens, einen Teil der Geschenke fand man später in dem völlig zertrümmerten Autowrack.“
    „Einen Teil nur?“
    „Die beiden wertvollsten fehlten. Sie werden wohl ebenso wie Claire aus dem Wagen geschleudert worden sein. Der Wagen selbst wurde gerade geborgen, als ich in Duncan Hill eintraf.“
    „Und Ihre Schwägerin?“
    „Von Claire fand man im Wagen den rechten Schuh und einen Fetzen ihrer Kostümjacke. Von ihr selbst fehlt bis heute jede Spur... Wie die Experten behaupten, sei das verständlich, da Brandung und Strömung bei Duncan Hill so stark sind, daß mit einem Wiederauftauchen nicht zu rechnen sei. Daß der Wagen geborgen werden konnte, war nur einem Zufall zu verdanken. Er war genau zwischen zwei Riffen eingeklemmt.“
    „Steht es eigentlich fest, daß der Wagen von ihr selbst gesteuert wurde?“
    „Darüber herrscht nicht der geringste Zweifel.“
    „Augenzeugen dieses Unfalls gab es wohl nicht?“
    „Doch“, erinnerte sich Burton, „es gab einen Augenzeugen. Ein alter Mann, ein ehemaliger Leuchtturmwärter, beobachtete das Drama aus allernächster Nähe. Er war es auch, der die Polizei benachrichtigte.“
    Es dauerte eine ganze Weile, bevor Burton weitersprach. Er tat es leise und eindringlich: „Mister Clifton, was ich Ihnen jetzt sage und zeige, habe ich bisher noch niemanden wissen lassen.“ Er erhob sich und ging mit raschen Schritten zu seinem Schreibtisch.
    Perry Clifton fühlte eine eigenartige Spannung. Dieser Burton verstand es wirklich, ihn mit kleinen Brocken zu füttern.
    Der Detektiv konnte sehen, wie Burton eine Schublade aufschloß und ihr eine dickere Mappe entnahm. Schon auf dem Weg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher