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Das Geheimnis von Vennhues

Das Geheimnis von Vennhues

Titel: Das Geheimnis von Vennhues
Autoren: Holtkoetter Stefan
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deutete hinüber zur Kneipe von Hermann Esking, die sich gegenüber in einem alten Fachwerkhaus befand. »Ein paar treffen sich noch bei Esking zum Frühschoppen. Genau wie früher. Auch ich gehe immer hin. Vielleicht hast du Lust, mich zu begleiten?«
    »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.«
    »Früher oder später wirst du ihnen ohnehin entgegentreten müssen. Dann kannst du es auch gleich tun. Es reicht ja, wenn du nur Hallo sagst. Du kannst so schon einmal sehen, was passiert.«
    »Also gut, wenn du meinst.«
    Widerwillig folgte Peter seinem Vater über den Kirchhof. Werner Bodenstein zog die schwere Tür von Eskings altem Gasthaus auf und duckte sich, um nicht mit dem Kopf gegen den niedrig hängenden Balken zu stoßen. In dem düsteren Gastraum waren Theke und die meisten Tische verwaist. Lediglich der große Eichentisch neben dem Eingang war belegt. Ein knappes Dutzend Männer saß im Kreis darum, und über ihnen schwebte eine Wolke von Zigarrenrauch. Als die Bodensteins in der Wirtschaft standen, erstarb das Stimmgewirr. Die Männer beäugten den alten Mann und seinen Sohn, und eine lähmende Stille legte sich über den Schankraum.
    Leises Tellerklappern drang von nebenan herüber. Die Frau des Wirts hatte offenbar noch nichts von den neuen Gästen bemerkt und ging weiter ihrer Küchenarbeit nach.
    Werner Bodenstein trat an den Tisch und blickte auf die Männer herab.
    »Meinen Sohn Peter kennt ihr ja«, sagte er mit fester Stimme. »Er ist zurückgekommen nach Vennhues und wird eine Weile hierbleiben.«
    Niemand erwiderte etwas. Sie blickten schweigend auf die Tischplatte oder sahen scheinbar wie gebannt zum Fenster hinaus. Nur Josef Kemper, dem einer der Höfe am Dorfausgang gehörte, funkelte Peter feindselig an. Bernhard Hambrock senior sah ebenfalls auf. Nach kurzem Zögern nickte er Peter bedächtig zu und hieß ihn damit auf seine Art willkommen.
    »Wieso bist du nicht geblieben, wo du warst?« Die Stimme gehörte Alfons Finnentrop, dessen Junge damals die Leiche im Moor gefunden hatte. »Du bist hier nicht willkommen.«
    Es folgte Gemurmel. Verhalten zwar, doch eindeutig zustimmend.
    Werner Bodensteins Gesicht verdunkelte sich. »Alfons Finnentrop!«, dröhnte er mit tiefer Stimme. »Peter ist mein Sohn, wie du weißt. Somit ist er hier willkommen. Dies ist sein Zuhause. Maße dir nicht an, über andere zu urteilen.«
    Finnentrop hielt dem Blick Bodensteins nicht stand. Mit bebenden Lippen wandte er sich ab. »Einen feinen Sohn hast du da.«
    Bevor der alte Mann etwas erwidern konnte, mischte sich Peter in das Gespräch. »Ich bleibe bis Ende Dezember«, sagte er. »Bis dahin habe ich Landurlaub. Danach bin ich wieder weg.« Mit einem Blick in die Runde fügte er hinzu: »Und dann werdet ihr mich so schnell wohl auch nicht wiedersehen.«
    Erneut legte sich eisiges Schweigen über den Raum. Peter war überzeugt, dass es nur an seinem Vater lag, dass niemand etwas sagte. In seiner Gegenwart trauten sie sich nicht auszusprechen, was sie dachten.
    »Ich werde so viel Zeit wie möglich auf dem Hof verbringen. Ihr werdet mich also kaum zu Gesicht bekommen.«
    Hermann Esking brachte ein Tablett voller Biergläser zum Tisch und stellte es ab. Unschlüssig blickte er von Peter zu den anderen, dann begann er zögernd damit, sie auf dem Tisch zu verteilen.
    »Na dann. Auf euer Wohl.« Peter wandte sich ab und ging zur Tür.
    »Es ist gut, dass du wieder hier bist.«
    Er blieb stehen und blickte sich verwundert um. Die ruhige Stimme kam aus der Ecke, und es dauerte einen Moment, bis er den Mann erkannte, der gesprochen hatte. Manfred Heesing hatte inzwischen einen Bart und eine Halbglatze. Vor allem aber war er furchtbar dick geworden. Kaum etwas erinnerte noch an den schlanken Fußballer der Kreisliga, mit dem Peter einst befreundet gewesen war.
    »Danke, Manfred«, sagte er.
    »Komm mich mal besuchen. Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    »Das mache ich.«
    Peter wollte diese schwache Versöhnungsgeste nicht überstrapazieren. Er wandte sich bereits zum Gehen, als ihn etwas zögern ließ. Es war der Blick von Josef Kemper. Er ruhte kalt und abschätzend auf Manfred Heesing. Nur eine Sekunde lang, dann wandte sich Kemper wieder der Runde zu. Er tauschte zunächst einen Blick mit Alfons Finnentrop, dann mit Franz Heitmann. Schließlich sahen sie alle wieder auf die Tischplatte, ganz so, als wäre nichts passiert.
    »Einen schönen Sonntag noch«, sagte Peter, drehte sich um und verließ das
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