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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford
Autoren: Agatha Christie
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Medizin schlucken wie jeder andere.»
    «Wovon reden Sie nur, Charles?»
    «Emily, Sie wissen sehr wohl, dass ich vernarrt bin in Sie, und Sie mögen mich ja auch ganz gern leiden. Pearson war ein Irrtum in Ihrem Leben. Während wir beide wie geschaffen füreinander sind. Und die ganze Zeit über haben wir es wohl beide innerlich gefühlt, nicht wahr? Mögen Sie nun lieber eine standesamtliche oder eine kirchliche Trauung?»
    «Wenn Sie etwa vom Heiraten reden, so schlagen Sie sich das aus dem Kopf, Charles.»
    «Was… aber ich…»
    «Nein!» sagte Emily.
    «Aber… liebe, einzige Emily.»
    «Wenn Sie es also durchaus hören wollen: Ich liebe James – leidenschaftlich!»
    Charles Enderby starrte sie in sprachlosem Staunen an.
    «Sie können ihn nicht lieben», erklärte er endlich.
    «Ich liebe ihn. Ich habe ihn immer geliebt! Und ich werde ihn zeitlebens lieben!»
    «Ja, aber ich dachte…»
    «Was Sie dachten, daran bin ich nicht schuld.»
    «Sie sind ein gewissenloser Teufel, Emily.»
    «Ich weiß, mein guter Charles. Und ich will alles sein, was Sie für richtig finden. Aber ärgern Sie sich nicht. Denken Sie, wie hoch Sie steigen werden! Dieser Mordfall hat Ihre Karriere gesichert – Sie sind ein gemachter Mann. Was bedeutet dagegen eine Frau? Kein wirklich starker Mann braucht eine Frau, Charles. Sie behindert ihn nur, indem sie sich an ihn klammert wie der Efeu. Eine glänzende Laufbahn – das ist das einzig Befriedigende für einen wirklich starken Mann. Und Sie sind ein solcher Mann, einer, der im Daseinskampf allein zu stehen vermag…»
    «Wollen Sie nun endlich aufhören, Emily? Es klingt, als ob Sie einen Rundfunkvortrag für die reifere männliche Jugend hielten… Sie haben mein Herz gebrochen; Sie wissen nicht, wie entzückend Sie aussahen, als Sie mit Inspektor Narracott ins Zimmer traten. Wie eine Sieges- und Rachegöttin!»
    Fußtritte knirschten auf dem Feldweg und veranlassten Emily, sich umzudrehen.
    «Oh, Sie sind es, Mr Duke!» rief sie erfreut. «Charles, darf ich Sie mit Chefinspektor Duke bekannt machen?»
    «Was?» schrie Enderby. «Doch nicht etwa der berühmte Duke von Scotland Yard?»
    «Jawohl, mein Lieber», erwiderte Miss Trefusis. «Nachdem er seinen Abschied genommen hatte, zog er sich hierher zurück, und als bescheidener, netter Mann liebte er es nicht, sich in seinem Ruhm zu sonnen. Jetzt weiß ich auch, weshalb Inspektor Narracott so versteckt schmunzelte, als ich von ihm wissen wollte, welche Verbrechen Mr Duke auf dem Kerbholz habe.»
    Mr Duke lachte herzhaft. In Charles Enderbys Herzen aber entbrannte ein kurzer Kampf zwischen dem Journalisten und dem Liebhaber. Und der Journalismus gewann.
    «Ich danke meinem Schicksal, dass es mir Sie über den Weg führte, Inspektor», sagte der Reporter des Daily Wire. «Würden Sie wohl die außerordentliche Güte haben, für meine Zeitung einen kleinen Artikel über den Trevelyan-Fall zu schreiben?»
    Emily Trefusis ließ die beiden allein. Sie rannte weiter zu Mrs Curtis’ Häuschen, hinauf in ihr Zimmer und stopfte und presste ihre Habseligkeiten in den Handkoffer.
    «Miss, um Gottes willen, Sie wollen doch nicht fort?» entsetzte sich die Wirtin, die ihr gefolgt war.
    «Doch, sofort. Nach London.»
    Mrs Curtis stellte sich dicht neben sie.
    «Miss, welcher von den beiden ist denn der Richtige?»
    Emily klappte den Kofferdeckel zu.
    «Der im Gefängnis, natürlich. Es hat sich auch nie um einen anderen gehandelt.»
    «Was! Und Sie glauben nicht, Miss, dass Sie sich täuschen? Sind Sie sicher, dass der andere junge Herr so viel wert ist wie dieser?»
    «Dieser hier wird schon seinen Weg machen», entgegnete Miss Trefusis. Sie blickte aus dem Fenster auf den Feldweg hinab, wo Charles Enderby den einstigen Chefinspektor noch immer festhielt.
    «Er ist dazu geboren, seinen Weg zu machen – aber ich weiß nicht, was aus dem anderen würde, wenn ich mich nicht seiner annähme. Wie würde es ihm zum Beispiel jetzt ergangen sein, wenn ich nicht gewesen wäre, Mrs Curtis?»
    «Sie können nichts Besseres sagen, Miss!», entschied Mrs Curtis.
    Hierauf begab sie sich in das untere Stockwerk, wo ihr Ehemann stumm vor sich hinstarrte.
    «Bei Gott, sie ist das lebende Abbild meiner Tante Belinda!», versicherte sie ihm. «Die warf sich auch fort an jenen Waschlappen George Plunket mit seinem verschuldeten Anwesen. Und wie sah es nach zwei Jahren aus? Die Schulden bezahlt, und das Geschäft blühte. Jawohl, so eine war Tante
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