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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford
Autoren: Agatha Christie
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war.»
    «Verblüffend!» murmelte Mr Rycroft. «Wie um alles in der Welt sind Sie dahinter gekommen, Miss Trefusis?»
    Und Emily erzählte von Mrs Bellings Brief, dem sie ihren Fund im Kaminschornstein verdankte.
    «Die Art der Stiefel, Mr Rycroft. Es waren Skistiefel, und so wurden meine Gedanken auf Skier gelenkt… Ich rannte nach unten zu der Wandnische, und richtig – dort standen zwei Paar Ski. Ein Paar länger als das andere. Und die Stiefel passten in die Bindung des längeren Paares, aber nicht in jene des anderen. Mithin gehören die kürzeren Ski nicht dem Ermordeten.»
    «Er hätte die Ski woanders verstecken müssen», gab Mr Rycroft sein sachkundiges Urteil.
    «Nein… nein. Der Platz war gut gewählt. In ein oder zwei Tagen würde die ganze Sammlung auf den Speicher gewandert sein, und in der Zwischenzeit würde sich die Polizei nicht darum gekümmert haben, ob Captain Trevelyan Besitzer von einem oder mehreren Paar Skier gewesen war.»
    «Aber warum versteckte er die Stiefel?»
    «Vermutlich weil er befürchtete, die Polizei könne – genau wie ich – beim Anblick von Skistiefeln an Skier denken. Und so stopfte er sie in den Schornstein – ein fataler Fehler, denn Evans bemerkte ihr Fehlen, und auf etlichen Umwegen erfuhr auch ich davon.»
    «Hat er seine Tat absichtlich auf James abwälzen wollen?», fragte Brian Pearson, voll Groll.
    «O nein! Das verdankt James nur seinem üblichen Pech. Was war er doch für ein Idiot!»
    «Na, nun hat er ausgelitten», sagte Charles. «Sie brauchen sich nicht mehr um ihn zu sorgen, Emily. Haben Sie jetzt alles erzählt? Weil ich dann nämlich umgehend zur Post rasen will. Die Herrschaften wollen mich bitte entschuldigen.»
    Und fort war er.
    «Das lebende Telegramm», lächelte Emily.
    «Sie haben ihn, was wichtige Nachrichten anbelangt, noch übertroffen, Miss Trefusis», sagte Mr Duke voll Anerkennung mit seiner tiefen Stimme.
    «Ja, wirklich, Sie sind fabelhaft!», bewunderte Ronnie.
    «Oh, mein Gott!» seufzte Emily plötzlich und sank schlaff in einen Sessel.
    «Sie brauchen eine kleine Stärkung», rief Ronnie. «Einen Cocktail, wie?»
    Emily schüttelte den Kopf.
    «Einen Brandy», schlug Mr Rycroft vor.
    «Eine Tasse Tee», bot Violet an.
    «Ich möchte so gern ein bisschen Puder haben», sagte Emily sehnsüchtig. «Meinen habe ich im Auto liegen lassen. Und ich bin sicher, dass mein ganzes Gesicht vor Aufregung glänzt.»
    Violet führte sie nach oben, um sie im Schlafzimmer mit diesem nicht alltäglichen Beruhigungsmittel zu versorgen.
    «So, jetzt fühle ich mich schon besser», versicherte Emily Trefusis, während sie mit Hingabe ihre Nase betupfte. «Haben Sie auch einen Lippenstift, Miss Willett? Ja? Herrlich… So, nun fühle ich mich schon wieder ganz menschlich!»
    «Sie haben sich wundervoll benommen. So tapfer!»
    «Gar nicht tapfer!» Emily ließ die Hand mit dem Lippenstift sinken. «Hinter der kühlen Fassade war mir sterbenselend zumute.»
    «Ich kann es Ihnen nachempfinden, denn ich habe ungefähr dasselbe durchgemacht. Mein Gott, wie habe ich um Brian gebangt! Natürlich konnten sie ihn nicht wegen Ermordung von Captain Trevelyan drankriegen, doch sobald sein Aufenthaltsort während der letzten Tage bekannt geworden wäre, hätten sie herausgefunden, dass er Vaters Flucht in die Wege geleitet hat.»
    «Was soll das heißen?», stieß Emily hervor.
    «Der Sträfling, der entflohen ist, war mein Vater, Miss Trefusis. Und seinetwegen kamen wir hierher. Armer Vater… Es gab immer wieder Zeiten, wo er nicht zurechnungsfähig war und die schrecklichsten Dinge anstellte. Brian lernten wir auf der Überfahrt kennen, und er und ich… nun… er und ich…»
    «Ich verstehe schon, Miss Violet.»
    «Nach und nach weihte ich ihn ein, und gemeinsam haben wir dann den Fluchtplan geschmiedet. Ach, Brian war unvergleichlich, Miss Trefusis. Glücklicherweise hatten wir genug Geld, und obwohl es unglaublich schwierig ist, aus Princetown zu entkommen, fand Brian Mittel und Wege. Es war geplant gewesen, dass Vater in gerader Richtung über das Moor gehen, sich in der Pixie-Höhle verbergen und nach einigen Tagen zusammen mit Brian als Diener in unser Haus kommen sollte. Brian machte uns auf Sittaford House aufmerksam, und er riet uns auch, dem Captain einen ungewöhnlich hohen Mietpreis zu bieten. Wir hofften, dass uns, wenn wir schon Monate vorher hier einzögen, keinerlei Argwohn treffen würde.»
    «Mein Gott, liebe Miss Willett, wie tut mir das
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