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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford
Autoren: Agatha Christie
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Südafrika gekommen sei.
    «Donnerwetter, ist die Frau denn verrückt?», rief Captain Trevelyan, als er die Sache mit dem Major erörterte.
    Burnaby hatte das gleiche Gefühl und verlieh ihm in nicht minder derben Worten Ausdruck wie sein Freund.
    «Nun, Sie brauchen die verrückte alte Schachtel ja nicht zu nehmen», meinte er. «Lassen Sie sie doch woanders hingehen, wenn sie frieren will. So ein Wahnsinn, noch dazu wenn man gerade aus Südafrika kommt!»
    Doch jetzt meldete sich des Captains Geldgier. Würde sich ihm wohl noch einmal die Möglichkeit bieten, sein Haus den Winter über zu vermieten? Nie und nimmer! So entschloss er sich zu fragen, welche Miete die Dame zu zahlen gedächte.
    Ein Angebot von zwölf Guineen wöchentlich entschied die Sache endgültig. Captain Trevelyan begab sich nach Exhampton, mietete ein Häuschen an der Stadtgrenze für den Preis von zwei Guineen die Woche und trat seinen Landsitz an Mrs Willett ab, nachdem sie die Miete für ein Vierteljahr im Voraus bezahlt hatte.
    «Eine Närrin und ihr Geld trennen sich schnell!», knurrte er.
    Doch als Major Burnaby an diesem Winternachmittag Mrs Willett verstohlen betrachtete, musste er sich wieder einmal sagen, dass sie durchaus nicht wie eine Närrin aussah, aus ihren Zügen sprach sogar eher Scharfsinn als Torheit. Und alles in allem machte sie keineswegs den Eindruck eines Menschen, der sich für Einsamkeit und Weltabgeschiedenheit begeistert. Was also suchte sie hier?
    Als Nachbarin zeigte sie sich von einer fast verwirrenden Freundlichkeit. Es regnete Einladungen für alle und jeden. Captain Trevelyan wurde ständig gedrängt, so über sein Haus zu verfügen, als ob er es nicht vermietet hätte. Aber da er – infolge eines in der Jugend erhaltenen Korbes – Frauen am liebsten aus dem Weg ging, schlug er standhaft alle Einladungen aus.
    Zwei Monate waren seit der Ankunft der Fremden vergangen, und die Neugier bei den Einheimischen war abgeebbt.
    Burnaby, schweigsam von Natur, fuhr fort, die Gastgeberin insgeheim zu mustern, und vergaß darüber die Unterhaltung. Sie spielt die Närrin, ohne es wirklich zu sein – so lautete das Ergebnis seines stummen Grübelns. Jetzt suchte sein Blick Violet Willett. Hübsches Ding! Zu dürr natürlich… aber das waren sie ja heutzutage alle. Wozu, zum Teufel, ist man eine Frau, wenn man nicht wie eine Frau aussieht? Die Zeitungen behaupteten, weibliche Rundungen würden wieder modern. Na ja, allerhöchste Zeit…
    «Wir fürchteten zunächst, Sie würden uns im Stich lassen», erklang die Stimme Mrs Willetts. «Erinnern Sie sich, dass Sie eine derartige Äußerung machten? Umso mehr freuen wir uns, dass Sie nun doch gekommen sind.»
    «Freitag!» sagte Major Burnaby mit einer Miene, als hätte er darauf eine erschöpfende Erklärung gegeben. «Freitag?»
    «Jeden Freitag bin ich bei Trevelyan. Dienstags kommt er zu mir. So halten wir das seit Jahren.»
    «Ah, ich verstehe. Natürlich, wenn man so nah beieinander lebt…»
    «Gewohnheitssache.»
    «Halten Sie auch jetzt daran fest? Ich meine, jetzt, da er in Exhampton wohnt?»
    «Warum mit einer Gewohnheit brechen? Uns beiden würden diese Abende sehr fehlen.»
    «Sie beschäftigen sich dann mit dem Lösen von Rätseln, nicht wahr?», warf Violet ein. «Silben- und Kreuzworträtsel?»
    Burnaby nickte.
    «Ich löse die Kreuzworträtsel, Trevelyan die Silbenrätsel, und jeder bleibt schön bei seinem Fach. Er gewann übrigens in einem Preisausschreiben vergangenen Monat drei Bücher», fügte er hinzu.
    «Wirklich? Waren es interessante Bücher?»
    «Weiß ich nicht. Habe sie noch nicht gelesen. Aber sie sehen ziemlich vielversprechend aus.»
    «Wie kommen Sie denn nach Exhampton?», erkundigte sich das junge Mädchen. «Haben Sie sich einen Wagen gemietet?»
    «Zu Fuß.»
    «Das ist doch nicht Ihr Ernst! Zehn Kilometer!»
    «Ausgezeichnete Übung. Was sind denn schon zwanzig Kilometer! Ein Spaziergang, der einen Mann fit hält.»
    «Nun, zwanzig Kilometer nenne ich keine Kleinigkeit. Aber Sie und Captain Trevelyan sind große Sportsleute, nicht?»
    «Wir sind früher oft zusammen in die Schweiz gereist. Skilaufen im Winter, Bergsteigen im Sommer. Schade, dass die alten Knochen für dergleichen heute nicht mehr taugen!»
    «Haben Sie nicht auch mal das Tennischampionat der Armee errungen?»
    Der Major errötete wie ein Mädchen.
    «Wer hat Ihnen denn das verraten?», brummte er.
    «Captain Trevelyan.»
    «Joe täte auch besser daran, seinen Schnabel
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