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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford
Autoren: Agatha Christie
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Jeder Augenblick ist von unschätzbarem Wert.»
    «Es war wirklich Major Burnaby, der Trevelyan ermordet hat. Aber wie? Wie war es möglich? Wenn Trevelyan um fünfundzwanzig Minuten nach fünf getötet wurde…»
    «Er wurde erst kurz vor sechs getötet.»
    «Doch selbst dann…»
    «Ich weiß. Sie könnten ewig raten und würden doch nicht darauf kommen. Skier – das ist die Erklärung – Skier!»
    «Skier…?» wiederholten alle im Chor.
    Emily nickte.
    «Ja. Er verstand das Tischrücken geschickt seinen Absichten entsprechend zu lenken. Es war kein Zufall oder eine unwissentliche Handlung, wie wir dachten, Charles. Als er sah, dass es binnen kurzem wieder schneien und der neue Schnee jede Spur verwischen würde, erweckte er bei Mrs Willett und ihren Gästen den Eindruck, dass Captain Trevelyan tot sei. Dann tat er so; als quäle ihn die Ungewissheit über das Schicksal seines Freundes, und er bestand darauf, nach Exhampton zu gehen.
    Zu Hause schnallte er sich seine Skier an, die unter einem Haufen von Geräten im Schuppen lagen, und brach auf. Er ist ein glänzender Skiläufer. Bis Exhampton unausgesetzt scharf abfallendes Gelände – eine ideale Piste! Und er brauchte für die ganze Strecke nicht viel mehr als zehn Minuten.
    Er kam an der Rückseite von Trevelyans Haus an, klopfte an die Fenstertür, und Captain Trevelyan ließ ihn nichtsahnend ein. Und als der Freund ihm den Rücken zukehrte, packte Burnaby jenes Polster und – tötete ihn. Oh, mir wird übel, wenn ich daran denke…!
    Alles Weitere war ganz leicht, da ihm hinreichend Zeit zur Verfügung stand. Er muss die Skier abgewischt und sie zwischen den Sportgeräten des Ermordeten in der Wandnische des Esszimmers untergebracht haben. Dann zerbrach er die Scheiben der Tür, zog die Schubladen heraus, verstreute die Papiere – alles, um einen Einbruch vorzutäuschen.
    Und gegen acht Uhr brauchte er nur hinauszugehen, auf einem Umweg ein gutes Stück weiter höher die Landstraße zu erreichen und keuchend und nach Luft ringend wieder nach Exhampton hinunterzustapfen, als ob er die ganzen zehn Kilometer von Sittaford zu Fuß zurückgelegt hätte. Solange niemand an Skier dachte, hatte er nichts zu befürchten, denn das ärztliche Gutachten würde lauten, dass der Tod von Captain Trevelyan schon vor zwei Stunden eingetreten sei. Also ein einwandfreies Alibi!»
    «Aber sie waren doch Freunde, alte, langjährige Freunde!», bemerkte Mr Rycroft. «Es ist einfach nicht zu glauben.»
    «Ja, das war auch mir bekannt», entgegnete Emily. «Und deshalb konnte ich das Warum nicht erkennen. Ich grübelte und grübelte, und endlich blieb mir nichts weiter übrig, als mich an Inspektor Narracott und Mr Duke zu wenden.»
    Sie hielt inne und blickte den gleichmütig dreinschauenden Duke an.
    «Darf ich es ihnen sagen?»
    «Wenn Sie wollen, Miss Trefusis», lächelte Mr Duke.
    «Jedenfalls… nein, vielleicht sehen Sie es doch nicht gern, Mr Duke. Ich ging also zu den beiden Herren, und zu dritt gelang es uns, Klarheit zu schaffen. Erinnern Sie sich, Charles, dass Evans Ihnen gegenüber erwähnte, Captain Trevelyan hätte die Gewohnheit gehabt, Preisrätsellösungen unter Evans’ Namen oder unter anderen Namen einzusenden? Nun, das Gleiche tat er auch bei dem Rätsel, für dessen Lösung Sie Major Burnaby fünftausend Pfund aushändigten. Es war Captain Trevelyans Lösung, nach dessen Meinung die Adresse Sittaford Cottage Nr. 1, vorteilhafter klang als seine eigene. Ahnen Sie das Weitere, Charles? Am Freitagmorgen erhielt Major Burnaby den Brief, der ihm den Gewinn von fünftausend Pfund ankündigte. Ihnen gegenüber hat er zwar behauptet, dass er den Brief nicht erhalten habe, weil infolge des schlechten Wetters am Freitag keine Post mehr eingetroffen sei. Das war eine Lüge. Und eigentlich hätten wir schon damals stutzig werden müssen, denn Freitagmorgen bestand die Verbindung noch… Also, wie weit war ich in meiner Erzählung gekommen? Ach ja – Major Burnaby erhielt den Brief. Und er, der infolge unglücklicher Aktienkäufe viel Geld verloren hatte, brauchte jene fünftausend Pfund, brauchte sie viel dringender als sein reicher Freund.
    Der Plan muss meines Erachtens ganz plötzlich in seinem Hirn aufgetaucht sein. Vielleicht erst, als er sich klarmachte, dass gegen Abend neues Schneetreiben einsetzen würde. Wenn Trevelyan tot war… dann konnte er das Geld behalten, und niemand würde je erfahren, dass es eigentlich nicht für ihn bestimmt gewesen
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