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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford
Autoren: Agatha Christie
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erst mit Mr Kirkwood das Geschäftliche klären, denn ich hatte das Haus ja eigentlich für vier Monate gemietet.»
    «Ein großer Verlust», sagte Mr Rycroft, sich ritterlich verneigend. «Wollen Sie nach London?»
    «Ja. Und hinterher an die Riviera… Nun, wollen wir jetzt Tee trinken?»
    Mrs Willett schenkte ein. Ronnie und Brian verteilten die Tassen und reichten Zucker und Gebäck. Eine gewisse Verlegenheit lag über dem kleinen Kreis.
    «Was wird mit Ihnen?», wandte Burnaby sich plötzlich an den jungen Pearson. «Ebenfalls fort?»
    «Nach London, ja. Natürlich werde ich erst wieder nach drüben fahren, wenn die Sache geklärt ist.»
    «Welche Sache?»
    «Ich meine, bis mein Bruder sich von diesem lächerlichen Verdacht hat reinigen können.»
    Er stieß die Worte in einer so herausfordernden Art hervor, dass niemand etwas zu erwidern wusste. Endlich brach Major Burnaby das peinliche Schweigen. «Ich habe ihn nicht einen Augenblick für den Täter gehalten.»
    «Keiner von uns», ergänzte Violet, den alten Offizier dankbar anblickend.
    Der helle Ton einer Glocke schrillte in die abermalige Pause.
    «Das wird Mr Duke sein», mutmaßte Mrs Willett. «Mach ihm auf, Brian.»
    Der junge Pearson war ans Fenster getreten.
    «Nein, es ist der verdammte Journalist.»
    «Oh, das ist schade… aber wir müssen ihn wohl hereinlassen.»
    Brian nickte und erschien kurz darauf in Gesellschaft Enderbys wieder.
    Der Korrespondent des Daily Wire hatte in all den aufregenden Tagen nichts von seiner strahlenden Zufriedenheit eingebüßt, und dass er hier nicht willkommen sein könnte – ein solcher Gedanke schien im völlig fremd zu sein.
    «Guten Tag, Mrs Willett, wie geht es Ihnen? Ich wunderte mich schon, wo die Einwohner von Sittaford alle miteinander steckten… jetzt sehe ich es.»
    «Eine Tasse Tee, Mr Enderby?»
    «Sehr liebenswürdig, Mrs Willett. Ist Miss Trefusis denn nicht hier? Leistet sie Ihrer Tante Gesellschaft, Mr Garfield?»
    «Nein», sagte Ronnie verdutzt. «Miss Trefusis ist doch nach Exhampton gefahren.»
    «Von dort ist sie bereits wieder zurück. Woher ich das weiß…? Ein kleiner Vogel zwitscherte mir’s ins Ohr. Das Curtisvögelchen, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Unsere liebe Wirtin hat das Auto an der Post vorüberfahren, in den Feldweg einbiegen und dann ohne Fahrgast zurückkommen sehen. In Nr. 5 ist Emily nicht, in Nr. 4 bei Miss Percehouse ebenfalls nicht – dann muss sie unweigerlich bei diesem Ritter Blaubart, Captain Wyatt, ihren Tee trinken.»
    «Vielleicht ist sie den Felsen emporgestiegen, um den Sonnenuntergang zu genießen», meinte Mr Rycroft.
    «Glaube ich nicht», widersprach Burnaby. «Ich war seit anderthalb Stunden ununterbrochen in meinem Garten, so dass ich sie beim Vorübergehen gesehen hätte.»
    «Na, Sorgen brauchen wir uns ihretwegen nicht zu machen», lachte Charles Enderby fröhlich. «Sie läuft wohl keine Gefahr, ermordet oder verschleppt zu werden.»
    «Was Sie natürlich vom journalistischen Gesichtspunkt aus bedauern!», höhnte Brian Pearson.
    «Für nichts auf der Welt würde ich Emily opfern», gab Charles zur Antwort, «Emily ist einzigartig.»
    «Sie ist reizend, sehr reizend», ergänzte Mr Rycroft. «Ich freue mich, mit ihr zusammenzuarbeiten.»
    «Sind Sie alle fertig mit Ihrem Tee?», erkundigte sich die Hausfrau. «Wie wäre es dann mit einer Partie Bridge?»
    Doch Mr Rycroft räusperte sich.
    «Mrs Willett», begann er, «wie Sie wissen, interessiere ich mich sehr für alle okkultistischen Phänomene. Ich brauche Sie wohl nicht daran zu erinnern, dass wir vor einer Woche in diesem nämlichen Zimmer um eine erstaunliche, furchteinflößende Erfahrung reicher wurden.»
    Ein schwaches Stöhnen kam von der Seite, wo Violet saß.
    «Ich weiß, meine liebe Miss Willett, ich weiß – diese Erfahrung hat Sie arg mitgenommen. Und sie war auch schockierend, ich leugne es nicht. Seither sucht die Polizei nach dem Mörder Trevelyans; sie hat sogar jemanden verhaftet, indes glauben wir, die wir hier versammelt sind, nicht an James Pearsons Schuld. Was ich nun vorschlage, ist, dass wir das Experiment vom vergangenen Freitag wiederholen, aber diesmal in einem völlig anderen Sinne.»
    «Nein!» rief Violet.
    «Oh, das ist ein bisschen viel verlangt. Ich werde mich jedenfalls nicht daran beteiligen», ließ Ronnie Garfield sich hören. Aber Mr Rycroft schenkte ihm keine Beachtung.
    «Mrs Willett, was sagen Sie?»
    Sie zögerte.
    «Offen gestanden, Mr Rycroft,
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