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Das Geheimnis von Sittaford

Das Geheimnis von Sittaford

Titel: Das Geheimnis von Sittaford
Autoren: Agatha Christie
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Kuckuck, ging er nicht durch die Haustür? In Sturm und Schnee vom Weg zur rückwärtigen Glastür zu gelangen, bringt bei dieser dicken Schneedecke allerhand Unbequemlichkeiten mit sich. Er muss also schon triftige Gründe gehabt haben.»
    «Vielleicht wollte er nicht gesehen werden, als er von der Straße zum Haus abbog», mutmaßte Pollock.
    «Wer sollte ihn bei dem Unwetter wohl sehen…! Glauben Sie, es hat sich gestern Nachmittag irgendjemand das Vergnügen gemacht, hierher an den Rand der Stadt zu spazieren? Nein, nein, der Grund ist ein ganz anderer, und hoffentlich finden wir ihn heraus.»

5
     
    E vans saß wartend im Esszimmer und erhob sich bei ihrem Eintritt respektvoll von seinem Stuhl. Er war ein untersetzter Mann mit auffallend langen Armen, glattrasiertem Gesicht und kleinen Schweinsäuglein.
    Inspektor Narracott fasste im Stillen sein Urteil in drei Worte zusammen: intelligent, pfiffig und praktisch.
    «Sie sind Evans, nicht wahr?»
    «Ja, Sir.»
    «Vornamen?»
    «Robert Henry.»
    «Nun erzählen Sie mir mal, was Sie über die traurige Affäre wissen.»
    «Nichts, Sir. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, als ich davon erfuhr.»
    «Wann haben Sie Ihren Herrn zuletzt gesehen?»
    «Gegen zwei Uhr, Sir. Ich wusch das Geschirr vom Mittagessen ab und deckte dann den Tisch für die Abendmahlzeit, so, wie Sie ihn jetzt hier sehen. Der Captain sagte, ich bräuchte nicht noch einmal wiederzukommen.»
    «Also für gewöhnlich kommen Sie abends wieder?»
    «Meistens, so gegen sieben – aber nicht immer.»
    «Folglich waren Sie nicht erstaunt, als Ihr Herr Sie für den Abend beurlaubte?»
    «Nein, Sir. Denn vorgestern bin ich abends auch nicht wiedergekommen, wegen des schlechten Wetters. Der Captain war ein sehr rücksichtsvoller Herr, sofern man es nicht aufs Schwänzen anlegte.»
    «Was genau sagte er?»
    «Er schaute aus dem Fenster und meinte: ‹Keine Hoffnung, dass Burnaby mich heute besucht. Sollte mich wundern, wenn Sittaford nicht gänzlich abgeschnitten ist – so einen Winter habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr erlebt…› Er meinte seinen Freund Major Burnaby, Sir, der stets am Freitag kam und mit dem Captain Schach spielte und Rätsel löste. Und an jedem Dienstag besuchte der Captain den Major. Er war überhaupt sehr beständig in seinen Gewohnheiten, der Captain. Dann sagte er zu mir: ‹Evans, Sie können gehen und brauchen erst morgen früh wieder anzutreten.›»
    «Abgesehen von diesem Hinweis auf Major Burnaby ließ er nicht verlauten, dass er jemanden für den Nachmittag erwarte?»
    «Nein, Sir, mit keiner Silbe.»
    «Haben Sie irgendetwas Ungewöhnliches in seinem Verhalten bemerkt?»
    «Nein, Sir.»
    «Und nun zu Ihnen, Evans. Ich habe gehört, dass Sie kürzlich geheiratet haben.»
    «Jawohl. Mrs Bellings Tochter von den ‹Three Crowns›. Zwei Monate ist es her.»
    «Captain Trevelyan war nicht übermäßig erfreut darüber, wie?»
    Der Anflug eines Grinsens spielte um Evans’ Mund.
    «Im Gegenteil. Ganz erbost war er. Meine Rebekka ist ein tüchtiges Mädchen und eine ausgezeichnete Köchin. Ich hatte gehofft, wir könnten zusammen den Dienst beim Captain versehen. Doch davon wollte er nichts wissen; er schimpfte, dass Weiberwirtschaft im Haus nur Unfrieden bringe, so dass die Sache ziemlich verfahren war, als die afrikanische Dame auftauchte und Sittaford House für den Winter zu mieten wünschte. Der Captain ging darauf ein, und ich erschien jeden Morgen hier zum Dienst. Ich will Ihnen nicht verhehlen, Sir, dass ich damit rechnete, der Herr würde anderen Sinnes werden und im Frühling die Rebekka und mich mit nach Sittaford nehmen. Mein Gott, er hätte ihre Anwesenheit ja gar nicht gespürt! Ihr Reich wäre schließlich vor allem die Küche gewesen.»
    «Haben Sie eine Ahnung, Evans, weshalb er sich so ablehnend Frauen gegenüber verhielt?»
    «Ach, da steckte nichts Ernstliches dahinter, Sir. Eine Schrulle. Ich habe mehr Herren kennen gelernt, die so dachten wie er. Wenn ich meine ehrliche Meinung sagen soll, so muss ich bekennen, dass ich es für eine gewisse Scheu halte. Irgendeine junge Dame, der Sie als junger Mann zugetan sind, lässt Sie abblitzen – und diese Erinnerung schleppen Sie dann Ihr Leben lang mit sich herum.»
    «Wissen Sie Bescheid über die Verwandtschaft des Captains?»
    «Ich glaube, eine Schwester von ihm lebt in Exeter, Sir. Außerdem erwähnte er mal einen Neffen oder mehrere Neffen.»
    «Und keiner von denen ließ sich je bei ihm
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