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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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nichts einfiel.
    Es war einfach nicht fair. Dazu verdonnert, in der Pension zu bleiben. Kaserniert. Kaltgestellt. Ich leckte mir noch die Wunden, als ich wenige Stunden später einen weiteren Anruf von Gerry Burnside bekam.
    »Es ist etwas Wichtiges vorgefallen. Ich richte einen Führungsstab in Edinburgh ein, und Sie haben von diesem Moment an einen neuen Auftrag. Es ist ein Eilpaket an Sie unterwegs. Lesen Sie das Material gewissenhaft und prägen Sie sich alles ein.« Er legte auf.
    Handelte es sich bei diesem neuen Auftrag nun um eine Beförderung, eine Herabstufung oder einfach nur um eine Versetzung auf gleicher Ebene?
    Ich würde es bald wissen. Als ich mir am nächsten Morgen mein üppiges schottisches Frühstück schmecken ließ, trat Hilda Galbraith an meinen Tisch.
    »Das hier ist mit der Post gekommen.« Sie legte ein Päckchen in Buchformat neben die Teekanne. Gewissenhaft lesen und einprägen, hatte Gerry gesagt. Ich goss mir Milch über den Porridge. Eilzustellung hieß, die Sache war brandheiß, doch ich dachte nicht daran, die Sendung hier zu öffnen. Ganz bestimmt war es keine erbauliche Freizeitlektüre. Beim Anblick dieses scheinbar so unschuldigen Päckchens schwante mir einfach nichts Gutes. Ob ich mir Porridge auf den Teller löffelte oder mir einen Toast mit Butter und Orangenmarmelade bestrich, ich konnte seine unheilvolle Gegenwart das ganze Frühstück hindurch nicht vergessen.
    Während ich meinen Tee trank, versuchte ich mich mit der Tageszeitung abzulenken. Über die Strandleiche wurde immer noch berichtet, auch wenn sie inzwischen in einen kleinen Artikel auf Seite sechs verbannt war.
    Irgendwann konnte ich meine Post nicht länger warten lassen. Ich faltete die Zeitung zusammen und begab mich in mein Zimmer, um mich dort Gerry Burnsides Informationen zu widmen.
    Vor dem Frühstück hatte die Sonne noch ihre Strahlen durch mein Fenster geworfen. Jetzt wirkte der Raum trostlos und öde. Die Sonne drang nur mühsam durch eine dichte Wolkendecke, unter der Strand und Meer zu einem grauen Einerlei verschmolzen, aus dem die Molen wie schwarze Wirbel aufragten.
    »Ist sowieso nicht gerade ein idealer Tag für einen Spaziergang auf der Promenade«, tröstete ich mich über das strikte Ausgehverbot hinweg.
    Um neben dem Schaden auch noch für den Spott zu sorgen, nahm sich Gorgonzola genau die Freiheit, die ich nicht hatte. Mit einem Blick, der zu sagen schien: »Also, ich erkunde dann mal die Gegend«, zwängte sie sich geschickt durch den Spalt des Schiebefensters und sprang auf das Flachdach des Speisezimmeranbaus, von wo aus sie über einen Fliederbaum leichten Zugang zum Rasen des kleinen Vorgartens hatte.
    Auf dem Rückweg würde sie sich die Kletterpartie sparen können, denn ein klagendes Miau an der Küchentür der Galbraiths genügte zweifellos, um sich Eintritt zu verschaffen und außerdem einen vollen Fressteller vorzufinden. Der Eigentümer einer Pension in der Nachbarschaft, in der Gorgonzola und ich bei einer früheren verdeckten Fahndung zu Gast gewesen waren, hatte ihnen nämlich erzählt, sie sei eine von diesen seltenen Künstlerkatzen. Seitdem hoffte das Ehepaar, Gorgonzola könnte auf ihrem Weg nach oben einen Abstecher machen und ihnen die großzügige Bewirtung mit einem ihrer Katzengemälde danken. Zu diesem Zweck hatte Tom Galbraith neben dem Kühlschrank ein Stück Wand freigeräumt, über dem Sockel ein großes Stück Zeichenpapier angeklebt und darunter eine einladende Reihe Alubehälter für Außerhausgerichte mit einer bunten Palette Acrylfarben aufgestellt. Ich brachte es nicht über mich, ihm zu erklären, dass Gorgonzola nur dann zur Künstlerin wurde, wenn sie durch ein traumatisches Ereignis in ihrer kleinen Welt zutiefst verstört war. Bei unserem früheren Besuch hatte meine Einweisung ins Krankenhaus und daraus folgende plötzliche Abwesenheit zwei beachtliche abstrakte Gemälde hervorgebracht, die der Eigentümer der Pension für eine stattliche Summe bei eBay verhökert hatte.
    Ich riss das Päckchen auf, zog das Buch heraus und starrte es verwirrt an. Butler und Hausverwalter von Steven M. Ferry, Untertitel: Profis im 21. Jahrhundert . Ein wenig beklommen sah ich mir das Inhaltsverzeichnis an: Butler-Etikette; Gästebetreuung; Der Butler im 21. Jahrhundert; Der Butler als Hausdiener. Drei Abschnitte waren gelb markiert: Kapitel sieben, Hausdiener – der Gentleman des Gentleman , wobei die letzteren beiden Substantive gestrichen und jeweils durch
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