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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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Jagen, Fischen und Schießen in den Fußstapfen der Queen Mother im Castle of Mey?«
    »Ach was. Sie müssen übers Meer. Ich geb Ihnen einen Tipp.« Er summte die ersten Takte von The Road to the Isles .
    Ich stöhnte genervt. Diese »Gehirntraining«-Obsession! Trainiert wurde natürlich das Gehirn der anderen, nicht seins. »Dieser Hinweis kann sich auf sämtliche schottischen Inseln an der Westküste beziehen.« Ich schob den Finger unter die gummierte Lasche des Briefumschlags und riss ihn auf. »Es ist Skye, hab ich Recht? Ich soll mit Gorgonzola nach Skye?«
    Sollte ich nicht. Vielmehr ging unser Flug nach Islay, der südlichsten der zu den Inneren Hebriden gehörenden Inseln.
    »Ist das nicht ein bisschen weit ab vom Schuss für ein Society Girl wie Gabrielle?« Irgendwie konnte ich mir nicht recht vorstellen, wie eine Schickeria-Vertreterin ihrer Couleur auf der Rehpirsch über die Heide stapft oder im Regen steht, um einen Steinadler in den warmen Luftströmungen emporsteigen zu sehen, während ihr der Mascara die Wangen herunterläuft. Nein, mit viel Fantasie konnte ich sie mir in einem Barbourcoat, einer Herren-Tweedmütze zur modischen Hose auf dem Weg ins Restaurant – zum Wild-Menü – vorstellen.
    »Sie mutmaßen schon wieder, Deborah. Vom schottischen Festland ist Islay mit dem Flugzeug nur eine Stunde, mit der Fähre nur drei Stunden entfernt, und nach Irland sind es ganze dreißig Kilometer, die Insel ist also keineswegs abgelegen. Für das Anwesen, in dem die junge Dame logiert, für ihr kleines Versteck, gilt das allerdings schon: Es liegt abgeschieden an der Südostküste, und Wanderer oder allzu Neugierige werden mit Verbotsschildern abgeschreckt: Achtung: Widerrechtliches Betreten wird strafrechtlich verfolgt – nicht ganz auf der Höhe der heutigen Rechtslage, aber für die meisten Leute recht wirkungsvoll. Wieso hat sie sich dieses Ziel ausgesucht? Was hat sie auf Allt an Damh , am Hirschbach, zu suchen? Das rauszufinden ist Ihre Aufgabe.«
    Einem riesigen Fragezeichen entwuchsen zwei Stielaugen und ein Ohr. Ich stand auf. »Vielleicht will sie ihren eigenen Wildledermantel schießen.«
    Ein Lächeln blieb aus. »Seien Sie gewarnt, Deborah. Moran ist äußerst skrupellos, wenn irgendjemand seinen Plänen in die Quere kommt oder er glaubt, seine Tarnung sei aufgeflogen. Aus diesem Grunde haben Sie die strikte Anweisung, in dem Moment, in dem Moran sich Robillard zugesellt, unter irgendeinem Vorwand das Anwesen zu verlassen und uns aus der nächstbesten Telefonzelle eine verschlüsselte Nachricht zukommen zu lassen.«
    »Telefonzelle?«, fragte ich. »Aber ich hab doch wohl –«
    »Sie werden kein Handy, keinen Laptop oder sonst irgendwas bei sich haben, was auf geheime Kommunikationsmöglichkeiten schließen lässt. In dieser verlassenen Gegend sind solche Geräte so gut wie unbrauchbar – und daher verdächtig. Falls irgendetwas dergleichen in Ihrem Besitz gefunden würde, wäre das für jemanden, der so nervös ist wie Moran, ein Alarmsignal. Sobald Sie uns über Morans Ankunft informiert haben, müssen Sie sofort untertauchen, bis Sie in ein Flugzeug oder eine Fähre steigen können.«
    »Verstanden«, sagte ich.
    Allerdings ist es ganz und gar nicht dasselbe, in einer Großstadt in der Menge zu verschwinden oder aber auf einer mit dreitausend Einwohnern nur dünn besiedelten Insel, auf der es die wenigen Straßen und weiten, baumlosen Ebenen dem Jäger erleichtern, seine Beute aufzuspüren.
    Als ich schließlich in die Pension zurückkehrte, war es schon fast dunkel. Ich stand am Fenster und blickte über die See zur Küste von Fife hinüber. In diesem unwirklichen Dämmerlicht zwischen Tag und Nacht verschmolzen Himmel und Meer zu einem schimmernden, warmen Blau. Es war Ebbe und das Wasser bis hinter die Mole zurückgetreten, so dass ein breiter Streifen nasser Sand wie flüssiges Silber glitzerte. In den zurückgebliebenen seichten Lachen spiegelte sich das rote Hemd eines Jungen, der am Wasser entlanglief. Friedlich. Unkompliziert. Unverdorben. Eine vollkommen andere Welt als die von Gabrielle Robillard und Louis Moran, die ich in nur drei Tagen betreten sollte.
    Mit Rücksicht auf den Steuerzahler nahm ich den Bus ins Hafenviertel von Edinburgh. The Vaults erwies sich als ein sehr altes, vierstöckiges Gebäude aus handgeformtem grauem Sandstein inmitten eines von einer hohen Mauer eingefassten Innenhofs. Eine Steintreppe führte zum Eingangsportal hinauf. Ich hatte mit düsteren
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