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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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Verwunderung fand ich eine Low Road und eine High Road, die parallel zueinander verliefen. Ich entschied mich für die Low Road, die auch als A846 verzeichnet war.
    »You’ll take the High Road and I’ll take the Low Road …« Während ich den Refrain von The Bonnie Banks of Loch Lomond summte, fuhr ich Richtung Port Ellen. Die offene Straße führte schnurgerade über das flache Torfmoor zu einer niedrigen Hügelkette am Horizont. Für die nächsten fünf Kilometer sah ich nichts weiter als braunes Riedgras, gelegentliche Büschel struppiges Gebüsch, eine Handvoll Bauernhäuser und hin und wieder ein Auto.
    Port Ellen war einer der zwei Fährhäfen der Insel. Ich hatte mit einer urbanen Anlage, mit Lagerhäusern und Kais gerechnet und war überrascht, als ich sah, dass es sich bei der Anlegestelle der Fähre um einen schlichten Metallpier auf einer kleinen Halbinsel handelte, die in eine hübsche Sandbucht mündete. Ganz im Westen thronte ein quadratischer weißer Leuchtturm. Cottages, Leuchtturm, Felder, Himmel und Meer verbanden sich zu den typischen Farben von Islay – Weiß, Blau und Smaragdgrün.
    Ich wäre gern ein wenig geblieben, doch ein nachdrückliches Miau vom Beifahrersitz erinnerte mich daran, dass Mieze in zwanzig Minuten mit ihrer Befreiung rechnete. Vom ungeduldigen Grollen aus der Katzenbox zur Eile angetrieben, schritt ich an den malerischen, pagodenförmigen Schornsteinen der drei berühmten Whiskybrennereien Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg vorbei, auf die ich nur jeweils einen flüchtigen Seitenblick werfen konnte.
    Die Straße verwandelte sich schon bald in einen unbefestigten, holprigen Weg. Als ich nach einigen weiteren Kilometern um eine Kurve bog, ragten vor mir zwei steinerne Pfosten mit einem Eisentor und einem frisch gestrichenen Holzschild auf. Mein Reiseziel.
    Allt an Damh
    Privatgrundstück. Betreten unter Strafe verboten.
    Nun hatte ich ein Problem. Ich war über das Tor und die Gegensprechanlage unterrichtet worden, allerdings nicht über die Überwachungskamera, die an der Innenseite des Tors an einem Pfosten befestigt war. Nach meinem ursprünglichen Plan hätte ich Gorgonzola in mein Quartier in der Gärtnerhütte geschmuggelt, und für den Fall, dass sie dort hinterher jemand entdecken sollte, hatte ich mir eine Geschichte zurechtgelegt – ich hätte einer streunenden Katze (Gorgonzola ist zwar eine rote Perserkatze, aber mit einem schäbig struppigen Fell geschlagen) Asyl gewährt. »Nach meiner beträchtlichen Erfahrung mit Landsitzen«, würde ich erklären, »ist eine Katze unverzichtbar. Sie wissen schon, wegen der Gefahr von Ungeziefer.«
    Die Überwachungskamera war so ausgerichtet, dass sie den gesamten Torbereich aufnahm. Sie würde auch meinen Korb auf dem Beifahrersitz festhalten – eigentlich unverdächtig, doch ich wollte keine überflüssigen Fragen provozieren.
    »Wir haben ein kleines Problem, Gorgonzola«, murmelte ich. »Du musst jetzt in Deckung gehen, ein bisschen früher als geplant. Wir sollten unseren Einsatz nicht unnötig gefährden.«
    Damit beugte ich mich nach hinten, nahm meine Jacke vom Rücksitz, warf sie über den Weidenkorb und überhörte geflissentlich ein erstauntes Kreischen.
    »Dienst ist Dienst, Gorgonzola«, zischte ich und war einigermaßen zuversichtlich, dass ihre Ausbildung sie an weiteren Protesten hindern würde.
    Auch die Positionierung der Gegensprechanlage war strategisch durchdacht: Der Fahrer oder Beifahrer musste aussteigen, um sein Anliegen vorzubringen. Also verließ ich den Wagen und nannte den Zweck meines Kommens. »Elizabeth Dorward. Als Butlerin engagiert.«
    Offenbar hörte jemand zu. Das doppelflügelige Tor schwang geräuschlos auf. Ich manövrierte den Wagen über eine Reihe Rüttelschwellen. Im Flüsterton schlossen sich die Flügel hinter mir, während ich langsam über den Kiesbelag einer von Bäumen gesäumten Auffahrt knirschte. Ein reicher Eigentümer des Anwesens musste diese Buchen vor ein, zwei Generationen gepflanzt haben, um dem Lebensstil der großen Herrensitze auf dem Festland nachzueifern. Als ich mich durch diesen grünen Tunnel bewegte, brach die Sonne durch die verschlungenen Zweige und flackerte auf meiner Windschutzscheibe. Die langen Schatten der Bäume erinnerten mich an Gefängnisgitter und machten mir bewusst, wie schwierig es sein würde, von hier wegzukommen, falls etwas schiefging.
    Durch das Geäst hindurch erhaschte ich einen ersten Blick auf Allt an Damh . Helles Licht, das in den
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