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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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mussten. Die kleine Katze fand es als Erste, und so kam sie zu ihrem Namen. Ich erkannte, wie wertvoll eine Spürkatze bei der verdeckten Ermittlung sein kann, und bildete sie zusammen mit den Hunden aus. Seitdem bilden wir beide ein Undercover-Team.
    Ich öffnete das Fenster einen Spaltbreit, und die feuchtkalte Luft blies Gorgonzola ins struppige Fell. Mit einem empörten Miauen sprang sie von dem breiten Fenstersitz, hechtete zum Bett und wühlte sich unter die Decke.
    »Ich könnte dir eigentlich Gesellschaft leisten, Gorgonzola«, murmelte ich.
    Ich hatte mich schon halb umgewandt, als ich sah, dass sich am Strand etwas bewegte. Es war jemand dort draußen. Für einen Moment lichtete sich der Nebel ein wenig. Es war der Mann mit dem Metalldetektor … und auch wenn ich es in dem Moment noch nicht wusste, war dies der Auftakt zu meinem nächsten Einsatz.
    Die grausige Entdeckung der Leiche und die Polizeiarbeit, die sie nach sich zog – es handelte sich offenbar nicht um einen natürlichen Tod –, sollten für den Rest der Woche das einzig Aufregende bleiben, so dass ich reichlich Gelegenheit hatte, über eventuelle Motive für einen Mord und die Wahl der Stelle zu grübeln, an der das Opfer vergraben worden war. Zeitungen, Radio und Fernsehen überboten sich gegenseitig mit endlosen Vor-Ort-Reportagen, Interviews mit Pete Hudson, dem fassungslosen Finder der Leiche, und Kommentaren von jedem Hinz und Kunz, der auch nur das Geringste mit Portobello zu tun hatte – oder auch nicht.
    Von mir bekamen sie kein Statement. Als Hudson die Tote entdeckte, war ich in den Nebel verschwunden und hatte ihm nur noch zugerufen: »Bleiben Sie hier, die Polizeiwache ist ganz in der Nähe.«
    Natürlich bin ich nicht, wie versprochen, zur Polizei gegangen. Als verdeckte Ermittlerin lag es eher nicht in meinem Interesse, dass mein Gesicht oder mein Name auf jedem Frühstückstisch neben den Cornflakes landete, doch sehr zum Leidwesen Ihrer Majestät Zoll- und Finanzamt sicherte ich mir ausgerechnet durch mein Untertauchen für den folgenden Morgen einen Platz auf den Titelseiten:
    LEICHENFUND AM STRAND VON PORTOBELLO
POLIZEI SUCHT ZEUGIN
    Ich hatte wohl die Sensationsgier der Medien unterschätzt. Jeden Tag aufs Neue zermarterten sich die Reporter der Revolverblätter den Kopf über die »mysteriöse« Frau. Der einzige Trost war für mich die irreführende Personenbeschreibung, die Hudson ihnen lieferte – kurzes braunes Haar, blaue Augen, sehr groß, über eins fünfundachtzig. Vollkommen daneben. Außer der Haarfarbe gab es nichts, was die geheimnisvolle Dame mit DJ Smith verband. Ich habe braune Augen und bin ganz gewöhnliche eins siebzig.
    In den Augen meiner Behörde zählte allerdings nur, dass ich, eine verdeckte Zollfahnderin, Aufmerksamkeit erregt hatte. Eine Todsünde in ihren Augen, ein unverzeihlicher Fehler.
    » Under cover, nicht auf dem Cover, Deborah«, lautete im Kern die Botschaft, die ich an diesem Abend in einem verschlüsselten Handy-Gespräch von meinem Abteilungsleiter und Vorgesetzten zu hören bekam. »Ihr Foto darf unter gar keinen Umständen in irgendeiner Zeitung erscheinen. Sie haben die strikte Anweisung, sich von der Öffentlichkeit fernzuhalten.«
    »Aber soll ich trotzdem mit der nächtlichen Observation weitermachen?«
    »Vergessen Sie die Observation, Deborah, die wird jemand anders übernehmen. Das ist äußerst wichtig. Egal, wie verlockend es sein mag, interessante Vorgänge am Strand zu verfolgen, Sie werden nicht auf der Promenade spazieren gehen, Sie werden überhaupt nirgends hingehen. Haben Sie verstanden, Deborah?«
    Nach diesem Rüffel verschaffte mir Gorgonzolas unerlässliche Fellpflege die ideale Gelegenheit, um ein wenig zu maulen und zu motzen.
    »Vollkommen ungerecht, was, Mieze?« Ich strich behutsam durch ihr dichtes, stellenweise struppiges Haarkleid, während sie auf meinen Knien saß und leise schnurrte.
    Ein Ohr vollführte einen Neunzig-Grad-Schwenk, um meinen Ausführungen zu lauschen.
    »Wie konnte ich ahnen, dass an der Mole eine Leiche vergraben ist? Und dass sie durch den Sturm fast an die Oberfläche gespült wird?«
    Ich legte das Zucken ihres Ohrs als eindeutige Bekräftigung aus.
    »Und bin ich etwa stehen geblieben und habe gewartet, bis die Presse und die Fernsehkameras eintreffen? Nein! Ich hab mich davongemacht. Was hätte ich denn bitte schön noch tun sollen, Mieze?«
    Sie kratzte sich mit der Pfote am Ohr, um zu zeigen, dass auch ihr beim besten Willen
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