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Das Geheimnis von Islay Island

Das Geheimnis von Islay Island

Titel: Das Geheimnis von Islay Island
Autoren: Morna Helen; Mulgray Mulgray
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du lieber Handschellen statt Armreifen tragen? Jetzt hör mir gut zu. Als ich noch mal zur Wohnung rauf bin, um dir zum tausendsten Mal deine Handtasche hinterherzuschleppen, hat mir die Frau am Empfang gesagt, ein Freund hätte von Islay aus angerufen und sich erkundigt, ob ich schon eingetroffen wäre. Und das, meine teuerste Gabrielle, bedeutet, irgendjemand weiß, dass Sir Thomas nicht bei dem Brand in der Lagerhalle umgekommen ist, und hat meine Spur bis zu The Vaults verfolgt.«
    Ein spitzer Schrei, ein klatschender Laut.
    »Halt den Mund. Ein hysterischer Anfall von dir hat mir gerade noch gefehlt. Ich geh jetzt auf den Kai hoch und werfe die Schiffstaue runter. Bleib du in der Kabine.«
    Diese Erkundigung nach Sir Thomas zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt hatte definitiv nichts mit mir zu tun. Das konnte nur Attila gewesen sein. Zu guter Letzt hatte er also doch noch etwas unternommen. Leider nur schien das nun dazu zu führen, dass Louis Moran entwischte – und Agentin DJ Smith dabei draufging.
    Das Vibrieren im Schiffsrumpf ließ darauf schließen, dass Moran die Maschinen angeworfen hatte. Von meinem Versteck aus sah ich, wie die tanggrünen Steine des Kais hinter mir in der Dunkelheit verschwanden. Ohne Navigationslichter oder Kabinenbeleuchtung glitt das Boot aus dem Becken des Granton West Harbour, vom Ufer aus höchstens schemenhaft als dunkle Silhouette zu erkennen.

24
    S owie sich der Wellengang verstärkt bemerkbar machte, wusste ich, dass wir die Hafenmole umrundet hatten. Ich versuchte, mir einzureden, dass ich nur zitterte, weil mir der kalte Wind durch meine für die Witterung völlig ungeeigneten Kleider pfiff, doch ich wusste, dass es nicht nur das war.
    Ich hatte Zeit gehabt, meine Möglichkeiten abzuwägen. Und es gab nur drei: Ich konnte hier und jetzt über Bord springen, solange zumindest noch eine geringe Chance bestand, es schwimmend an die Küste zu schaffen; ich konnte einen Überraschungsangriff auf Moran unternehmen und hoffen, ihn zu überwältigen; ich konnte aber auch hier zwischen Reling und Schlauchboot eingezwängt bleiben, bis sie mich entdeckten.
    Bei realistischer Betrachtung hatten die ersten beiden Optionen nicht die geringste Aussicht auf Erfolg. Mit jeder Sekunde wich die Küste in weitere Ferne, und obwohl ich eine gute Schwimmerin bin, wäre ich längst unterkühlt, bevor ich an Land kam. Um Moran im Ruderhaus zu überwältigen, musste ich irgendwie lautlos, und ohne dass Gabrielle mich sah, über die Fässer kommen. Auch nicht sehr wahrscheinlich.
    Meine einzige realistische Chance auf Rettung – und auch damit stand es nicht besonders gut – war mein Wachtposten an der Küste. Adam wusste, dass ich an Bord war. Aber wenn er nun die Telefonnummer nicht richtig entziffern konnte? Und selbst wenn, würde er Attila davon überzeugen können, etwas zu unternehmen? Dem Hunnen sah es eher ähnlich, erst einmal Adams Personalie zu überprüfen, um festzustellen, wie er an die Telefonnummer und den Notfallcode gekommen war. Meine Hoffnung schwand dahin … und keimte wieder auf, als ich daran dachte, wie geistesgegenwärtig und einfallsreich Adam gewesen war, als er sich gegenüber Moran taubstumm stellte.
    In der Zwischenzeit würde ich allerdings nicht untätig herumhocken, auf den Ausgang von Möglichkeit Nummer drei warten und dabei riskieren, wie eine Ratte in der Falle umgebracht zu werden. Die Lichter von Fife lagen wie ein funkelndes bernsteinfarbenes Collier vor uns zwischen Himmel und Meer. Folglich erstreckten sich achtern Granton und Leith. In einer dunklen Nacht wie dieser konnte man bei klarer Sicht ein Licht, und sei es auch verhältnismäßig schwach, über Kilometer hinweg sehen. Ein blinkendes Licht hatte daher gute Aussichten, Aufmerksamkeit zu erregen.
    Ich kramte nach der Taschenlampe und drehte mich auf die Seite, das Gesicht zum Wasser. Ich hielt die Lampe durch die Stäbe der Reling und blinkte den Morsecode für SOS , das international vereinbarte Notsignal. Einmal … --- … zwei Mal … --- … insgesamt fünf Mal. Um deutlich zu machen, dass es sich dabei eindeutig um ein Signal handelte, zählte ich sechzig Sekunden ab und schickte die fünf SOS -Signale noch einmal. Als meine Muskeln ermüdeten, stützte ich den Arm mit der Taschenlampe, so gut es ging, auf dem anderen ab. Dann wiederholte ich die Blinksignale nach demselben Muster: Blinken … Pause … Blinken, immer und immer wieder.
    Wir waren gerade am Leuchtturm der Insel Inchkeith
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