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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors
Autoren: Lindsey Davis
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Antwort, Wasser zum Feuerlöschen zu spenden, nicht zutraf. Fusculus übernahm die Führung der Suche. Er glaubte, die Zisterne sei erbaut worden, um Schiffe mit Trinkwasser zu versorgen, als sie noch auf dem Fluss geankert hatten, bevor Portus erbaut wurde.
    Wir entzündeten Lampen. Im unheimlichen Flackerlicht war ein höhlenartiges Inneres zu sehen, unterteilt in fünf oder sechs hallende Becken. Virtus, der Amtsschreiber, hatte in den Verwaltungsunterlagen nachgeschaut. Sie bestätigten, dass Privatus und seine Firma um die Zeit von Diocles’ Verschwinden hier mit baulichen Reparaturarbeiten beauftragt worden waren.
    Wir lauschten eine Weile dem Tropfen und den huschenden Ratten, während wir auf den Taucher warteten. Der Taucher, der wusste, dass er keinen Bergungslohn zu erwarten hatte, ließ sich Zeit, aus Portus zu kommen. Aber es hatte ja auch keine Eile.
    Der Taucher traf ein. Aufgeblasen vor technischer Angeberei, versicherte er uns, dass Gewicht kein Problem sei. Er sei gewöhnt, Amphoren zu bergen, sollte er also eine Leiche finden, würde er keine Hilfe benötigen, sie nach oben zu bringen. Er prahlte damit, bei seiner Arbeit keine Angst zu kennen. Wir widersprachen ihm nicht. Als er, nachdem er zwei Stunden herumgeschwommen und mehrere Becken abgesucht hatte, mit einem entsetzten Kreischen aus dem Wasser hochschoss, blieben die Vigiles – die gewusst hatten, was dort zu erwarten war – nachsichtig. Jemand nahm ihn sofort mit, um ihm einen ordentlichen Becher Wein einzuflößen.
    Da wir nun wussten, wo er war, übernahmen die Vigiles den Rest. Beton ist ein phantastisches Material; es wird unter Wasser hart. Trotz des großen Klumpens, mit dem die Leiche beschwert war, bargen die Vigiles sie und brachten die Überreste am späten Nachmittag hinaus.
    Sie legten das, was von Diocles übrig war, auf eine alte Espartomatte am Straßenrand. Er musste seit seinem Verschwinden unter Wasser gelegen haben. Er war bis zur Unkenntlichkeit aufgedunsen. Jetzt würde ich nie erfahren, wie er ausgesehen hatte, als er noch lebte. Aber wir waren sicher, dass er es war.
    Der Scriptor hatte noch seinen eigenen Dolch in der dazugehörigen Scheide. Holconius würde später gebeten werden, die Leiche zu identifizieren. Es ließ sich nicht feststellen, wie Diocles ermordet worden war, aber Fusculus war sicher, dass Lemnus aus Paphos von den Vigiles überredet werden konnte, die Einzelheiten preiszugeben. Dass man dem Baulöwen Privatus etwas anhängen konnte, bezweifelte ich. Er wäre dämlich gewesen, Diocles mit eigenen Händen zu ermorden. Korporationspräsidenten benutzen andere Leute, um ihre schmutzige Arbeit zu erledigen – und die Schuld auf sich zu nehmen. Trotzdem konnte ihm Rubella kurzfristig das Leben schwermachen, und der Bericht würde in den Akten bleiben – eine jener Akten, die Kohorten jedes Mal weitergaben, wenn eine neue Abordnung zur Übernahme kam.
    Es gab das übliche Getue, das übliche endlose Herumstehen, während sich Männer über Theorien stritten, was passiert sein könnte. Schließlich wurde die Leiche in die Kaserne gekarrt, die Vigiles gingen sich waschen, der Taucher verschwand. Ich saß allein vor der Caupona und trank traurig auf das Wohl des Scriptors.
    Als ich bei meinem zweiten Becher war, kam Petronius Longus die Seitenstraße herunter. Er hielt den kleinen Zeno an der Hand. Petronius nickte mir zu, ging jedoch schweigend vorbei. Am Eingang der Kaserne blieb Petronius stehen. Ich hörte ihn ein paar beruhigende Worte sagen. Dann führte er den Jungen hinein. Zeno ging mürrisch, aber in resignierter Haltung mit. Er war es gewohnt, dass man ihm sagte, was er zu tun hatte. Jemand hier würde ihn mit gutem Zureden zur Mitarbeit bringen. Wenn man ihn richtig behandelte, würde Zeno den Vigiles Namen nennen und Vorkommnisse schildern. Vielleicht später, wenn er sich als genügend hilfreich erwiesen hatte, würde jemand die Freundlichkeit haben, seine Mutter freizulassen.
    Ich erwartete Petronius, als er kurz danach auf die Straße zurückkehrte. Ich wusste, dass er Zeno nicht selbst in die Mangel nehmen würde. Er fand keinen Geschmack daran, Kinder zu verhören.
    Er setzte sich neben mich. Ich hatte bereits einen zweiten Becher geholt und schenkte ihm Wein aus meinem Krug ein. Wir sprachen kurz über die Situation. Er fragte mich nach Fulvius. Ich erwiderte ehrlich, dass ich Fulvius’ Behauptung, als Agent für die Marine zu arbeiten, überzeugend fand, aber dass es mich nicht
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