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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman
Autoren: Annette John
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sich bei Bumbum. Aber es half nichts. Die Alte hatte ihr die geheimnisvollen Worte eingetrichtert. Sie breiteten sich in Lulus Gehirn aus, machten ihr Kopfschmerzen, klebten sich an alle Gedanken. Egal, was sie tat, ob sie die Tiere fütterte, den Garten goss, mit Bumbum Kuchenbacken in den feuchten Beeten spielte, sie tat es im Rhythmus der Worte s even af seven af seven und schlug siebenmal auf das umgedrehte Sandeimerchen.
    Am Nachmittag ließ sich eine Schar Krähen in den Bäumen ums Haus herum nieder. Sie krakeelten eine Weile, als führten sie eine heftige Diskussion miteinander, und flogen wieder davon. Doch eine blieb.
    »Corina!« Lulu rannte in den Hof und reckte lockend einen Arm in die Höhe. Corina kam angeflogen und setzte sich auf ihre Hand.
    Sie blieb den ganzen Nachmittag, ließ sich das Haus zeigen und mit Leckerbissen verwöhnen. Kekse mochte sie gerne, besonders die mit dem glänzenden Gelee-Klecks in der Mitte. Das brachte Lulu auf die Idee, der Krähe ihren größten Schatz zu zeigen, ihre Glitzerperlen, und sie breitete sie im Wintergarten auf dem Boden aus. Bumbum war selig. Normalerweise durfte er die Perlen nicht anrühren, er war noch zu klein, um sorgsam damit umzugehen. Aber heute war ein Tag, um Ausnahmen zu machen.
    Seit Corina gekommen war, ging es Lulu besser. Sie wurde ruhiger, die fremden Worte drehten sich nicht mehr unaufhörlich in ihrem Kopf und waren trotzdem noch da, auf Abruf sozusagen. Sie saß entspannt auf dem Boden, ließ sich von Bumbum alle roten Perlen reichen und fädelte sie für ihn zu einer Kette auf. Hin und wieder hielt sie inne und beobachtete Corina. Auch die Krähe war fasziniert von den Glitzerdingern. Sie nahm sie in den Schnabel, hielt sie ins Licht, häufte sie zu kleinen Hügeln auf, stieß sie mit dem Füßchen an, dass sie über den Boden kullerten, und hüpfte begeistert hinterher, um sie wieder einzusammeln.
    Irgendwann kam Rafaela herunter. Es ging ihr immer noch nicht gut, sie war furchtbar blass, ihre Haare waren fettig und sie roch unangenehm. Mit Leidensmiene sank sie aufs Sofa und zuckte jedes Mal schmerzhaft zusammen, wenn Corina glücklich krächzte, obwohl sie es nur sehr leise tat. Sie war ein rücksichtsvoller Vogel.
    »Wart nur ab, was Mama sagt, wenn sie merkt, dass du noch ein weiteres Tier ins Haus gebracht hast«, sagte Rafaela.
    »Wart nur ab, was Mama sagt, wenn sie merkt, dass kein Wein mehr da ist«, sagte Lulu. Aber gleich bereute sie ihre Bemerkung, denn Rafaela schluchzte auf und vergrub ihr Gesicht im Paradekissen.
    »Ich kann Wasser in die leeren Flaschen füllen«, bot Lulu an.
    »Das nutzt doch nichts!«, heulte Rafaela. »Mama bringt mich um!«
    Na ja, vermutlich schon, dachte Lulu. Rafaela tat ihr leid, doch helfen konnte sie ihr nicht. Außerdem hatte sie ihre eigenen Sorgen.
    Gegen Abend kam Corinas Schwarm angeflogen, um sie abzuholen. Lulu schenkte ihr eine gelbe Perle zum Abschied.
    Alle gingen früh zu Bett.
    Am nächsten Morgen zogen köstliche Düfte nach Kuchen und frischen Rosinenbrötchen durchs Haus. Offenbar ging es Rafaela besser, und sie hatte sich vorgenommen, ihre Mutter durch ein Festessen versöhnlich zu stimmen. Kein schlechter Gedanke. Pech war allerdings, dass nach Graviatas unumstößlicher Meinung zu einem Festessen auch ein guter Wein gehörte. Lulu ging in die Küche, um zu fragen, ob sie helfen könne, doch ihre Schwester tat ganz fürchterlich gehetzt und lehnte jede Hilfe ab.
    »Geh mir nicht auf die Nerven. Mach sauber und kümmere dich um Bumbum!«, blaffte sie. Dann brach sie in Tränen aus, weil ihr Napfkuchen in der Form kleben blieb, sich partout nicht auf ein Kuchengitter stürzen lassen wollte und zerbrach.
    Auch gut, dachte Lulu. Sie nahm sich einen Krug Milch, stibitzte zwei Rosinenbrötchen und picknickte mit Bumbum in ihrem Bett. Bumbum war ein wählerischer Esser. Rosinen mochte er nicht besonders. Er pulte sie aus seinem Brötchen und stopfte sie unter Lulus Kopfkissen. Lulu ließ sie dort. Sie waren ein guter Notvorrat für schlaflose Nächte. Danach räumte sie ein bisschen auf und brachte die Helferlein nach oben, damit diese die Schlaf- und Badezimmer putzen konnten. Sie badete mit Bumbum, zog ihm und sich selbst frische Sachen an, klatschte ihr Haar, so gut es ging, fest an den Kopf und machte mit Bumbum einen langen Spaziergang. Die Tiere begleiteten sie, sogar Murks kam mit. Und natürlich ein großer Teil der Gobblings.
    Sie spazierten zum Versammlungsplatz in der Mitte
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