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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman
Autoren: Annette John
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des Waldes. Corinas Käfig lag immer noch dort, wo Lulu ihn hingetreten hatte. Sie gab ihm noch mal einen Tritt und er rollte ein bisschen weiter. Bumbum, Murks und Sabber waren begeistert und so spielten sie ziemlich lange Käfigtreten. Als sie genug davon hatten, legten sie sich in den Schatten und ruhten aus. Lulu sagte ihren Text auf. Corina kam vorbei, hockte sich auf ihr zerbeultes Gefängnis und krächzte triumphierend. Bumbum schlief ein, Lulu kuschelte sich neben ihn und schloss die Augen. »Nur ganz kurz«, murmelte sie. »Nur um das Brennen aus den Augen zu vertreiben.«
    Da war eine Frau. Sie ging mit einem Kind an der Hand über ein rotes Feld. Das Kind sträubte sich. Es wollte nicht mit der Frau gehen. Doch sie hielt sein Handgelenk fest umklammert, zog es mit sich immer tiefer in das rote Feld hinein. »Wie schön es hier ist«, sagte sie und machte mit der freien Hand eine Geste weit über all das Rot. »Empfindest du nicht auch, Liebes, die tiefe Schönheit um dich herum?«
    Das Kind weinte.
    »Es muss dir doch eine große Befriedigung sein, zu all dem hier beizutragen, nicht wahr, Liebes?«
    Das Kind weinte lauter und herzzerreißender.
    »Aber, aber«, sagte die Frau begütigend. Sie zog ein Messer aus ihrem Gürtel, packte das Kind bei den Haaren, bog ihm den Kopf zurück und schnitt ihm den Hals durch. Blut rann in breiten Stömen aus der Wunde, versickerte in dem roten Feld. Die Frau sang ein Lied. Helle Töne zerschnitten den Gesang. Das rote Feld, die Frau, das blutende Kind, alles zerrann.
    Lulu erwachte stöhnend. Was für ein furchtbarer Traum. Was für ein furchtbarer, furchtbarer Traum. Bumbum patschte aufgeregt auf ihr herum, Captain Sabber stürzte bellend davon. Die hellen Töne erschallten wieder, Trompetentöne, Graviatas Lied. Sie kündigte sich immer auf diese Weise an. Lulu schüttelte sich wie ein nasser Hund, versuchte den Traum zu vertreiben. Lieber nie mehr schlafen, als solche Träume zu haben!
    Bumbum trippelte ungeduldig, er wollte, dass sie ihn an der Hand nahm und mit ihm Graviata entgegenlief.
    »Warte«, murmelte Lulu. Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und klopfte ihre Kleider aus. Vom Schlafen auf dem Waldboden waren sie zerknittert und voller Erde. Bumbum sah auch nicht besser aus. Sie reinigte sein Gesicht mit Spucke. Rafaela keuchte herbei, sie sah abgehetzt aus, hatte Mehl im Haar und Flecke auf dem Kleid.
    »Gerade fertig geworden«, japste sie. »Hatte keine Zeit mehr, zu baden und mich umzuziehen.«
    Die Trompete erschallte erneut, Hufgetrappel war zu hören, Sabbers glückliches Bellen, dann endlich erschien Graviata hoch zu Ross zwischen den Bäumen, ein Packpferd hinter sich. Jubelnd stürzten ihr die Kinder, die Gobblings und die Tiere entgegen. Graviata brach in Lachen aus, als die verdreckte Menagerie bei ihr angekommen war. Sie selbst war schön wie der Sommer, groß und üppig in ihrem roten Reitkostüm, die rabenschwarzen Haare kunstvoll verweht um den Kopf drapiert, am Sattelknauf die funkelnde Trompete.
    »Du lieber Himmel!«, rief sie in scheinbarer Verzweiflung. »Hat eure Mutter euch denn nicht beigebracht, wie man sich wäscht?«
    Sie sprang vom Pferd, nahm Bumbum hoch, umarmte ihre Töchter und ließ die Kinder aufsteigen. Wie die Orgelpfeifen saßen sie auf dem Gaul, Bumbum vorne, Lulu in der Mitte, Rafaela hinten. Ihre Mutter nahm die Zügel und führte sie, während der Captain sie selig umkreiste.
    »Schau, Mama«, rief Lulu und zeigte nach oben, »da fliegt Corina. Sie ist meine Freundin. Sie kommt mich manchmal besuchen. Du hast doch nichts dagegen, oder?«
    »Kommt drauf an, wie sie sich benimmt«, gab Graviata zurück. Sie drehte sich um und musterte ihr jüngere Tochter aufmerksam.
    »Sag mal, Lulu, fehlt dir was?«
    Lulu fühlte einen dicken Kloß im Hals, und die Tränen saßen ganz locker, doch sie schüttelte stumm den Kopf. Später. Sie wollte später mit Graviata reden, wenn sie alleine waren und wenn der furchtbare Traum nicht mehr auf ihr lastete wie ein dunkler Felsen. Graviata schaute sie noch einmal scharf an, fragte aber nicht nach.
    »Ich hab ein Festessen für dich gekocht«, sagte Rafaela. »Ganz allein, nur ich. Mit Kuchen und Braten und allem Drum und Dran, ganz ohne Lulus Hilfe.«
    »Sie hat gesagt, ich soll mich verpiss… verziehen«, stellte Lulu klar.
    »Wenn du keine Hilfe von Lulu wolltest, solltest du dich auch nicht beschweren, Schatz«, sagte Graviata.
    »Tu ich ja gar nicht, ich wollte nur, dass
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