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Das Geheimnis der Wunderkinder

Das Geheimnis der Wunderkinder

Titel: Das Geheimnis der Wunderkinder
Autoren: George O. Smith
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fragte: »Kitty, haben Sie die Verantwortung für den kleinen Jungen im Bett sechs drüben in 219?« und zur Antwort erhielt: »Nein, kümmern Sie sich denn nicht um ihn?« trabte Jimmy Holden bereits den Hügel hinauf zum Haus seiner Eltern.
    Eine weitere Stunde verging, während die beiden Krankenschwestern fieberhaft das Krankenhaus durchsuchten, in der Hoffnung, den Kleinen zu finden, bevor sein Verschwinden den Vorgesetzten bekannt wurde. Als sie schließlich aufgaben und andere Schwestern zu Hilfe riefen und berieten, was zu tun war, betrat Jimmy sein Heim.
    Es dauerte dann noch eine ganze Weile, bis die Wahrheit zur höchsten Stelle gelangte, und als der Generaldirektor des Krankenhauses sich endlich dazu zwang, Paul Brennan anzurufen, vernichtete Jimmy Holden die letzten Teile des Holdenschen Elektromechanischen Erziehers. Jimmy war sehr gründlich. Zerbrochenes Glas kam in den Mülleimer, verbogenes Metall wurde im Garten vergraben, Brennbares wurde verbrannt und alles übrige bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen.
    Es war später Nachmittag, bis Jimmy sich über seine nächsten Schritte im klaren war. Er verließ das Heim, in dem er aufgewachsen war, nachdem er ein letztesmal durch das Haus gewandert, dies und jenes berührt und Abschied genommen hatte. Er war überzeugt, daß er all diese Dinge niemals wiedersehen würde.
     

 
2.
     
    Stellen Sie sich vor, Sie wären Beamter am Fahrkartenschalter, sehen täglich von neun bis halb sechs alte und junge, fröhliche und griesgrämige Gesichter am Schalter, die Ihnen entweder Ortsnamen zubellen oder freundlich um eine Fahrkarte bitten, und dann erscheint eines Nachmittags, etwa gegen vier Uhr, ein Gesichtchen über dem Rand des Schalters, und ein sommersprossiger Junge lächelt Sie fröhlich an. Sie lächeln, und der Junge lächelt zurück. Unter seinen Habseligkeiten befindet sich ein kleiner Lederkoffer, und auf diesen hat er sich gestellt. Unter seinem Arm sind Comics geklemmt, in einer kleinen Faust hält er den Rest einer Candy-Stange und in der anderen die Leine eines Luftballons.
    »Nun, junger Mann, wo soll es hingehen? Paris? London? Oder vielleicht gar zum Mars?«
    »Nein, Sir«, antwortete die Piepsstimme. »Nach Roundtree.«
    »Roundtree? Ja, von der Stadt habe ich schon gehört«, erwidern Sie und blicken über seinen Kopf hinweg, aber da sind sonst keine Kunden, und so haben Sie nichts dagegen, sich mit dem Kleinen zu unterhalten. »Rückfahrkarte oder einfach?«
    »Einfach«, kommt rasch die Antwort.
    Das macht Sie nachdenklich. Der Kleine kichert nicht, schwatzt kein dummes Zeug, nein dieser kleine Mann weiß, was er will.
    »Wie alt bist du denn, junger Mann?«
    »Ich bin gestern fünf geworden.«
    »Und wie heißt du?«
    »James Holden.«
    Der Name sagt Ihnen gar nichts – weil Sie die Morgenzeitung nur wegen der Comic-Streifen, der Bridge-Spalte, der Kreuzworträtsel und des Tagesklatsches kaufen. Bei Unfallberichten sehen Sie sich nur das Foto an, lesen aber nicht die Namen der Betroffenen, so wissen Sie den Namen auch nicht, und außerdem haben Sie seit Mittag Ihren Platz hinter dem Schalter nicht verlassen, und zu dieser Zeit wurde Jimmy Holden noch nicht vermißt. Also geht die Unterhaltung weiter:
    »Du willst also nach Roundtree fahren?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Das kostet aber eine Menge Geld, kleiner Mister Holden.«
    »Jawohl, Sir.« Damit übergibt Ihnen der junge Mann einen Umschlag, auf dem mit Maschine geschrieben steht: An den Schalterbeamten, Midland Railroad.
    Etwas verwirrt öffnen Sie den Umschlag und finden darin eine zusammengefaltete Fünf-Dollar-Note und ein Blatt Papier, auf dem sie folgendes lesen:
     
    An den Schalterbeamten
    Midland Railroad
     
    Sehr geehrter Herr,
    hiermit stelle ich Ihnen meinen Sohn, James Holden vor. Zu seinem Geburtstag habe ich ihm eine Reise zu seinen Großeltern in Roundtree geschenkt, und um das Abenteuer vollkommen zu machen, wird er ganz allein reisen. Würden Sie bitte veranlassen, daß man ihn im Auge behält, jedoch nur eingreift, wenn er in Schwierigkeiten geraten sollte. Bitten Sie den Speisewagenkellner, dafür zu sorgen, daß der Junge etwas Solideres zum Dinner ißt als Candy-Stangen.
    Im übrigen soll er glauben, daß er diese Reise völlig selbständig macht.
    Mit freundlichem Gruß
    Louis Holden
    P.S. Teilen Sie bitte das Wechselgeld von diesen fünf Dollar als Trinkgelder unter sich aus. L. H.
     
    Und so blicken sie also wohlwollend auf den jungen Mister Holden, stempeln seine
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