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Das Geheimnis der Wunderkinder

Das Geheimnis der Wunderkinder

Titel: Das Geheimnis der Wunderkinder
Autoren: George O. Smith
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Fahrkarte und überreichen sie ihm mit einer großartigen Geste. Dann zeigen Sie ihm, wie er zu seinem Zug kommt, und sagen ihm, daß er sich in den dritten Eisenbahnwagen setzen soll. Als er davontrottet, heben Sie den Telefonhörer ab und rufen den Aufsichtsbeamten an, dann sprechen Sie mit dem Schaffner, und da Sie den Speisewagenkellner nicht persönlich erreichen können, bitten Sie den Schaffner, ihm Bescheid zu sagen.
    Dann teilen Sie das Wechselgeld. Von restlichen zweieinhalb Dollar nehmen Sie sich einen und denken dabei, daß Holden Senior ein Geizhals ist. Die verbleibenden eineinhalb Dollar stecken Sie in einen Umschlag und legen diesen für den Schaffner bereit. Er wird Holden senior für einen noch größeren Geizhals halten, und wenn er sich seinen Anteil genommen hat, dann wird der Speisewagenkellner wissen, daß Holden senior ein Geizhals ist. Aber …
    Und dann erscheint ein Gesicht vor Ihrem Schalterfenster und bellt einen Ortsnamen, und der Tag geht wie üblich weiter.
    Jimmy Holden ist längst fort, und mindestens einen Tag lang werden Sie nicht wissen, daß Sie durch einen Brief zum Narren gehalten wurden, den ein kleiner Junge mit einem bemerkenswerten Wortschatz mühselig auf der Maschine seines Vaters geschrieben hat.
     
    Jimmys Reise nach Roundtree verlief ohne Zwischenfälle. Es war alles ganz einfach, nachdem er den Schalterbeamten mit seinem gefälschten Brief und der Fünf-Dollar-Note aus der Kasse im Schreibtisch seines Vaters überlistet hatte. Es war zwar ein Fehler gewesen, nur fünf anstatt zehn Dollar einzulegen, aber auch ein größeres Trinkgeld hätte ihm keine bessere Fürsorge verschaffen können, denn die gesamte Zugbesatzung freute sich, auf den abenteuerlustigen Kleinen achtgeben zu dürfen.
    Jimmy hatte nur ein Problem. Der Zug hatte kaum den Bahnhof verlassen, als bereits jeder darin wußte, daß im Zug ein Fünfjähriger saß, der ganz allein reiste. Natürlich sollte er nicht belästigt werden, aber jeder wollte sich mit ihm unterhalten und wissen, wer er war.
    Jimmy ärgerte sich darüber und versuchte, sich in seine Comics zu vertiefen. Während der ersten fünfzig Meilen mußte er jedoch alle fünf Minuten höflich seinen Namen nennen und ständig Angebote von Süßigkeiten mit: »Mammi sagt, vor dem Essen darf ich nicht«, ablehnen.
    Als es Zeit zum Abendessen war, ließ Jimmy sich vom Schaffner zum Speisewagen bringen, da er wußte, daß er ohne dessen Hilfe die Türen nicht öffnen konnte.
    Der Speisewagenkellner legte ihm eine Speisekarte vor und fragte dann vorsichtig: »Wieviel Geld willst du denn ausgeben, junger Mann?«
    Jimmy hatte den Inhalt der Kasse seines Vaters an der Innenseite seines Hemdes festgesteckt, eine Fünf-Dollar-Note in einer Börse und etwas Kleingeld in der Hemdtasche. Nun zog er die Börse hervor, öffnete sie und zeigte dem Steward seine Fünf-Dollar-Note. Der Steward atmete erleichtert auf, er hatte schon befürchtet, Holden senior hätte dem Kleinen nur einen halben Dollar für das Essen zugebilligt.
    Jimmy betrachtete aufmerksam die Speisekarte für Kinder und deutete schließlich auf ein Gericht: Lammkotelett und Kartoffelpüree. Das Essen verlief danach ohne Zwischenfall, und Jimmy krönte sein Mahl mit Eiscreme.
    Als der Steward seine fünf Dollar wechselte, beobachtete Jimmy ihn sorgfältig und sagte dann: »Pappi sagt, daß ich Ihnen ein Trinkgeld geben muß. Wieviel?«
    Der Steward blickte auf ihn herunter und zerbrach sich den Kopf, wie er dem Kleinen erklären sollte, daß das übliche Speisewagen-Trinkgeld fünfzehn bis zwanzig Prozent der Rechnung betrug. Schließlich holte er einmal tief Luft und nahm sich einen Vierteldollar.
    So erreichte Jimmy Holden unbeschadet Roundtree und wurde fürsorglich aus dem Zug gesetzt. Als Jimmy dann den Bahnsteig von Roundtree hinunterging, trat hilfreich einer seiner Mitreisenden an seine Seite.
    »Wohin gehst du denn, junger Mann? Es holt dich sicher jemand ab?«
    »Nein, Sir«, antwortete Jimmy. »Ich soll mir ein Taxi nehmen.«
    »Wenn du willst, kannst du mit mir fahren.«
    »Wenn ich darf?«
    »Natürlich, komm nur.«
     
    Sein Großvater öffnete die Tür und blickte ihn überrascht an. »Na, so was, Jimmy! Was machst du denn hier? Wer hat dich …«
    »Kommt herein, kommt herein«, unterbrach Jimmys Großmutter. »Bleibt doch nicht an der Tür stehen!«
    Großvater schloß sorgsam die Tür, und Großmutter kniete nieder und schloß Jimmy liebevoll in ihre Arme. »Du armer Liebling.
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