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Das Geheimnis der Wunderkinder

Das Geheimnis der Wunderkinder

Titel: Das Geheimnis der Wunderkinder
Autoren: George O. Smith
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Patienten sich im Schlaf bewegte und stöhnte. Jimmy lehnte sich zurück und dachte über das, was geschehen war, nach. Die Leere, die dem Verlust seiner Eltern folgen würde, hatte noch nicht von ihm Besitz ergriffen. Sie waren fort, und diese Tatsache machte ihn unglücklich, aber er kannte noch nicht die wahre Bedeutung von Tod, Kummer und Verlust. Er dachte mit fast dem gleichen Gefühl von Trauer an das »Dschungelbuch«, das er nun nie lesen würde, und an das Spitz-Planetarium, das zusammen mit dem Buch und dem Atomenergiekasten verbrannt war. Und er hatte gehofft, letzteren dazu benutzen zu können, seinem Vater Unterricht in Radioaktivität zu entlocken. Er war jetzt alt genug, um das zu lernen … Lernen? Nein, nicht mehr, nun, da sein Vater und Mutter tot waren.
    Jetzt begann die Größe seines Verlusts ihm ein wenig bewußt zu werden, und in seiner Verlorenheit fing er bitterlich zu weinen an. Als er sich ausgeweint hatte, dachte er über seine Lage und Paul Brennan nach. Er stellte sich vor, wie er eines Tages Paul Brennan überführen und wie man ihn in Handschellen vor den Richter bringen würde. Dann überlegte er, was für Beweise er gegen Brennan vorlegen könnte.
    Nun, zunächst einmal waren da folgende Fragen: Warum hatte Paul Brennan das getan? Was hatte er zu gewinnen?
    Geld? Nun, er würde der Verwalter des Holdenschen Vermögens werden. Aber das war nicht genug, um Mord zu rechtfertigen. Rache? Wofür? Eifersucht? Haß? Neid?
    Nein, es gab nur ein Ding von wirklichem Wert: Was Paul Brennan zu gewinnen hoffte, war der Apparat, an dessen Vervollkommnung Jimmys Eltern so viele Jahre gearbeitet hatten – der Holdensche Elektromechanische Erzieher! Brennans Verlangen, dieses Gerät zu besitzen, war so groß, daß er dafür sogar mordete!
    Und mit seinem Verstand und seiner Intelligenz, die weit über seine Jahre hinausgingen, erkannte Jimmy Holden, daß er selbst immer noch in Gefahr war, denn nur wenn alle drei Holdens tot waren, konnte Paul Brennan die Maschine uneingeschränkt besitzen. Und nun wußte Jimmy auch, was er zu tun hatte. Mit einem einzigen Zerstörungsakt konnte er zugleich Paul Brennans Plan vereiteln und sein eigenes Leben sichern.
    In Jimmy Holdens Gehirn waren nämlich für immer von der Maschine selbst alle Details eingegraben, wie sie zu bauen war. Unfehlbar wußte er alle notwendigen Teile und würde sie auch so zusammensetzen können, daß die Maschine arbeitete.
    Wenn also das empfindliche Herz der Maschine seines Vaters völlig zerstört wäre, würde Paul Brennan außerordentlich an der Erhaltung des Lebens von James Quincy Holden interessiert sein.
    Jimmy betrachtete seine Lage. Physisch war er ein Fünfjähriger, gerade etwas über einen Meter groß und neunundreißig Pfund schwer. Einen großen Hammer konnte er nur mit beiden Händen fassen, ein Fünf-Pfund-Sack Zucker war eine schwere Last, und Türknäufe und Riegel stellten ein Problem dar. Elektrische Lichtschalter waren nur auf Zehenspitzen zu erreichen, denn selbstverständlich ist in der Welt der Erwachsenen alles zur Bequemlichkeit der Erwachsenen eingerichtet.
    Intellektuell war Jimmy Holden jedoch etwas anderes. Jimmys Eltern hatten sich zunächst nach einem soliden Schul-Lehrplan gerichtet und ihren jungen Sohn mit allen Wissensgrundlagen vertraut gemacht. Er las mühelos und besaß einen ausgezeichneten Wortschatz. Seine Kenntnisse in Geschichte, Geographie und Literatur waren gut, in Geometrie und Algebra kam er ausgezeichnet voran.
    Außerhalb dieses Lehrplans hatte sich Jimmy Holden noch eine ganze Menge anderer unwesentlicher Dinge verschiedenster Gebiete angeeignet. So hatte er zum Beispiel ein ganzes Bridge-Lehrbuch in sich aufgenommen, nur um mit seinen Eltern und Paul Brennan spielen zu können.
    In der Folge besaß James Holden also im Alter von fünf Jahren die Erziehung eines Jungen von etwa sechzehn.
    Er entkam aus dem Krankenhaus aus dem einfachen Grund, weil niemand auch nur auf den Gedanken gekommen wäre, daß ein Fünfjähriger es fertigbringen könnte, aus seinem Bettchen zu klettern, einen Schrank zu durchwühlen, sich anzuziehen und dann seelenruhig aus dem Hause zu gehen.
    Jimmy Holden wurde einige Stunden lang nicht vermißt. Als er ging, nahm er die kleine Kennkarte aus ihrem Rahmen am Fußende des Bettes mit und zerstörte dadurch die Verbindung zwischen Karte und Patient.
    Zu dem Zeitpunkt, als sich endlich eine überarbeitete Krankenschwester seiner erinnerte und eine Kollegin
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