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Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
Autoren: Rolf Dieckmann
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Vollbremsung machen musste, um das 390-PS-Gefährt zum Stehen zu bringen.
    Kopfschüttelnd fuhr er weiter. Eigentlich hatte er seiner Mutter, Donatella Medici, versprochen, vorbeizuschauen. Aber er verschob es auf morgen, denn seine Mutter konnte ziemlich anstrengend sein. Er liebte sie, aber manchmal musste er ihr auch gezielt aus dem Weg gehen. Nachdem sie seinen amerikanischen Vater kurz vor dessen Tod in Baltimore verlassen hatte und ins heimatliche Florenz zurückgekehrt war, waren ihre Betreuungsversuche noch intensiver geworden, ganz besonders in den Bemühungen, ihn endlich unter die Haube zu bringen.
    Robert musste grinsen.
    Ach, Mamma!
    So wenig Verständnis sie dafür hatte, dass ein gut aussehender und nicht gerade armer siebenunddreißig Jahre alter Mann immer noch nicht verheiratet war, so wenig hatte sie gleichzeitig dafür übrig, dass ein solcher Mann sein Geld damit verdiente, Spiele für Erwachsene und Kinder zu erfinden. Ein Mann, der ein Mathematikgenie war und der einen Job als Dechiffrierer bei der NSA in Maryland gehabt hatte. Und jetzt Spieleerfinder – Madonna! Aber er verdiente eine Menge Geld damit, deswegen hielt sie sich mit vorwurfsvollen Anmerkungen zurück.
    Obwohl es bereits dämmerte, bemerkte Robert den schwarzen alten Mercedes schon von weitem. Er stand schräg zur Fahrbahn der Via Senese, und es sah nicht so aus, als hätte sein Fahrer freiwillig hier geparkt. Dieser stand ratlos neben seinem Wagen und bot einen eigenartigen Anblick. Der Mann mochte etwa siebzig sein und hatte schlohweißes Haar, das ihm fast bis auf die Schultern fiel. Eine Art Barett saß schief auf seinem Kopf, und auf der Nase lag eine große schwarze Hornbrille. Er trug einen schwarzen Gehrock, darunter ein weißes Hemd mit einer blauen Schleife. Trotz dieser seltsamen Aufmachung strahlte er auch etwas Würdevolles aus.
    Robert hielt und ließ die Scheibe auf der Beifahrerseite hinunter.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Der Alte schüttelte den Kopf.
    »Ich fürchte nicht«, sagte er mit einer wohl tönenden Baritonstimme, »ich weiß selbst nicht, was er hat. Er ist plötzlich stehen geblieben.«
    Robert stieg aus seinem Wagen.
    »Vielleicht haben Sie kein Benzin mehr?«
    »Nein, nein, das kann’s nicht sein. Ich habe heute Morgen erst getankt.«
    Robert strich sich über den Nasenrücken.
    »Vielleicht die Benzinpumpe, die Kerzen – aber so genau kenne ich mich damit leider nicht aus.«
    Der Alte lachte auf.
    »Wissen Sie, was ich von Autos verstehe? Nichts, überhaupt nichts. Ich weiß nur, dass sie fahren und was man machen muss, damit sie auf der Straße bleiben.«
    Robert überlegte kurz.
    »Kann ich Sie denn irgendwo absetzen? Dann können Sie morgen mit einem Monteur wiederkommen. Stehlen kann ihn ja keiner, wenn er nicht mehr fährt.«
    Der Alte lächelte Robert dankbar an.
    »Das ist sehr nett von Ihnen. Ich wohne am Rande von Bagnolo, das ist Richtung Impruneta.«
    »Na also«, sagte Robert, »das ist auch meine Richtung.«
    Der andere schüttelte den Kopf.
    »Ich will Ihnen auf keinen Fall Umstände ...«
    Robert öffnete die Beifahrertür des Range Rovers und machte eine einladende Handbewegung.
    »Keine Widerrede, ich fahre Sie nach Hause.«
    Nachdem der Weißhaarige seine Aktentasche aus dem Mercedes geholt und ihn sorgsam verschlossen hatte, stieg er ein. Er machte einen erleichterten Eindruck.
    Bevor Robert den Motor starten konnte, streckte er ihm die Hand entgegen.
    »Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle? Ich bin Paolo Mazzetti, Professore Paolo Mazzetti.«
    »Darling«, erwiderte Robert, während er ihm die Hand schüttelte, »Robert Darling.«
    Der Alte schaute ihn erstaunt an.
    »Sie sind kein Italiener? Dafür ist Ihr Italienisch aber erstaunlich gut!«
    Robert lächelte und startete den Motor.
    »Ich bin es zur Hälfte. Meine Mutter ist Italienerin, mein Vater war Amerikaner. Ich bin in der Schweiz aufgewachsen. Deswegen spreche ich auch noch Deutsch und Französisch. Aber Italienisch ist meine Muttersprache, Englisch meine Vatersprache.«
    Mazzetti nickte mehrfach.
    »Interessant. Darf ich fragen, was Sie beruflich machen?«
    Robert schaute kurz zur Seite.
    »Ich bin Spiele-Autor.«
    Einen kurzen Moment war er über sich selbst erstaunt. Für gewöhnlich beantwortete er diese Frage mit »Mathematiker«, weil die meisten sowieso nicht verstanden, dass Spiele-Autor ein richtiger Beruf war und dass man etwas draufhaben musste, wenn man auf dem Gebiet erfolgreich sein wollte. Wenn er
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