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Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller

Titel: Das Geheimnis der Totenstadt - Thriller
Autoren: Rolf Dieckmann
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ihn jedes Mal, wenn Robert in sein toskanisches Wahlheimatdorf Mezzomonte zurückkehrte, die Pforte zu seinem Grundstück öffnete, langsam den Kiesweg zu den Parkplätzen hinunterfuhr und dann die wenigen Meter zu seinem dreihundert Jahre alten Haus zurücklegte. Die Silhouette der piccionaia , des Taubenturms, zeichnete sich gegen den abendlichen Himmel ab.
    Vier Jahre war es jetzt her, als er nach langer Suche dieses Juwel entdeckt und sich sofort verliebt hatte. Eine besondere Faszination ging von dem Anwesen aus. Die schönen alten Gebäude waren in einem makellosen Zustand, und der Ausblick von dem Hügel, auf dem sie standen, weit über Weinberge, Olivenhaine, Zypressen und Eichenwälder, war atemberaubend. Vom höchsten Punkt zog sich das Grundstück terrassenförmig nach unten. Und von jeder Terrasse hatte man einen anderen Ausblick auf das wunderschöne Land.
    Catarina, seine Haushälterin, die jeden Morgen um elf Uhr aus dem Nachbardorf angeradelt kam, war bereits gegangen. Aber sie hatte mit Sicherheit vorgesorgt. Im Kühlschrank würde er eine Schüssel mit einem köstlichen Salat finden und im Backofen überbackene Pasta, die er so gern aß. Um den passenden Wein kümmerte er sich selbst.
    Moment , dachte Robert, als er die Halle mit den alten Terrakottafliesen in Richtung Küche durchqueren wollte, jetzt hast du den Koffer im Auto liegen lassen .
    Er hätte ihn auch am nächsten Morgen holen können, aber er wollte noch einmal das Manuskript des Vortrags lesen, den er in gut vier Wochen beim Internationalen Kongress der Spiele-Autoren in San Francisco halten wollte. Während des Flugs waren ihm einige Dinge eingefallen, die er unbedingt noch einarbeiten wollte.
    Er schaltete die Außenbeleuchtung für den Weg zu den Parkplätzen wieder ein und ging über den knirschenden Kies zurück zum Auto. Er öffnete die hintere Tür und griff nach dem Koffer, als sein Blick auf das Leinenjackett fiel. Es war beim Bremsen zwischen Vorder- und Rücksitze gerutscht. Er bückte sich und zog es heraus.
    Moment, was ist das?
    Zwischen den Vordersitzen klemmte eine schwarze Brieftasche. Er griff nach ihr, klappte sie auf und ging damit in den Lichtschein der Wegbeleuchtung. Eine Visitenkarte steckte im ersten Sichtfach.
    »Dr. Paolo Mazzetti«, las er laut. Die muss dem alten Herrn beim Ein- oder Aussteigen aus der Tasche gerutscht sein , dachte Robert. Du rufst ihn besser gleich an . Er schaute auf seine Armbanduhr. Gleich halb zehn. Vielleicht ist der Signore schon zu Bett gegangen. Du kannst sie ihm morgen zurückbringen, beschloss er, sperrte den Wagen ab und ging zurück ins Haus.
*
    »Er ist sehr vorsichtig geworden. Ich weiß nicht, ob er mir noch glaubt.«
    Der Mann mit der auffälligen Hakennase nahm seine überdimensionale Hornbrille ab und strich mit der rechten Hand die grauen Haare hinter das rechte Ohr.
    Sein Gesprächspartner, der ihm den breiten Rücken zugewandt hatte, drehte sich um, zog die Hände aus den Taschen seines hellbraunen Wildlederblousons und stützte sich auf den Schreibtisch. Er sprach mit sizilianischem Akzent. Seine Stimme war rau.
    »Wie Sie es anstellen, ist mir egal. Wir wollen nur wissen, was er weiß. Meine Auftraggeber sind nicht kleinlich. Sie bekommen jede Unterstützung.«
    Der Mann sprach langsam, fast höflich. Trotzdem hatte er etwas Bedrohliches.
    Der andere setzte seine Brille wieder auf. Seine Augen wirkten durch die dicken Gläser besonders groß und aufgerissen.
    »Gut, ich werde es versuchen.«
*
    Nach einem ausgiebigen Frühstück rief Robert bei Professor Mazzetti an. Das heißt, er versuchte ihn ans Telefon zu bekommen. Erst beim dritten Versuch klappte es.
    »Entschuldigen Sie«, sagte der und lachte, »das Haus ist so groß, und hören konnte ich früher auch besser.«
    Die Mitteilung, dass Robert seine Brieftasche gefunden hatte, versetzte den alten Herrn fast in Euphorie.
    »Gelobt sei Madonna, ich dachte schon, ich hätte sie unterwegs verloren. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll! Sehen Sie, alles hat eben seinen Sinn.«
    Robert lächelte.
    »Keine Ursache. Ich habe heute Vormittag keine Termine. Ich setze mich gleich in den Wagen und bringe sie Ihnen.«
    »Machen Sie sich keine Umstände«, sagte der Professor.
    »Oh doch, unbedingt«, lachte Robert, »Sie hatten mir eine interessante Geschichte und einen guten Wein versprochen.«
    Inzwischen war Catarina eingetroffen, sichtlich erfreut, dass ihr Signore Darling wieder zu Hause war. Es gab einiges zu
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