Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Spileuhr

Das Geheimnis der Spileuhr

Titel: Das Geheimnis der Spileuhr
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
daß ich ihr zwanzig Jahre lang keinen Schnupfen wünsche! Und nun stellen Sie das Tablett endlich ab!“
    Lilly tat es und rieb sich die Backe. „Guten Appetit!“ wünschte sie und war, sssssttt, eins-zwei-drei zur Tür hinaus.
    Balduin dagegen machte es sich richtig gemütlich und begann mit dem Verzehr.
    Eine halbe Stunde lang kaute, schnalzte und schmatzte er. Dabei jagte er ein ums andere Mal eine freche fette Stubenfliege davon, die unbedingt ebenfalls mit imbissen wollte.
    Endlich waren sämtliche Teller und Schalen auf dem Tablett abgegrast wie eine Futterwiese. Nicht ein einziges Krümelchen lag mehr herum. Und auch die Buttermilch war bis zum letzten Tropfen in Balduins nimmersattem Magen verschwunden.
    Der kleine Detektiv überlegte.
    Ein halbes Stündchen Schlaf wäre jetzt genau das richtige.
    Oder wenigstens ein Viertelstündchen, was?
    Nein!! Nein und abermals nein!
    Er war im Dienst. Und wie sagte sein Freund Pospisil immer: Im Dienst dürfen nur Regierungsbeamte, Zeitungshändler, Zahnärzte und Zeichenlehrer schlafen!
    Balduin sprang auf und lief fünfzig Meter in 20,8 Sekunden auf der Stelle.
    „So“, sagte er laut, „jetzt sind die feinen Sachen verdaut und du kannst Weiterarbeiten!“
    Und er tat es.
    Nachdem die Fußböden und Teppiche in allen drei Zimmern abgesucht waren, machte er sich mit Hilfe seines riesigen Vergrößerungsglases an die Betrachtung der anderen Dinge. Zum Beispiel der Schreibtische, der Anrichte, der Frisiertoilette, der Polstermöbel, Regale, Tische und Stühle.
    Und siehe da...
    „Ts-ts-ts-ts... Heiliges Kanonenröhrchen, das ist ja ..
    Jawohl, der Meisterdetektiv Balduin Pfiff hatte eine meisterliche Entdeckung gemacht!
    Und eine freche, fette Stubenfliege sollte später sogar noch eine Rolle in Balduin Pfiffs Kombinationen spielen.

„Nun, haben Sie was gefunden?”

    Das fragte der Baron, als Balduin Pfiff wieder vor ihm stand, das heißt saß.
    Und dann kippte Herr von Brossel vor Empörung fast aus seinem teuren Ledersessel.
    „Sagen Sie mal, Herr Baron, tragen Sie zufällig eine Perücke?“
    „Ich... Ich bitte Sie, Herr Pfiff, das geht aber entschieden zu weit!“ ereiferte er sich schnaufend.
    Balduin schüttelte den Kopf.
    „Warum spielen Sie denn gleich den Beleidigten. Sie können sich doch denken, daß ich einen wichtigen Grund für eine solche Frage habe, oder?“
    Der Baron schien sich jetzt doch selbst darüber zu ärgern, daß er... ja ja, daß er aus der vornehmen Haut gefahren war. „Entschuldigung!“ sagte er. „Also, fragen Sie weiter!“
    „Mach’ ich“, gähnte Balduin und schlug die Beine übereinander.
    „Welche Haarfarbe hat Ihre Frau?“
    „Dunkelblond!“
    „Und die Köchin?“
    „Grau!“
    „Und der Chauffeur?“
    „Schwarz!“
    „Und der Hausmeister?“
    „Rot!“
    „Und der Gärtner?“
    „Der Gärtner?“ Der Baron starrte Balduin Pfiff verständnislos an.
    „Ja, der Gärtner!“ wiederholte der kleine Detektiv ungeduldig. „Der hat gar keine Haare. Der hat eine Glatze!“
    „Hm“, machte Balduin und zupfte sich am Ohr. „Karlchen ist graumeliert und das Mädchen Lilly ist hellblond... Ts-ts-ts-ts. Hatten Sie in den letzten beiden Wochen Besuch?“
    Die Verständnislosigkeit bei Baron Brossel verstärkte sich. „Besuch? Nur meine Schwester, und die ist schon 76 Jahre alt. Was soll das mit den Haaren?“
    Durch das offenstehende Fenster drang Drehorgelmusik herein. Auf der Stirn des Barons bildete sich eine steile Falte der Mißbilligung.
    Balduin Pfiff zählte unter Zuhilfenahme seiner kleinen, dicklichen Finger auf:
    „Sie sind grau, Ihre Frau dunkelblond, die Köchin grau, der Chauffeur schwarz, das Mädchen hellblond, Karlchen meliert und der Gärtner hat eine Glatze. Und da auch der Hausmeister rote Haare hat, steht eindeutig fest, daß der Dieb von draußen kam. Also nicht zum Haushalt gehört!“
    „Und wie haben Sie das herausgefunden?“
    „Niemand von den Leuten, die hier ein und aus gehen, hat kurzgeschorene, dunkelbraune Haare!“
    Der Baron schluckte.
    „Dunkelbraune Haare ..
    Balduin Pfiff erhob sich, entnahm seiner rechten Jackentasche das zusammengefaltete Rezept für indianische Gewürzklößchen, klappte es vorsichtig auf und hielt es dem Baron unter die Nase.
    „Das sind sie! Ich fand sie auf dem Fußboden im Zimmer Ihrer Frau und im Blauen Salon.“
    „Ungeheuerlich... unglaublich ..murmelte Herr von Brossel. „Sie sind ein Genie, Herr Pfiff. Aber ich kenne leider niemanden mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher