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Das Geheimnis der Spileuhr

Das Geheimnis der Spileuhr

Titel: Das Geheimnis der Spileuhr
Autoren: Wolfgang Ecke
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angegebene Adresse: Parkallee 22.
    Ei der Daus, das war wirklich ein schickes Häuschen. Das heißt, mehr ein Haus... ein großes Haus... mit einem großen Garten.
    Und Punkt 16 Uhr saß er Friedrich Balthasar von Brossel, dem Baron, gegenüber.
    „Vielen Dank, lieber Herr Pfiff, daß Sie gekommen sind!“ sagte der Baron, nachdem er dem Detektiv mächtig die Hand geschüttelt hatte.
    „Was darf ich Ihnen anbieten? Wein, Kognak, Bier oder einen Wermut?“
    Wie ein Schauspieler schlenkerte Balduin Pfiff theatralisch mit dem Arm und deklamierte: „Von jedem ein kleines Glas schadet weder dem Vetter noch der Bas’!“
    Der Baron griff nach der Tischglocke, und es machte Klingeklingekling.
    Karlchen war schneller als das letzte „kling“.
    „Herr Baron haben geläutet!“ sagte er und stand dabei stramm wie ein Zinnsoldat.
    „Der Herr Pfiff möchte gern etwas trinken!“
    „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, bitte ein Glas Buttermilch!“
    „Buttermilch?“ fragte der Baron kopfschüttelnd. „Bu-Bu-Buttermilch?“ stotterte Karlchen.
    „Buttermilch!“ sagte Balduin Pfiff und nickte dabei ernst und gewichtig.
    „Sehr wohl! Ich will in der Küche nachfragen!“
    „Tipp-tipp-tipp-tipp“, und Karlchen war verschwunden.
    Aus Ermangelung eines entsprechenden Tisches schlug Balduin seufzend die Beine übereinander und lehnte sich behaglich zurück.
    „Also, Herr Baron, wo kneift das Pantöffelchen?“
    Herr von Brossel stutzte einen Moment lang, dann lächelte er. „Ja, ja“, nickte er. „Karlchen hat mir eine Menge von Ihnen erzählt. Aber kommen wir zur Sache.“ Er beugte sich vor. In seiner Stimme schwang echte Besorgnis: „In meinem Haus ereignen sich in letzter Zeit äußerst eigenartige Diebstähle. Um nicht zu sagen: geheimnisvolle Diebstähle.“
    „Ei der Daus!“ sagte Balduin Pfiff. „Aber an Diebstählen ist meist nichts Geheimnisvolles.“
    Balduin deutete zuerst nach links. „Dort ist ein Gegenstand!“ sagte er. Dann deutete er nach rechts: „Und dort ist ein Dieb. Zusammengerechnet macht das einen Diebstahl!“

    Der Baron schüttelte den Kopf so heftig, daß sein Klemmer von der Nase rutschte. „Nein, nein“, beteuerte er. „Ganz so einfach ist das nicht, lieber Herr Pfiff.“
    Es klopfte kurz. Karlchen betrat das Zimmer. In der Rechten ein kleines Tablett, darauf ein Glas.
    „Die Buttermilch!“ sagte er steif.
    „Danke!“ sagte Balduin.
    Zuerst schnupperte er am Glas, dann nippte er, und schließlich kippte er den Inhalt mit einem einzigen Schwups hinunter.
    „Gut!“ sagte er und stellte das Glas auf das Tablett zurück. „Ist was?“ fragte er Karlchen, der ihn vorwurfsvoll ansah.
    „Sie haben einen weißen Schnurrbart!“ flüsterte der.
    „Das habe ich immer, wenn ich Buttermilch trinke!“
    Ssssssst! sauste Balduins Zunge von Ost nach West über die Oberlippe. „Immer noch?“
    „Ist weg!“
    „Na fein!“ sagte Balduin Pfiff und klatschte zufrieden in die Hände. „Also, Herr Baron, wie war das mit den Diebstählen. Was wurde zum Beispiel gestohlen?“
    „Karlchen, du hast doch eine Liste vorbereitet!?“
    „Jawohl, Herr Baron.“
    Karlchen stellte das Tablett mit dem Glas vorsichtig ab und griff in die Tasche. Mit einem akkurat gefalteten Zettel kam seine Hand zurück.
    „Ich lese in der Reihenfolge des Verschwindens vor. Ist es so recht, Herr Baron?“
    „Selbstverständlich! Wenn es Herrn Pfiff ebenfalls recht ist?“
    „Ist mir, ist mir!“ versicherte der kleine Detektiv. Und im gleichen Augenblick rief er: „Moment noch!“ Er rutschte ein wenig im Sessel hin und her. Dann lehnte er sich zurück, schloß die Augen und sagte: „Jetzt!“
    Karlchen begann. Er sprach bedächtig, fast monoton: „Ein goldner Aschenbecher. Zwei silberne Haarbürsten. Ein goldner Brieföffner. Vier silberne Kuchengabeln. Ein goldnes Zigarettenetui. Drei Bilder in Silberrahmen. Eine vergoldete Schnupftabakdose. Ein silberner Korkenzieher. Eine goldene Krawattennadel. Ein silberner Wecker. Ein goldner Füller. Eine versilberte Schale und...“ Hier räusperte sich Karlchen und fuhr dann leise fort: „Und ein Spucknapf!“
    „Aus Gold oder aus Silber?“ fragte Balduin Pfiff, ohne die Augen zu öffnen.
    „Aus Messing!“
    Balduin öffnete seine Kulleraugen und feixte: „Ein Glück, daß das Haus noch steht, was? Merkwürdig... wirklich merkwürdig ..
    „Ich meine...“ begann Karlchen, doch Balduin Pfiff winkte heftig ab. „Ruhe, ich kombiniere... Übrigens, ich brauche Sie
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