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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten
Autoren: Ellis Peters
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hoffe aber nicht. Ich habe einfach nur den Wunsch, alles zu erklären. Es ist nötig.«
    »Es besteht keine Notwendigkeit, diese Dinge zu vertiefen«, sagte Radulfus. »Dies ist alles nicht schwer zu verstehen, aber ebenso schwer anzuhören, wie es sein muß, es zu erzählen.«
    »Nein«, sagte sie beruhigend, »ich empfinde kein Widerstreben dabei. Macht Euch um mich keine Sorgen. Ich schulde ihr die Wahrheit ebensosehr wie Euch. Doch genug davon. Er liebte sie. Sie liebte ihn. Wir wollen es kurz machen. Sie liebten sich, und ich wußte es. Niemand sonst.
    Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Aber vergeben habe ich ihnen auch nicht. Er war mein Gemahl, ich hatte ihn fünfundzwanzig Jahre geliebt, und obwohl ich eine leere Hülle war, konnte ich ihm nicht vergeben. Er gehörte mir, und ich konnte es nicht ertragen, ihn mit ihr zu teilen.
    Und jetzt«, fuhr sie fort, »muß ich etwas erzählen, was mehr als ein Jahr zuvor geschehen war. Damals verwendete ich die Medikamente, die Ihr mir geschickt hattet, Bruder Cadfael, um meine Schmerzen zu lindern, als sie zu schlimm wurden. Und ich versichere Euch, daß der Mohnsirup tatsächlich eine Zeitlang hilft, doch nach einer Weile versagt der Zauber, der Körper gewöhnt sich daran, oder aber der Dämon in einem wird stärker.«
    »Das ist wahr«, sagte Cadfael nüchtern. »Ich habe schon gesehen, daß er seine Wirkung verliert. Und die Behandlung kann über ein bestimmtes Maß nicht hinausgehen.«
    »Das war auch mir klar. Jenseits davon gibt es nur ein Heilmittel, und es ist uns verboten, zu ihm zu greifen.
    Nichtsdestoweniger«, sagte Donata unerbittlich, »überlegte ich, wie ich mir den Tod geben könnte. Eine Todsünde, Vater, das wußte ich, aber ich habe trotzdem daran gedacht. Oh, bitte keinen Seitenblick auf Bruder Cadfael, deswegen wäre ich nie zu ihm gegangen, denn ich wußte, daß er mir die Mittel nicht geben würde, wenn ich ihn darum bäte. Ich hatte aber auch nie die Absicht, mein Leben leichtfertig wegzuwerfen. Ich sah jedoch eine Zeit voraus, in der ich die Bürde nicht mehr würde tragen können, und ich wünschte, ich hätte irgendeine Kleinigkeit bei mir, ein kleines Fläschchen mit einem Mittel zur Erlösung, etwas, was mir Frieden versprach, das ich vielleicht nie benutzen würde, sondern nur als Talisman bei mir haben wollte, dessen bloße Berührung mir Trost schenken konnte, falls es zum Schlimmsten käme... Wenn es zum Äußersten kam, blieb mir damit wenigstens ein Fluchtweg. Mit dieser Gewißheit konnte ich weiterleben und alles weitere ertragen. Kann man mir das zum Vorwurf machen, Vater?«
    Abt Radulfus wurde aus einer Reglosigkeit gerissen, die so lange aufrechterhalten worden war, daß er heftig Luft holend hochfuhr, als verspürte er urplötzlich an sich selbst einen Anhauch ihres Leidens.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Recht habe, einen Tadel auszusprechen. Ihr seid hier, und Ihr habt der Versuchung widerstanden. Die Verlockungen des Bösen zu überwinden ist alles, was von Sterblichen verlangt werden kann. Aber Ihr erwähnt nichts von jenen anderen Tröstungen, die der christlichen Seele offenstehen. Ich weiß, daß Euer Priester ein Mann der Tugend ist. Habt Ihr ihm nicht die Möglichkeit gegeben, Euch einen Teil Eurer Bürde abzunehmen?«
    »Vater Eadmer ist ein herzensguter und liebenswürdiger Mann«, erwiderte Donata mit dem Anflug eines feinen Lächelns, »und seine Gebete haben meiner Seele ohne Zweifel geholfen. Aber der Schmerz sitzt hier im Körper und hat eine sehr laute Stimme. Manchmal konnte ich nicht einmal hören, wie ich selbst Amen! sagte, so laut heulte der Dämon. Nichtsdestoweniger habe ich mich nach anderer Hilfe umgesehen, ob das nun richtig war oder falsch.«
    »Hat es mit dieser Angelegenheit zu tun?« fragte Hugh sanft. »Denn es kann Euch nicht angenehm sein, und Gott weiß, daß es Euch erschöpfen muß.«
    »Es hat sehr viel damit zu tun. Ihr werdet sehen. Habt Geduld mit mir, bis ich zu Ende bringe, was ich begonnen habe. Ich habe meinen Talisman bekommen«, sagte sie.
    »Ich werde Euch nicht sagen, von wem. Ich konnte damals noch immer gehen, konnte zwischen den Verkaufsständen auf der Messe der Abtei herumwandern oder auf dem Markt. Ich habe das, was ich wollte, von einer fahrenden Händlerin bekommen. Inzwischen kann sie selbst tot sein, denn sie war schon alt. Ich habe sie seitdem nicht wiedergesehen und dies auch nicht erwartet. Aber sie machte für mich, was ich haben wollte, einen Trank,
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