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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten
Autoren: Ellis Peters
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bemühte. Er neigte den Kopf zur Seite, betrachtete seine Pergamentblätter und verglich die beiden Felder mit zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen Augen. »Doch bei der Entfernung bleiben uns Zeit und Mühe erspart. Wie ich schon sagte, wäre der Handel für beide Seiten von Vorteil.«
    »Der Töpferacker!« sagte Prior Robert nachdenklich.
    »So ein Feld wurde mit dem Silber für Judas' Verrat zur Beerdigung von Fremden gekauft. Ich hoffe, der Name bedeutet kein böses Omen.«
    »Es wurde nur nach meinem Handwerk benannt«, erwiderte Ruald. »Erde ist unschuldig. Nur der Gebrauch, den wir von ihr machen, kann sie besudeln. Ich habe dort ehrlich gearbeitet, als ich noch nicht wußte, wohin ich in Wahrheit gehöre. Es ist gutes Land. Man könnte es besser verwenden als für eine Werkstatt und einen Brennofen wie bei mir. Dafür hätte schon ein schmaler Hof genügt.«
    »Und der Zugang ist leicht?« fragte Bruder Richard.
    »Von der Landstraße aus gesehen liegt es jenseits des Flusses.«
    »Ein kleines Stück flußaufwärts gibt es eine Furt und eine Fähre, die sogar noch näher beim Feld anlegt.«
    »Dieses Land wurde Haughmond erst vor einem Jahr von Eudo Blount auf Longner geschenkt«, erinnerte sie Bruder Anselm. »Ist Blount an diesem Austausch beteiligt?
    Er hat keine Einwände erhoben? Oder muß er erst noch befragt werden?«
    »Ihr werdet euch erinnern«, sagte Bruder Matthew, in jedem Augenblick geduldig und Herr der Lage, wie es seine Art war, »daß Eudo Blount der Ältere Anfang des Jahres in Wilton starb, bei der Nachhut, die den Rückzug des Königs sicherte. Sein Sohn, ebenfalls Eudo benannt, ist jetzt Herr auf Longner. Ja, wir haben mit ihm gesprochen. Er hat keine Einwände. Die Schenkung ist Eigentum Haughmonds und kann so verwendet werden, wie es der Abtei am vorteilhaftesten erscheint, welchem Zweck dieser Tausch zugute kommen würde. Von dort sind keine Widerstände zu erwarten.«
    »Und auch keinerlei Beschränkung des Gebrauchs, den wir davon machen wollen?« fragte der Prior scharf. »Die Abmachung wird zu den üblichen Bedingungen erfolgen?
    So daß beide Seiten nach Belieben mit den Feldern verfahren können? Sie bebauen, kultivieren oder als Weideland nutzen, ganz nach Wunsch?«
    »Das ist abgemacht. Falls wir pflügen wollen, steht dem nichts entgegen.«
    »Mir scheint«, sagte Abt Radulfus und warf einen langen Blick auf die aufmerksamen Gesichter seiner Schar, »wir haben genug gehört. Falls jemand noch etwas zur Sprache bringen will, soll er es jetzt bitte ungescheut tun.«
    In dem anschließenden nachdenklichen Schweigen wandten sich viele Augen erneut mit milder Erwartung dem strengen Gesicht Bruder Rualds zu, der als einziger distanziert und unbeteiligt blieb. Wer sollte die Qualitäten jenes Felds, auf dem er so viele Jahre lang gearbeitet hatte, besser beurteilen können oder besser geeignet sein festzustellen, ob sie mit einer Zustimmung zu dem vorgeschlagenen Tausch gut fahren würden? Doch er hatte pflichtgemäß alles gesagt, was er zu sagen hatte, und spürte kein Bedürfnis, dem noch ein Wort hinzuzufügen. Nachdem er der Welt den Rücken gekehrt hatte und seiner ersehnten Berufung gefolgt war, gab es für ihn weder Feld noch Haus oder Brennofen und Familie mehr. Er sprach nie über sein früheres Leben, und vermutlich dachte er auch gar nicht mehr daran. In all diesen Jahren war er auf Wanderschaft und weit weg von zu Hause gewesen.
    »Sehr wohl, denn!" sagte der Abt. »Offensichtlich gewinnen sowohl wir als auch Haughmond durch diesen Tausch. Ich bitte Euch, Matthew, mit dem Prior zu verhandeln und den Vertrag entsprechend aufzusetzen, und sobald sich ein Tag festsetzen läßt, werden wir die Abmachung vor Zeugen schließen und besiegeln. Und sobald das erledigt ist, denke ich, sollten Bruder Richard und Bruder Cadfael sich das Gelände ansehen und darüber zu Rate gehen, wie wir das Feld am nutzbringendsten verwenden können.«
    Bruder Matthew rollte seine Pläne mit flinker Hand und einem befriedigten Ausdruck zusammen. Ihm oblag es, Eigentum und Geldmittel des Hauses streng im Auge zu behalten, Ländereien, Ernten, Schenkungen und Legate danach abzuschätzen, welchen Gewinn sie dem Kloster von Saint Peter und Saint Paul bringen konnten, und er hatte den Töpferacker mit kundigem Geschick bewertet. Was er gesehen hatte, hatte ihm gefallen.
    »Sonst gibt es nichts zu besprechen?« fragte Radulfus.
    »Nichts, Vater!«
    »Dann ist dieses Ordenskapitel beendet«,
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