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Das Geheimnis Der Schönen Toten

Das Geheimnis Der Schönen Toten

Titel: Das Geheimnis Der Schönen Toten
Autoren: Ellis Peters
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sagte der Abt, verließ das Gebäude vor den anderen und betrat das von der Augustsonne gebleichte Gras des Friedhofs.
    Bruder Cadfael ging nach der Abendandacht in dem angenehm kühlen Sonnenschein eines klaren Abends in die Stadt hinauf, um mit seinem Freund Hugh Beringar zu Abend zu essen und seinen Patensohn Giles zu besuchen, einen dreieinhalbjährigen, hochgewachsenen, kräftigen Jungen, der so etwas wie ein gutmütiger Tyrann des gesamten Haushalts war. Angesichts der heiligen Pflicht, die ein Pate seinem Schutzbefohlenen schuldig ist, hatte Cadfael Erlaubnis, das Haus mit angemessener Regelmäßigkeit zu besuchen, und wenn die Zeit, die er mit dem Jungen verbrachte, mehr mit Spiel als mit den ernsthaften Ermahnungen eines verantwortungsbewußten Paten verbracht wurde, war das weder für Giles noch für seine Eltern ein Grund zur Klage.
    »Er hört mehr auf dich«, sagte Ahne, die lächelnd und heiter zusah, »als auf mich. Aber er wird dich müde machen, bevor du das bei ihm erreichst. Zum Glück muß er bald ins Bett.«
    Sie war so blond, wie Hugh schwarz war, weizenblond und zartgliedrig sowie eine Spur höher gewachsen als ihr Mann. Das Kind hatte die gleiche lange, schlanke Gestalt und war flachsblond wie sie. Eines Tages würde er seinen Vater um Haupteslänge überragen. Hugh selbst hatte es vorhergesagt, als er seinen neugeborenen Erben, ein Winterkind, kurz vor Weihnachten zum ersten Mal sah, das schönste Geschenk zum Fest. Jetzt, im Alter von drei Jahren, hatte Giles die ungestüme Energie eines gesunden Welpen, und wenn diese verbraucht war, ergab er sich mit der gleichen Selbstvergessenheit dem Schlaf. Schließlich wurde er auf Alines Armen ins Bett gebracht, worauf Hugh und Cadfael allein zurückblieben, beim Wein zusammensaßen und auf die Ereignisse des Tages zurückblickten.
    »Rualds Feld?« fragte Hugh, als er erfuhr, was am Morgen im Kapitel beschlossen worden war. »Das ist doch das große Feld neben Gut Longner, wo er früher sein kleines Grundstück und den Brennofen hatte? Ich erinnere mich an die Schenkung an Haughmond, denn ich war damals Zeuge. Das war Anfang Oktober im letzten Jahr. Die Blounts sind für Haughmond immer gute Schirmherren gewesen. Obwohl ich sagen muß, daß die Klosterbrüder das Land kaum je genutzt haben, solange sie es besaßen. In euren Händen wird es bessere Verwendung finden.«
    »Es ist lange her, daß ich in seine Nähe gekommen bin«, sagte Cadfael. »Warum ist es so vernachlässigt? Als Ruald ins Kloster kam, war niemand da, der sein Handwerk hätte weiterführen können, ich weiß, aber Haughmond hat wenigstens einen Pächter in das Häuschen gesetzt.«
    »Das haben sie getan. Eine alte Witwe, doch was sollte die schon mit dem Boden anfangen? Jetzt ist auch sie nicht mehr da. Sie lebt im Haushalt ihrer Tochter in der Stadt.
    Der Brennofen ist zum Steinbruch geworden, und das Häuschen verfällt. Es ist höchste Zeit, daß wieder jemand dort einzieht. Die Klosterbrüder haben sich in diesem Jahr nicht einmal die Mühe gemacht, die Heuernte einzubringen. Sie werden froh sein, wenn sie das Land los sind.«
    »Das kommt beiden Seiten sehr gut zupaß«, sagte Cadfael nachdenklich. »Und wie Matthew berichtet, hat auch der junge Eudo Blount auf Longner nichts einzuwenden.
    Obwohl der Abt von Haughmond ihn zuvor um seine Einwilligung gebeten haben muß, da die Schenkung ja ursprünglich von Eudos Vater gekommen war. Ein Jammer«, sagte er traurig, »daß der Geber vorzeitig zu seinem Schöpfer eingegangen ist und in dieser Angelegenheit nicht mehr für sich selber sprechen kann.«
    Eudo Blount der Ältere, Gutsherr auf Longner, hatte seine Ländereien nur wenige Wochen nach der Schenkung des Felds an das Kloster in der Obhut seines Sohns und Erben zurückgelassen, um sich in Waffen König Stephens Armee anzuschließen, die damals die Kaiserin und deren Truppen in Oxford belagerte. Diesen Feldzug hatte er überlebt, nur um wenige Monate später bei dem unerwarteten fluchtartigen Rückzug aus Wilton zu sterben. Der König hatte nicht zum ersten Mal nicht nur seinen mächtigsten Gegner unterschätzt, Earl Robert of Gloucester, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der der Feind vorrücken konnte, und war so nur in Begleitung seiner Vorhut in eine gefährliche Situation geraten, aus der er sich nur infolge eines heldenhaften Nachhutgefechts hatte in Sicherheit bringen können, das den Großhofmeister des Königs, William Martel, die Freiheit und Eudo Blount das
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