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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern
Autoren: Tiffany Baker
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schützte. »Es gibt kein ›uns‹«, erklärte sie, während ihr der Wind wie eine angemessene Zurechtweisung gegen die Wangen klatschte. »Das hat es nie gegeben. Da gab es nur eine Geschichte, und wir waren dumm genug, sie zu wiederholen.«
    Die ersten Regentropfen fielen wie dicke Raupen vom Himmel, als Claire schließlich die Scheune erreichte. Sie hatte den Mantel in der Kirche liegen lassen, und ihr Pullover klebte an ihrem Körper wie eine zweite Haut. Ein paar Grad weniger, und es würde zu schneien beginnen.
    Mit klappernden Zähnen hielt sie inne. Hatte Whit sich überhaupt herbemüht? Kam sie zu spät? Seit ihrer Rückkehr auf die Salt Creek Farm trug sie keine Uhr mehr, und sie wusste nicht, wie lange sie in St. Agnes gewesen war. Claire schnupperte. Sie konnte den Qualm von Holz riechen und wusste, dass das Dezemberfeuer bereits entzündet worden war, aber das machte gar nichts. Noch hatte sie Zeit. Sie blinzelte in der Dunkelheit und entdeckte in der Ferne Whits bereits geparktes Auto. Und dann bemerkte sie auch ihn. Zum Schutz gegen den Regen hatte er den Mantelkragen hochgeschlagen und die Hände in den Taschen vergraben. Er kam auf die Scheune zu. Schon sein Gang wirkte so niederträchtig.
    Sie hielt den Atem an und schob sich in ein Gebüsch. Zum Glück verbargen sie die dunklen Schatten. Sie rief sich das Bild des reglosen Icicles auf dem Scheunenboden in Erinnerung, und dann wurde ihr plötzlich klar, dass sie Whit ohne zu zögern mit etwas Scharfem durchbohren würde, wenn sie jetzt etwas zur Hand hätte. In der Dunkelheit suchte sie nach irgendeinem Gegenstand, der ihr als Waffe dienen konnte, fand aber nichts, und das war nur eines der vielen Probleme auf der Salt Creek Farm. Dieses Gut war nur ein schlammiger, hilfloser Sumpf. Claire griff in ihre Tasche und befühlte das Streichholzbriefchen. Sie hatte es eingesteckt, nachdem sie eine Kerze für Unsere Liebe Frau entzündet hatte. Ein Blitz zuckte über den Himmel, zerriss die dunklen Wolken und heizte Claires Zorn noch an.
    Sie hörte, wie Whit in die Scheune trat, holte die Zündhölzer aus der Tasche, bevor sie es sich noch einmal anders überlegte, und kroch zur hinteren Wand des Gebäudes. Auf dieser Seite war sie windgeschützt, und als sie die rauen Bretter mit den Fingern berührte, fühlten sie sich trotz des eisigen Regens und vereinzelter Schneeflocken, die nun zu fallen begannen, immer noch trocken an.
    Während die Flamme des ersten Hölzchens verpuffte, flackerte beim zweiten Versuch eine Schwefelflamme auf. Claire hielt sie ganz unten ans Holz, dort, wo die Wand auf den Erdboden traf und ließ erst los, als sie sich die Finger verbrannte. Eine Sekunde, zwei, dann blies endlich der Wind, die Flamme erwachte zum Leben und wanderte seitlich an der Scheune entlang.
    Claire trat einen Schritt zurück und sah zu, wie das Holz brannte. Ein weiterer Blitz zerriss die Luft, und das Feuer leckte an den Fundamenten und erreichte den Rand des Gebäudes. Mit jedem Windstoß nahmen die Flammen mehr Fahrt auf. Mit einem Mal hatte Claire den Eindruck, dass in der Dunkelheit etwas – oder jemand – an ihr vorbeihuschte. Wenn ich dem Ganzen noch Einhalt gebieten will, dann ist das jetzt meine letzte Chance, dachte Claire, als sich die Flammen um die Ecke wanden, aber sie griff nicht ein. Stattdessen drehte sie sich um und ging so rasch sie konnte durch das Gras zurück zur Straße. Hinter sich konnte sie den immer dichteren Rauch riechen, aber das hielt sie nicht auf. Sie hatte ihren Teil erledigt, der Rest lag nicht mehr in ihrer Hand. Die Vergangenheit neigte dazu, sich zu wiederholen, aber dieses Mal, schwor sich Claire, würde ihre Zukunft ganz anders aussehen.
    Das Dezemberfeuer war in vollem Gange, als Claire auf Tappert’s Green ankam. Sie hatte den Moment verpasst, in dem es entzündet wurde, aber das machte gar nichts. Man war sogar erleichtert gewesen, dass sie das Salz nicht ins Feuer geworfen hatte. Wenn sie diese Aufgabe übernahm, kam nämlich selten etwas Gutes dabei heraus.
    Sie schob sich zwischen den kleinen Grüppchen hindurch und ließ den Blick über die bekannten Gesichter wandern. Als sie an dem alten Trio aus Agnes Greene, Cecilia West und Katy Diamond vorbeikam, hörte sie leises Tuscheln, aber es war Claire längst egal, was diese Frauen über sie dachten. Sie nickte ihnen freundlich zu, als sie näher kam, die drei reagierten aber nicht, und das war auch in Ordnung. Claire hatte nichts anderes erwartet. Dass sie
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