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Das Geheimnis der Salzschwestern

Das Geheimnis der Salzschwestern

Titel: Das Geheimnis der Salzschwestern
Autoren: Tiffany Baker
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Tresen und schob sich die Hände in die Taschen. Dein Pech, dachte sie. »Hier«, verkündete sie laut. »Das ist für das Dezemberfeuer morgen Abend. Claire und Jo verteilen dieses Jahr Salz an alle.« Cutt sah verwirrt aus, und Dee erinnerte sich wieder daran, dass er ja letztes Jahr nicht bei der Feier gewesen war. Sie war allein hingegangen und auch nur ganz kurz, bevor sie sich dann mit Whit davongeschlichen hatte.
    »Ich hab das Kind bekommen«, erklärte sie. »Nur, damit du’s weißt. Es ist ein Junge. Er ist draußen im Truck bei Jo.« Durchs Fenster deutete sie hinaus auf den klapprigen Lieferwagen, aber Cutt sah nicht hin. »Es geht ihm gut.«
    Dee verharrte noch einen Herzschlag lang, um zu sehen, ob sich im Panzer ihres Vaters vielleicht doch noch ein Riss auftun würde, aber vergeblich. Sein Kiefer zuckte nicht, da war kein Flackern in seinen Augen. Es sah fast so aus, als würde er nicht einmal richtig atmen. Dee schaute sich um und bemerkte, dass auf den Tischen die Salzschälchen standen, so als ob die Cutts unwiderruflichen Ruin aufhalten könnten.
    »Also, weißt du, eigentlich ist es gar nicht giftig«, verriet sie ihm und deutete mit dem Kinn auf eins der Schüsselchen, »aber Zauberkräfte hat es auch nicht. Jo würde dir das Gleiche sagen, und Claire auch. Die ist ein ganz anderer Mensch geworden.«
    So wie ich, fuhr es ihr durch den Kopf, als sie eilig nach draußen trat. Die Klingel läutete, das Glas klirrte, und auf einmal fühlte sie sich ganz unbeschwert und leicht, obwohl ihr das Herz in der Brust schlug wie eine Faust im Kampf – in einem Kampf, den sie vielleicht endlich gewonnen hatte.
    Am Abend des Dezemberfeuers schob Claire Dee eilig mit einer Schachtel Gewürzkuchen und einer Thermoskanne heißem Apfelwein in den Truck und beschwichtigte sie.
    »Wird Whit da sein?«, fragte Dee nämlich versuchsweise, und Claire fasste ihre schrille Stimme als ein Zeichen von Angst auf.
    »Bei so was macht der nie mit, das kannst du mir glauben«, beteuerte sie. Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, dass Whit im Vorjahr nicht nur beim Feuer gewesen war, sondern sich dort auch mit Dee getroffen hatte.
    Dee zuckte mit den Achseln und wandte den Blick ab. »Na, dann. Wenn Sie sich da so sicher sind.«
    »Ganz sicher«, bestätigte Claire betont heiter, und einen Moment lang klang sie wie die Frau, die Dee bei ihrer Ankunft in der Stadt kennengelernt hatte. Vielleicht lag es an den grauen Wolken, die sich am Horizont hinter ihr zusammenballten, oder an all den Gewürzen, deren Aroma die Küche in letzter Zeit erfüllt hatte, aber aus irgendeinem Grund war Claires Haar heute wieder so rot wie früher und ihre Haut genauso weiß. Sie fasste Dee mit der Hand am Kinn und sah sie scharf an. »Du bist noch so jung«, seufzte sie. »Manchmal vergesse ich das einfach. Mach dir um Jordy keine Sorgen«, fuhr sie fort. »Jo wird sich wunderbar um ihn kümmern. Jetzt geh und hab mal ein bisschen Spaß. Sonst staubst du uns hier noch ein. Ich muss erst noch was erledigen, komme dann aber auch gleich.« Ihr Gesicht verzog sich zu einem unerwarteten Lächeln. »Du wirst dich köstlich amüsieren«, behauptete sie, »das garantier ich dir.«
    Das wagte Dee zu bezweifeln, sie widersprach Claire jedoch nicht. Denn eigentlich war es ja auch egal. Wenn für sie heute Abend alles wie geplant laufen würde, dann waren Jordy und sie bald weit, weit weg, und dann würden sie nie wieder irgendeine Art von Salz anrühren.
    Dee erinnerte sich daran, was Mr Weatherly ihr erzählt hatte: Das Feuer wurde immer vom ältesten Bewohner der Stadt entzündet. Als sie Tappert’s Green erreichte, sah sie, dass die Ehre dieses Jahr Judith Butler gebührte. Sie hielt die Fackel in den zittrigen Fingern, während die Männer des Ortes am Scheiterhaufen noch letzte Hand anlegten. Dee reckte an ihrem Klapptisch den Hals, um auch ja nichts zu verpassen. Die Menge begann zu jubeln und zu klatschen, und aus der Dunkelheit erklangen die Töne einer Flöte, eine bekannte Melodie, in die die Menschen nun mit einfielen.
    Dee erlaubte es sich, einen Moment lang zu entspannen und das Knistern der Flammen sowie den Geruch nach Orangenschale und Glühwein zu genießen, der Claires Stand umgab. Seit seiner Geburt war sie nur selten ohne Jordy unterwegs gewesen, und obwohl sie es aufregend fand, in so einer kalten Nacht barhäuptig und allein am knisternden Feuer zu stehen, hatte sie trotzdem das Gefühl, als würde ihr eine Gliedmaße fehlen. Dee sah
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